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Die Opferung

Die Opferung

Titel: Die Opferung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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Bonchurch seit so vielen Jahren davon wussten, warum hatte sich nicht früher jemand darum gekümmert? Warum hatten die Tarrants nicht versucht, das Ding loszuwerden?
    Fünf Minuten lang war nichts mehr zu hören, und schließlich nahm ich Liz an der Hand und sagte: »Komm wieder ins Bett. Wir sollten versuchen, ein wenig zu schlafen.«
    »Ich gehe besser wieder in mein Zimmer«, sagte sie. »Wir wollen doch nicht, dass Danny mich hier antrifft.«
    »Ich glaube nicht, dass es Danny stören würde.«
    »Nein, aber es würde mich stören. Ich bin weder seine Mutter noch deine Geliebte. Wir sind einfach nur beim Vögeln gestört worden.«
    Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Ich hatte gehofft, dass wir da weitermachen würden, wo wir aufgehört hatten. Oder dass wir vielleicht einen Teil wiederholen würden. Aber offenbar war Liz nicht in der Stimmung dazu. Ich hatte mindestens fünf freche Antworten auf der Zunge, aber ich biss mir auf die Lippen. Vielleicht war sie ja morgen Abend wieder in der richtigen Stimmung.
    Sie kletterte aus dem Bett und zog ihr T-Shirt nach unten, aber ich konnte einen kurzen Blick auf ihre glänzenden dunkelroten Schamlippen werfen. Es war eines von diesen Bildern, die nur einen Sekundenbruchteil währen-, die man aber sein Leben lang nicht vergisst.
    »Höschen«, sagte ich und hielt ihren Slip hoch.
    »Danke«, erwiderte sie lächelnd. »Schlaf gut.«
    Sie hauchte mir einen Kuss zu, dann ging sie aus dem Schlafzimmer und schloss leise die Tür hinter sich. Ich blieb, wo ich war, auf einen Ellbogen gestützt, und hatte das Gefühl, dass ich die Frauen niemals verstehen würde. Mein Freund Chris Pert hatte mal gesagt, Frauen seien das einzige unlösbare Problem, das einen sexuell stimulieren könne.
    Ich wollte gerade das Licht ausmachen, als sie wieder ins Zimmer zurückkehrte.
    »Was ist los?«, fragte ich. Sie sah zutiefst beunruhigt aus, ihre Augen waren weit aufgerissen.
    »Vom Dachboden kommt Licht, ein sehr grelles Licht.«
    »Da oben gibt es kein Licht. Die Leitungen sind marode.«
    »Komm mit und sieh es dir an.«
    Ich erhob mich aus dem Bett und griff nach meinen Boxershorts, die so gestreift waren wie Zahnpasta.
    »Ich wollte gerade die Tür zumachen, als ich etwas flackern sah. Es sieht so aus, als stimme mit der Elektrik etwas nicht.«
    Ich trat in den Korridor, und Liz folgte mir. Es war völlig finster. »Ich kann nichts entdecken«, sagte ich zu ihr. »Wahrscheinlich hat sich nur was gespiegelt, als du die Tür zu deinem Schlafzimmer geöffnet hast. Auf dem Treppenabsatz befindet sich ein Spiegel.«
    »Da hat sich nichts gespiegelt«, beteuerte Liz. »Es war blau, wie Elektrizität.«
    Ich tastete mich an der Wand entlang bis zum Treppenabsatz. Es war so dunkel, dass es einfacher für mich war, die Augen zu schließen und mich wie ein Blinder vorzutasten. Liz war weiter dicht hinter mir, ihre Hand lag auf meiner Schulter. »Es war nur ein paar Sekunden lang zu sehen. Aber es schien so grell.«
    Wir hatten fast den Absatz erreicht, als wir einen schrillen Schrei hörten, wie von einem Kind, das sich in größter Gefahr befand. Meine Nackenhaare richteten sich auf, und ich sagte: »Scheiße, was zum Teufel ist das?« Liz griff verängstigt nach meiner Hand, und ich hielt sie genauso fest.
    Das Schreien wurde schriller, während es sich uns näherte, und war so durchdringend wie das Gellen der Pfeife eines herannahenden Zuges. Dann verhallte es allmählich.
    Im nächsten Augenblick hörten wir beide ein Geräusch, das an ein tiefes, dröhnendes Grollen erinnerte. Allerdings hörte es sich nicht wie irgendein mir vertrautes Geräusch von einem Tier an, das ich jemals gehört hatte, weder im Zoo noch in einer Tiersendung. Vielmehr klang es wie eine zu langsam abgespielte Aufnahme einer menschlichen Stimme. Tief und verzerrt - und so laut, dass die Fenster vibrierten.
    Dann flackerte das Licht und drang durch die Spalten rings um die Tür zum Speicher. Ein grelles blaues Licht, das für einen Augenblick den gesamten Korridor und den Treppenabsatz erhellte. Ich sah Liz' bleiches, entsetztes Gesicht. An der Wand des Flurs entdeckte ich ein Bild des gekreuzigten Jesus.
    »Allmächtiger«, flüsterte Liz. »Was ist das?«
    Ich nahm eine wenig überzeugende heldenhafte Haltung an und strich ihr über die Hand. »Es gibt eine vernünftige Erklärung dafür«, sagte ich, während mir schauderte. Noch immer trieben die Lichtformen vor meinen Augen umher. »Ein Kurzschluss oder

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