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Die Opferung

Die Opferung

Titel: Die Opferung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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schlafen können. Ich war so verdammt müde. Ich versuchte, einen Ausweg zu finden, wie ich mit irgendeinem Job den Maklern das Geld zurückzahlen konnte, damit ich Fortyfoot House endlich verlassen konnte, ohne ihnen etwas zu schulden. Ich überlegte, wie ich an einen neuen Wagen kommen sollte. Vielleicht konnte ich bei Großmutter ein wenig Geld borgen. Das Problem war nur, dass sie 88 Jahre alt und fast blind war und ihr Vormund wie der schärfste Wachhund der Welt ihr Vermögen hütete. Ich besaß nichts, was ich hätte verkaufen können.
    Ich versuchte, nicht an diese kleinen Zwerge zu denken, die raus-und reinkrochen.
    Liz' Idee von den Besetzern, die sich im Haus versteckten, war weit hergeholt, aber nicht völlig abwegig. Es war niemand auf dem Dachboden. Detective Sergeant Miller hatte das erklärt. Aber da war immer noch das abgetrennte Stück unmittelbar darunter, gleich neben diesem Schlafzimmer.
    Dieser Teil musste einmal ein Fenster aufgewiesen haben, das zur Westseite des Gartens und zu den Erdbeerbeeten zeigte, und er war groß genug, um drei oder vier Menschen Platz zu bieten, vielleicht sogar mehr. Aber es gab keinen Zugang, weder von hier, vom Schlafzimmer, noch vom Dachboden aus, soweit ich das hatte erkennen können, und auch nicht von außen.
    Ich betrachtete die ungewöhnlichen Winkel der Decke, die dadurch entstanden waren, dass man einen Teil dieses Zimmers abgetrennt hatte. Sie waren in keiner Weise symmetrisch. In nördliche Richtung schienen sie stärker abzufallen als auf der nach Süden weisenden Seite. Und die Wand zur Westseite hin - die abgeteilte Wand - stieß in einer so irritierenden und betonten Diagonale auf sie, dass ich kaum glauben konnte, dass es sich dabei bloß um einen Zufall handeln sollte. Diese Wände waren so extrem schief, dass eine Absicht dahinterstecken musste. Jemand hatte sie aus einem bestimmten Grund so angeordnet. Vielleicht aus demselben Grund, aus dem auch die gesamte Dachkonstruktion des Fortyfoot House in einer Art und Weise errichtet worden war, dass sie sich den Gesetzen der Perspektive zu entziehen schien. Manche Häuser wurden nach einem schlechten Plan erbaut, aber so schlecht konnte kein Plan sein.
    Ich starrte die Winkel an der Decke noch immer an, als mir bewusst wurde, dass sie auf mehr als nur zufällige Weise zusammenliefen. Es war sehr schwierig zu beschreiben, aber mir kam es so vor, als könne ich dahinterblicken, als könne ich diese Seite und die andere Seite der Decke gleichzeitig sehen. Ich rieb mir die Augen, aber als ich sie wieder öffnete, war der Eindruck stärker als zuvor. Ich hatte das untrügliche Gefühl, dass ich durch die Decke hindurch in den abgetrennten Bereich sah.
    In diesem Moment tauchte eine verschwommene Form auf, zu einer Seite geneigt. Sie flackerte ein wenig, so wie die Lichtreflexe eines Schwarzweißfernsehers, durch den Wohnzimmervorhang betrachtet. Die Form befand sich in der südwestlichen Ecke des Zimmers, dort, wo die Winkel zusammenliefen. Sie war der Decke näher als dem Boden und schwebte minutenlang auf einer Stelle, während ich angsterfüllt im Bett lag und überlegte, was wohl als Nächstes geschehen würde.
    Allmählich wurden die Konturen schärfer, obwohl ich noch immer nicht erkennen konnte, um was es sich handelte. Eine Spiegelung? Ein Irrlicht? Ich hatte davon gehört, dass in alten Häusern manchmal Gas aus defekten Leitungen entwich. In der viktorianischen Zeit waren regelmäßig Haushälterinnen an den Folgen von ausströmendem Gas erkrankt und gestorben.
    Einen Sekundenbruchteil lang glaubte ich zu erkennen, worum es sich bei der Form handelte. Sie sah aus wie eine Frau, die eine Haube mit weißen Spitzen trug. Ich glaubte zu sehen, dass sie den Kopf drehte. Ich glaubte, ihre Augen zu sehen.
    In diesem Moment schrie ich laut auf, und im gleichen Augenblick verschwand die Form in dem Winkel der Wand, als habe jemand einen Staubsauger auf sie gerichtet.
    Liz wachte auf und fragte: » Was? David, was ist?«
    Ich sprang aus dem Bett und riss die Vorhänge auf. Dann schlug ich im letzten Schein des Mondes dort gegen die Decke, wo der Schemen zum ersten Mal aufgetaucht war. Ich fühlte nur die feste feuchte Wand.
    »David, was ist los mit dir?«
    »Ich habe etwas gesehen. Es kam aus der Decke. Wie ... wie ein Geist. Ich weiß nicht. Es sah aus wie eine ... eine Nonne. Oder eine Krankenschwester.«
    »David, du hast geträumt.«
    Zornig schlug ich gegen die Wand und rief in einem wütenden Stakkato:

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