Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
Schießscharten fiel, brach sich in den Edelsteinen und warf helle Flecken auf die Wände aus gestapeltem Holz und unverputztem Bruchstein.
    Die Wendeltreppe führte noch weiter nach oben, doch Gishild wollte sich zunächst ungestört in der Kammer des Ritters umsehen, bevor sie ihm schließlich entgegentrat. Dieser Raum würde ihr verraten, was für ein Mann sie erwartete. Offenbar niemand, der auf Sauberkeit und Ordnung Wert legte.
    Sie schlich zum Bett. Einen Augenblick lang sah sie einer Fliege zu, die in einer Schüssel mit Fischsuppe zappelte, welche achtlos auf den Boden gestellt war. Sie schob das Tier mit dem Zeigefinger zum Rand der Holzschüssel und wischte den Finger dann am schmutzigen Bettlaken ab.
    Neugierig sah sie nach dem Buch. Auf dem abgegriffenen Ledereinband war kein Titel zu finden. Sie blätterte ein wenig. Es war in der Sprache des Südens verfasst, die von der Kirche in die ganze Welt hinausgetragen worden war.
    Gishild überflog einige Zeilen und war überrascht. Der Ritter las Gedichte. Sie blätterte weiter … Traurige Liebeslyrik und Oden an eine schönere Welt. Merkwürdig. Jemand, der solche Bettlektüre pflegte, sollte gefährlich sein? Wieder war das Geräusch quietschender Angeln zu hören.
    Gishild fuhr herum. Die Tür des Kleiderschranks war wie von Geisterhand aufgeschwungen. Schwarzes Ölzeug und ein scharlachroter Umhang hingen darin. Wäsche stapelte sich in einer Ecke. Und ein Pistolenlauf lugte seitlich an dem Umhang vorbei.
    »Bilder wirst du vergeblich in diesem Buch suchen, Barbarenprinzessin«,
sagte die melodische Stimme, deren nächtlichem Gesang sie gelauscht hatte. Ein schmales, wettergegerbtes Gesicht schob sich zwischen den Falten des Umhangs hervor. Rote Adern durchzogen das Weiß seiner Augen, und lauter kleine Narben umrundeten seinen Mund. Es war ein Antlitz, das so gar nicht zu der Stimme passte.
    Gishild ärgerte sich über die beleidigenden Worte. Angst empfand sie nicht, obwohl der Ritter sie ganz offensichtlich erschrecken wollte! Lilianne hätte sie niemals an einen Ort gebracht, an dem ihr Leben in Gefahr war! Dessen war sich Gishild ganz sicher!
    »Kannst du reden?«, versuchte er es in der Sprache Drusnas. »Ich weiß, manche von euch grunzen nur wie die Schweine.«
    Gishild dachte an die endlosen Stunden in der Bibliothek zurück. Zum allerersten Mal in ihrem Leben würde sie etwas mit dem ganzen nutzlosen Wissen, das ihr Lehrer Ragnar ihr eingetrichtert hatte, anfangen können. Sie wollte ihm eine Antwort geben, die saß wie ein Schwertstoß. Sie sortierte im Geiste halb vergessene Worte in der Sprache des Südens.
    »Tja, stumm wie ein Fisch«, kam ihr der Ritter zuvor. »Vielleicht sollte ich Juztina vorschlagen, dich in ihre Suppe zu stecken. Schlechter kann sie davon nicht werden.«
    »Ich ziehe die klassische Epik eines Veleif Silberhand dem weltverbesserischen Gejammer eures André Griffon vor. Ich muss sagen, die Wahl deiner Lektüre verrascht mich.«
    Der Lauf der Pistole schwenkte zur Seite und verschwand.
    »Überrascht, meinst du wohl, Kindchen. Überrascht.«
    Sie hörte, wie die schwere Waffe auf den Schrankboden gelegt wurde. Hatte er sie nur abgelegt? Oder war das der Platz, an dem Drustan seine Pistolen verwahrte?

    »Eitel ist es, sich eines Menschen Bild zu machen, bevor man ihm gegenübertritt. Du verraschst mich, Prinzessin. Du scheinst klug zu sein. Obgleich … Für ein junges Mädchen hast du einen seltsamen Haarschnitt.«
    Die Bemerkung zu ihrer Frisur verärgerte sie zutiefst. So ein überheblicher Kerl!
    Der Ritter schob sich weiter zwischen Kleidern vor. Er war groß und sehr schlank. Auf sein schmuddeliges weißes Hemd hatte er eine silberne Brustplatte mit Rostflecken geschnallt. Er trug eine dunkle Reithose und nur einen Stiefel. Gishild starrte seine nackten Zehen an. Sie waren dicht behaart.
    »Ich hatte gestern Streit mit Juztina«, murmelte er. »Sie ist so ein widerborstiges Weib. Sie hat mir den zweiten Stiefel nicht ausgezogen. Ich musste mit einem Stiefel im Bett übernachten. «
    Erst als der Ritter ganz aus dem Schrank hervorgetreten war bemerkte Gishild, dass Drustans rechter Hemdsärmel leer herabhing. Sein Arm schien gleich unterhalb der Schulter amputiert worden zu sein.
    Der Ritter hob mit der linken Hand den leeren Ärmel an und ließ ihn wieder fallen. »Hat sie dir das nicht gesagt? Es ist leicht, einen Krüppel zu ärgern!«
    Seine Stimme hatte plötzlich eine Schärfe, die Gishild zurückweichen

Weitere Kostenlose Bücher