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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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verstand. Was konnte er dafür, dass ein Kobold und ein Ungeheuer aus dem Tunnel gekommen waren! »Ich habe dir doch dein Leben gerettet! Warum sollte ich auf dich schießen! Ich will sein wie du! Ich würde alles für dich tun!«
    Michelle senkte den Blick. »Ja, ich weiß … Es ist nicht vernünftig. Und trotzdem war diese Angst in mir. Deshalb bin ich einfach davongeritten. Kaum war ich aus dem Rosengarten,
da tat es mir leid, wie ich mich verhalten hatte. Ich steige ab, will nach dir sehen … Ich habe mich geschämt für mein unvernünftiges Verhalten. Aber was sehe ich? Du opferst der weißen Frau!« Sie seufzte. »Und selbst als ich diese Gewissheit hatte, konnte ich immer noch nicht einfach davonreiten. Was für eine Last hat Tjured mir mit dir auferlegt!«
    Luc zog an den Zügeln und wollte sein Pferd wenden. »Ich gehe. Ich will nicht, dass du meinetwegen leidest. Ich weiß nicht, was mit mir ist … Aber ich bringe Unglück. So viel ist gewiss!«
    Michelle griff ihm in die Zügel. »Du wirst hierbleiben, verdammt! Glaubst du, ich habe auf dich gewartet, um dich wieder ziehen zu lassen? Ich weiß nicht, was du mit mir gemacht hast. Aber mein Herz ist an dich gebunden! Ich kann dich nicht einfach gehen lassen …« Sie legte den Kopf in den Nacken und blickte in den Nachthimmel. »Ich wünschte, ich würde deine Zeichen verstehen, Herr! Was soll ich tun?«
    Lange verharrten sie beide schweigend.
    Schließlich seufzte Michelle. »Es ist eitel, eine Antwort von Gott einzufordern. Eigentlich habe ich sie schon bekommen. Ich hatte mir geschworen, dich zu verlassen, wenn du mir die Opfergabe an die weiße Frau nicht eingestehst. Es zu tun war tapfer. Du wusstest ja, dass ich dich dann eigentlich verstoßen müsste … Trotz allem sehe ich viel Gutes in dir. Vielleicht bist du ja nur ein verwirrter Junge, der zu viele Schrecken erlebt hat. Ich werde dich prüfen, Luc. Und wenn du es wert bist, werde ich dich nach Valloncour bringen. Ich werde meinen Brüdern und Schwestern alles über dich berichten. In Valloncour wird die Wahrheit über dich ans Licht kommen, Luc. Dort bist du Tjured so nahe wie sonst nur noch in Aniscans. Wenn du an dir zweifelst, dann reite nun fort, denn ich wünsche deinen Tod nicht.«

    »Ich werde alles tun, was du verlangst, Herrin.« Er wollte ihr so sehr gefallen! »Ich bin kein Heide! Ich werde es dir beweisen … Und wenn ich ein Wechselbalg bin, dann möchte ich in Valloncour unter dem Blick Gottes vergehen. Ich möchte wissen, was mit mir ist. Ganz gleich, welchen Preis ich dafür zahlen werde.«
    Endlich lächelte sie ihn wieder an. Er fühlte sich unendlich erleichtert.
    »Gut gesprochen, Junge. Ich weiß nicht, auf welche Seite dein Herz wirklich gehört. Aber es ist das Herz eines Ritters. Zumindest dessen bin ich mir sicher.«

DER BEFLECKTE RITTER

    Gishild blickte zur Stiege, die hinauf zum Turm führte. Drei Wochen war sie nun schon hier, und sie hatte Drustan immer noch nicht gesehen. Nur seine Stimme kannte sie. Wenn er Hunger hatte, rief er nach Juztina. Den halben Tag war sie damit beschäftigt, Holz zu spalten. Und dann musste sie es hochschleppen. Drustan harrte nur oben aus und versorgte das Signalfeuer auf der Plattform. Juztina hatte die ganze Mühe.
    Manchmal sang Drustan. Zu seltsamen Zeiten, mitten in der Nacht oder vor dem Morgengrauen. Er sang leise, aber Gishild hörte ihn trotzdem.
    Juztina hatte ihr wohl verziehen. Jedenfalls war die Drusnierin nett zu ihr. Allerdings sprach sie nur sehr wenig. Es war so gut wie unmöglich, mit ihr einfach nur zu plaudern. Sie
antwortete einsilbig. Und von sich aus begann sie so gut wie nie ein Gespräch. Das Schweigen, das im Turm herrschte, machte Gishild mehr als alles andere zu schaffen. Dass sie eine Gefangene der Todfeinde ihres Vaters war, musste sie sich immer wieder ins Gedächtnis rufen. Sie konnte sich auf der Insel frei bewegen. Niemand drangsalierte sie. Bis zu dem Tag, als die Elfe Silwyna gekommen war und sich ihr ganzes Leben verändert hatte, war sie am Königshof in Firnstayn in weniger Freiheit aufgewachsen als hier.
    Niemand sagte ihr hier, was sie tun oder lassen sollte. Niemand schrieb ihr vor, wie ihre Tage verlaufen sollten. Sie konnte schlafen, so lange sie wollte. Sie konnte essen, wann sie wollte. Juztina war dankbar, wenn sie ihr bei den täglichen Arbeiten zur Hand ging, aber sie kam nie, um Hilfe einzufordern. Gishild hatte hier keine Pflichten. Anfangs war ihr das angenehm gewesen, aber langsam

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