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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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mit den Schultern. »Tut mir leid, Luc. Darin war ich noch nie besonders gut. Wenn ich von Gott erzähle, dann vergraule ich die Leute nur.«
    Der Junge sah sie aus den Augenwinkeln an. So hatte er eine Dienerin der Kirche noch nie reden gehört.
    »Weißt du, Gott ist in mir. Aber es will mir einfach nicht gelingen, meine Gefühle und meine Gewissheit in angemessener Form in Worte zu kleiden.«
    Sie hatten den Garten hinter sich gelassen und den weiten Platz mit dem alten Brunnen erreicht. Michelle setzte sich auf den gemauerten Brunnenrand und blickte zum Himmel empor. Es war ein wunderschöner Spätsommertag. Kleine zerfaserte Wolken trieben hoch über ihnen. Die Ritterin streckte sich lang auf dem Brunnenrand aus und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
    »Als ich noch klein war, habe ich oft so mit meiner Schwester dagelegen. Wir haben den Wolken zugesehen und einander von unseren Träumen und Hoffnungen erzählt. Komm,
leg dich hinter mich, so dass unsere Köpfe dicht beieinander stecken, und lass uns reden.«
    Luc fühlte sich unwohl bei dem Gedanken, der Ritterin so nahe zu sein.
    »Komm, sei nicht so ängstlich. Was ist denn schon dabei, Junge? Du musst freier sein, wenn du eines Tages ein bedeutender Mann werden willst.«
    Etwas unbeholfen stieg er auf die Brunneneinfassung. Er wollte nicht, dass sie ihn für einen Feigling oder einen Dummkopf hielt. Aber wohl war ihm dabei nicht.
    Der Stein des Brunnens war angenehm warm. Er legte sich nieder und stieß sanft gegen ihren Kopf. Michelle machte ihm Platz. Ihr Gesicht war keine Handbreit entfernt. So nah war es, dass er es gar nicht mehr als Ganzes betrachten konnte. Sie hatte kleine Falten um die Augen, das war ihm nie zuvor aufgefallen. Ihr Atem streifte ihn. Er roch nach Vanille. Sie nahm manchmal ein paar Tropfen aus einer dunklen Glasflasche. Wahrscheinlich irgendeine Medizin.
    »Ich weiß sehr wenig über dich, mein Lebensretter. Magst du mir etwas über dich erzählen?«
    Luc räusperte sich. Sein Mund war ganz trocken.
    »Da gibt es nicht viel zu sagen«, brachte er mit Mühe hervor. Gleichzeitig dachte er, dass er ihre Augen mochte. Es waren die hübschesten Augen, die er je gesehen hatte. Genau genommen hatte er noch nie die Augen einer Frau aus solcher Nähe betrachtet. Nur die seiner Mutter.
    »Na, sehr gesprächig bist du ja nicht gerade. Hast du Geschwister? «
    Luc schüttelte den Kopf.
    »Ich habe eine große Schwester. Sie ist nicht mal ein ganzes Jahr älter als ich. Wir haben immer zusammengesteckt. Sie war in allem besser als ich. Als ich klein war, war es eine
Qual, sie um mich zu haben. Jetzt vermisse ich sie. Lilianne hat es weit gebracht. Sie wollte immer berühmt sein. Sie hat es geschafft. Sie ist die Komturin der Ordensprovinz Drusna. Und ich … Ich bin eine Ritterin, die gerade ein Jahr der Demut verbringen musste, weil ich in einer Schlacht einen Fehler gemacht habe.«
    Luc fand nicht, dass sie wie eine reuige Sünderin aussah. Jedenfalls klang ihre Stimme nicht bedauernd, als sie von ihrer Strafe erzählte. Was sie wohl getan haben mochte? Ganz gleich, was es gewesen war, er hatte das Gefühl, dass es ihr auch jetzt nach dem Jahr der Demut nicht leidtat.
    »Lilianne war immer die Anführerin, als wir klein waren. Sie war ganz besessen davon.« Michelle lachte unvermittelt. »Und weißt du, wovon sie noch besessen war? Von Ameisen! «
    Der Junge sah Michelle mit großen Augen an. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was eine Komturin mit Ameisen zu schaffen hatte.
    »Im Garten meines Vaters gab es zwei Ameisenvölker, ein rotes und ein schwarzes. Die roten Ameisen waren größer. Sie hatten richtige Krieger mit dicken Köpfen und mächtigen Beißzangen. Aber sie waren viel weniger. Unsere ganze Kindheit hindurch haben die beiden Ameisenvölker miteinander Kriege geführt. Oft haben wir ihnen stundenlang zugesehen. Die roten waren viel tapferer. Aber meistens haben sie verloren. Lilianne war überzeugt davon, dass man aus der Art, wie die Ameisen Kriege führen, viel lernen könnte. Wie sie marschierten. Wo sie kämpften. Warum sich manchmal die Roten behaupteten, obwohl die Schwarzen wieder mal in erdrückender Übermacht angriffen. Sie machte eine Wissenschaft daraus. Einmal hat sie mich verprügelt, weil ich in eine der Schlachten eingegriffen und ein paar hundert
schwarze Ameisen zertrampelt habe. Lilianne war tagelang wütend auf mich.«
    Michelle schwieg eine Weile und blickte auf zu den treibenden

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