Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Opferung

Die Opferung

Titel: Die Opferung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
Vom Netzwerk:
übrig ist. Es führt nichts Gutes im Schilde, darum. Und ich muss Vera Martin beipflichten, dass sie Ihren Wagen zertrümmert hat, so Leid es mir tut, das zu sagen. Aber Sie hätten niemals zulassen dürfen, dass Harry nach Brown Jenkin sucht.«
    Ich musste mich sehr zusammenreißen, um nicht die
    Geduld zu verlieren und ihr zu sagen, was für ein dämliches altes Tratschweib sie war. Aber ich wusste, dass ich mehr von ihr hatte, wenn ich tolerant und reuig blieb.
    »Ich schätze, Sie haben Recht«, sagte ich, während ich meinen Blick auf Danny gerichtet hielt, der über die Steine in Richtung Promenade stieg. »Ich hätte Harry nicht ins Haus lassen dürfen.«
    »Er hat immer gesagt, dass Brown Jenkin seinen Bruder geholt hat«, sagte Doris und schüttelte den Kopf. »Er hat es so oft gesagt, dass Vera es ihm verbieten musste. Sie hatte ihm gedroht, zu gehen und nie wiederzukommen, wenn er noch einmal davon sprach.«
    »Doris«, beteuerte ich. »Es ist nicht meine Schuld. Keine zehn Pferde hätten ihn davon abhalten können.«
    »Tja. Jetzt ist es zu spät. Der arme Harry ist tot, und das war's. Keine Krittelei dieser Well wird ihn zurückbringen.«
    Ich wartete eine Weile, dann sagte ich: »Wenn jeder in Bonchurch sich schon immer solche Sorgen wegen Brown Jenkin gemacht hat... warum hat dann noch niemals jemand etwas unternommen?«
    Doris Kemble reagierte mit einem bitteren Lächeln. »Man kann nur schwer eine Kreatur fangen, die nicht immer vorhanden ist.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Könnten Sie heute Mittag zum Bahnhof gehen und den Zug von gestern erwischen?«
    »Natürlich nicht.«
    »Könnten Sie heute Mittag zum Bahnhof gehen und den Zug von morgen erwischen?«
    »Nein.«
    »Genau deshalb können Sie auch nicht Brown Jenkin fangen. Er war und er wird sein. Aber er ist nur sehr selten.«
    »Doris, können Sie mir irgendetwas über den jungen Mr. Billings erzählen?«
    »Was?«, fragte sie mit einem aggressiven Unterton.
    »Sie sagten, dass Ihre Mutter viel über die Billings wusste.«
    »Ja, sicher. Ich habe gesagt, dass sie im Fortyfoot House geputzt hat. Und was sie nicht über die Billings wusste, war es auch nicht wert, gewusst zu werden.«
    »Hat sie jemals Brown Jenkin erwähnt?«
    »Nicht oft. Sie machte das nicht so gerne. Jeder in Bonchurch weiß von Brown Jenkin. Einige sagen, dass es stimmt, andere halten es für Unsinn. Wir haben hier ein Sprichwort, wenn jemand zu viel getrunken hat: >Er hat Brown Jenkin gesehen.< Sie wissen schon, anstelle von rosa Elefanten.«
    »Und was glauben Sie?«
    Doris nahm ihre Brille ab. Ihre Augen wirkten müde und matt, ihre Wangen waren rissig. »Ich habe Brown Jenkin nie selbst zu Gesicht bekommen. Aber als ich jung war, sagten viele meiner Freunde, sie hätten ihn gesehen. Und dann war da noch Helen Oakes, meine beste Freundin zu jener Zeit. Eines Tages verschwand sie, und niemand wusste, was mit ihr geschehen war. Man gab ihrem Vater die Schuld, er wurde zweimal verhört, aber niemand konnte irgendetwas beweisen. Also ließen sie ihn wieder laufen. Es hat ihn trotzdem in den Ruin getrieben. Er musste sein Geschäft verkaufen und wegziehen. Ich habe gehört, dass er sich kurz nach dem Krieg erhängt haben soll.«
    »Aber was hat es mit dem jungen Mr. Billings auf sich?«, hakte ich nach.
    Sie machte eine Pause und dachte nach, dann schüttelte sie den Kopf. »Es bringt nichts, Geschichten über Leute zu erzählen, die seit langem tot sind. Vor allem Geschichten aus zweiter und dritter Hand. Das bringt ganz und gar nichts.«
    »Vielleicht doch«, sagte ich. »Ich glaube, wenn wir verstehen könnten, was in der Vergangenheit geschehen ist, dann sind wir vielleicht auch in der Lage zu verstehen, was heute im Fortyfoot House geschieht.«
    Doris Kemble setzte ihre Brille wieder auf und sah mich eindringlich an. »Meine Mutter hat gesagt, dass der junge Mr. Billings Dinge wusste, die er nicht hätte wissen sollen. Er ist an Orte gereist, an die kein Mensch jemals reisen sollte. Und er hat Dinge gesehen, die kein Mensch jemals sehen sollte. Er hat irgendeinen Pakt geschlossen, der mit dem Leben unschuldiger Kinder bezahlt werden musste. Darum wollte ich als Kind nie in der Nähe des Fortyfoot House spielen, und darum gehe ich auch heute noch niemals dorthin.«
    »Hat Ihre Mutter gesagt, was das für ein Pakt war und mit wem er ihn geschlossen haben könnte? Hat sie Ihnen irgendeinen Hinweis gegeben?«
    Doris Kemble sagte: »Ich mache jetzt Ihre Sandwiches fertig. Da

Weitere Kostenlose Bücher