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Die Opferung

Die Opferung

Titel: Die Opferung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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wenn das Mädchen noch hier oben war? Wenn es real gewesen war, wenn man es entführt, missbraucht und ermordet hatte? Wie sollte ich das irgendjemandem erklären?
    Was, wenn die Geschichten stimmten? Wenn Brown Jenkin eine Bestie war und Kinder verschleppen konnte? Mein einziger Schutz war ein schnaufender 67-jähriger Rattenfänger mit einer Taschenlampe.
    Feigling, schimpfte ich mich tonlos aus. Aber dann dachte ich, dass es stimmte. Ich schämte mich nicht dafür, Angst zu haben.
    Harry hatte die oberste Stufe erreicht und lehnte sich gegen das Geländer, um sich umzusehen, während der Strahl seiner Taschenlampe jeden Winkel erhellte. Ich entdeckte ein ungesund aussehendes Schaukelpferd, dessen gelbes Glasauge leuchtete, die Mähne war im Lauf der Zeit vom beständigen Zerren durch Kinderhände ausgedünnt worden. Ich sah kleine Tische, auf denen sich alte Bücher stapelten. Von weit weg hörte ich Danny im Garten lachen, während Liz hinter ihm herjagte.
    »Letzte Nacht war hier oben die Hölle los«, sagte ich zu Harry. »Lichtblitze, Geräusche ... und das kleine Mädchen. Oder was ich für ein kleines Mädchen gehalten habe.«
    Harry griff hinter sich und umfasste meine Hand. »Sie müssen sich nicht entschuldigen, mein Freund. Sie wissen, was real ist und was nicht. So wie ich weiß, was meinen Bruder verschleppt hat. Einige Dinge weiß man einfach, ganz egal, was andere sagen. Vielleicht kann ich keine Ratten riechen, aber ich kann Brown Jenkin riechen.«
    »Was wollen Sie unternehmen?«, fragte ich ihn.
    »Ich werde mich gründlich umsehen«, antwortete er. »Selbst die klügste Ratte hinterlässt Spuren.«
    »Passen Sie bloß auf sich auf, ja?«
    Ich wartete auf der Treppe, während Harry über den Dachboden schlurfte, Laken anhob und Möbelstücke zur Seite schob. »Kein Rattendreck«, sagte er nach einer Weile. »Normalerweise findet man ihre Hinterlassenschaften.«
    »Vielleicht ist es ja gar keine Ratte«, gab ich zu bedenken.
    »Alle Schädlinge hinterlassen ihren Dreck«, erwiderte Harry. »So wie die Menschen immer Müll hinterlassen.«
    Mit einem Mal dachte ich an die Verpackung des Schokoriegels, die ich gestern während der Fahrt aus dem Fenster geworfen hatte, und fühlte mich schuldig.
    Harry stöberte weiter umher. Sehen konnte ich ihn nicht, er befand sich in der entferntesten Ecke des Dachbodens, über meinem Schlafzimmer. Hin und wieder sah ich den Lichtkegel seiner Taschenlampe, mehr aber auch nicht.
    »Augenblick mal«, sagte Harry. »Hier ist ein Dachfenster, aber ich sehe keinen Himmel.«
    Ich ging bis zur obersten Stufe, um ihn sehen zu können. Er stand an der Stelle, unter der mein Schlafzimmer lag, und hatte seine Lampe auf ein kleines zweigeteiltes Dachfenster in der abfallenden Decke gerichtet.
    »Keine Ahnung, was das ist«, sagte ich. »Wenn man das Haus von außen betrachtet, dann sieht es so aus, als wäre ein Teil des Dachbodens abgetrennt worden.«
    Harry dachte über meine Worte nach. »Das heißt, dahinter befindet sich etwas?«
    »Offensichtlich ja. Zwischen dem alten und dem neuen Dach.«
    »Groß genug, dass sich etwas darin verstecken könnte?«
    »Ja, aber keine Ratte. Wie sollte ein Ratte ein Dachfenster öffnen und schließen?«
    Harry richtete die Taschenlampe auf sein Gesicht. Es sah gespenstisch aus, wie eine Totenmaske, die mitten in der Dunkelheit schwebte. »Das ist die Frage. Und ich habe noch eine Frage: Wie konnte sich eine Ratte mit meinem Bruder aus dem Staub machen?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte, dass er Brown Jenkin so
    schnell wie möglich fand. Obwohl ein ständiger Luftzug herrschte, hatte der Speicher etwas unglaublich Erdrückendes an sich. Es war eher so, als würde man sich drei Etagen unter der Erde befinden, nicht über ihr.
    Harry stocherte umher und bewegte weitere Möbelstücke. »Sieht so aus, als müssten wir noch mal von vorne anfangen«, sagte er zu mir. »Keine Ratte zu sehen, auch kein Eichhörnchen. Nichts.«
    »Ich weiß, dass ich etwas gesehen habe«, beteuerte ich. »Es war struppig und dunkel und ist an mir vorübergehuscht.«
    Es folgte eine lange Pause, dann sagte Harry: »Ich glaube Ihnen. Ich kenne einige Leute, die Ihnen nicht glauben würden.«
    Über eine Minute lang stand er einfach da und starrte in die Dunkelheit, dann richtete er seine Taschenlampe wieder auf das Dachfenster. »Ich schätze, ich muss da mal einen Blick hineinwerfen. Vielleicht bringt uns das weiter.«
    »Ich bezweifle, dass es aufgeht«,

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