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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Wolken.
    Luc fragte sich, ob man von Ameisen wirklich etwas lernen konnte. Eigentlich fand er die Vorstellung verrückt. Aber er musste sich wohl irren, wenn Michelles Schwester es bis zur Komturin gebracht hatte.
    »Ich glaube, ihre Versessenheit auf die Ameisen hat sogar dazu beigetragen, welche Ordensschule Lilianne wählte. Du weißt ja, die Neue Ritterschaft trägt den Blutbaum im Wappen. Der Orden war damals weit weniger bedeutend als die Ritter vom Aschenbaum. Sie ist ein Jahr vor mir auf die Ordensschule gegangen. Die ersten paar Wochen war ich froh, endlich einmal ohne sie zu sein. Aber dann habe ich angefangen, sie sehr zu vermissen.«
    Luc dachte daran, wie sehr er seinen Vater vermisste. Ein Kloß stieg ihm in den Hals. Jetzt bloß nicht losflennen! Das würde ihm bis ans Ende aller Tage peinlich sein.
    »Was ist aus den Ameisen geworden?«
    Seine Stimme klang belegt. Hatte sie das gemerkt?
    Michelle seufzte. »Die roten haben verloren. Sie wurden vollständig vernichtet.«
    Wieder sahen sie eine Weile den treibenden Wolken zu. Der Junge hatte das Gefühl, Michelle warte darauf, dass auch er etwas erzählte. Aber er wusste nicht, wovon er reden sollte. Sein Leben war nicht aufregend gewesen.
    »Hattest du einen Traum, als du noch kleiner warst? Irgendetwas Verrücktes, Unerreichbares, woran du an Nachmittagen wie diesem gedacht hast?«
    Luc schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Ach, komm. Jeder hat einen Traum«, sagte Michelle tadelnd.
Dann lachte sie wieder. »Ich verstehe ja, dass es dir vielleicht peinlich ist, darüber zu reden. Ich hatte auch einen wirklich peinlichen Traum. Wenn du davon gehört hast, dann wirst du dich nicht mehr schämen, mir von deinen Phantasien zu erzählen. Du kennst die heilige Ursulina?«
    Luc dachte eine Weile nach. Es gab so verdammt viele Heilige!
    »Das ist die mit dem Bären, nicht wahr?«
    »Ja, die Ritterin mit dem Bären.« Michelles Augen weiteten sich. Sie schien durch Luc hindurchzusehen. »Sie hat im ersten Krieg gegen Drusna gekämpft. Dem Krieg, der auf die Schlacht der Schwarzen Schiffe folgte. Sie soll im Lauf ihres Lebens sieben Trolle erschlagen haben.«
    Am Tonfall spürte Luc, wie die Ritterin erschauderte und zugleich voller Bewunderung war.
    »Ich habe schon Trolle gesehen«, sagte Michelle leise. »In Valloncour und auch in den Wäldern Drusnas. Sie sind schrecklich! Sie können mit einem Fausthieb einen Pferdeschädel zerschmettern. Ich wollte immer sein wie Ursulina. Tapfer, stark … Und einen Bären wollte ich reiten.« Sie lachte los und setzte sich plötzlich auf, um ihr Hemd hochzuziehen. »Sieh dir meinen Rücken an, Luc.«
    Mit Schrecken betrachtete der Junge die breiten, wulstigen Narben.
    »Ich habe mit einem Bären getanzt«, fuhr die Ritterin fort. »Leider hatte er etwas dagegen, mich auf sich reiten zu lassen. Ich habe ihn von klein auf großgezogen. Und dann ist das passiert. Er hat sich aufgerichtet, mich mit seinen Tatzen umarmt und fast umgebracht. Ich muss irgendetwas falsch gemacht haben.« Michelle ließ ihr Hemd wieder sinken. »Ich glaube, ich werde es trotzdem noch einmal versuchen …« Sie sah ihn an. »Glotz nicht so. Ich bin nicht verrückt! Ein bisschen
dickköpfig vielleicht. Weißt du, ein Leben ohne einen Traum ist ein armes Leben. Und es ist auch fast egal, was andere von deinem Traum halten. Und nun bist du dran. Erzähl. «
    »Ich wollte wie mein Vater werden …«, begann er zögerlich. »Ein Reiter an der Seite des Grafen Lannes. Ein berühmter Held. Aber nun sind alle tot …«
    »Aber ein Reiter könntest du ja vielleicht trotzdem noch werden.« Sie stutzte. »Du wolltest, dass dein Vater sieht, was aus dir wird, und dass er stolz auf dich ist, nicht wahr.«
    Luc war sich nicht sicher. So hatte er noch nie darüber nachgedacht. Doch es stimmte … Nichts hatte ihm so gut gefallen wie das Gefühl, seinen Vater glücklich zu machen. Ihn voller Stolz sagen zu hören: Das ist mein Sohn.
    »Einen Traum lebt man nicht für andere«, sagte Michelle vorsichtig.
    Luc spürte, dass die Ritterin sehr bemüht war, nicht durch eine unbedachte Äußerung seine Gefühle zu verletzen.
    »Ein Traum gehört einem ganz alleine«, fuhr Michelle fort. »Mein Vater war nicht gerade begeistert, als er von der Sache mit dem Bären hörte. Für ihn war ich immer nur die Zweitbeste. Lilianne war sein Liebling … Aber zurück zu dir. Gibt es nicht noch etwas anderes? Etwas völlig Verrücktes? Etwas, das du kaum auszusprechen

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