Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman
versteckter Platz für ein Feuer ließe sich finden. Aber wie sollten sie an den Magistern vorbeikommen, die am Eingang der Baubaracken schliefen? Nein, die Novizen waren es nicht.
Unruhig drehte sich Luc herum. Er konnte doch nicht zulassen, dass Gishild allein dort draußen war. Natürlich war sie kein Schaf. Sie konnte sich wehren, das hatte er ja am eigenen Leib erfahren.
Und dennoch … Die Vorstellung, dass ihr etwas passieren könnte, machte ihm mehr und mehr zu schaffen. Er fühlte sich für sie verantwortlich. Auch wenn sie versucht hatte, ihm die Nase zu brechen, und in das Erweckungsbecken gepinkelt hatte. Selbst als Heidin war sie eine von ihnen, eine Löwin. Tjured wollte gewiss, dass er nach ihr sah, überlegte Luc. Deshalb hatte Gott ihm den leichten Schlaf geschenkt. Er sollte merken, wenn sie davonschlich. Aber es war verboten, die Baracke bei Nacht zu verlassen.
Er durfte doch nicht einfach die Verbote und Regeln missachten. Bei Gishild war das etwas anderes. Sie schien unter
dem Zwang zu stehen, sich gegen alles aufzulehnen. Aber er war nicht so!
Luc setzte sich auf. Die anderen Novizen schliefen wie Steine. Kein Wunder, so wie sie den ganzen Tag geschuftet hatten. Noch nach Sonnenuntergang hatten sie am Turm gearbeitet. Morgen sollte der Schlussstein ins Kreuzgewölbe des Kellers gesetzt werden. Der verborgene Teil des Turms war damit vollendet, die Schatzkammer ihrer Lanze. Es fehlte nur noch die Falltür über der Wendeltreppe, eine Tür mit vierzehn Schlössern. Jeder von ihnen würde einen Schlüssel tragen. Wenigstens in dieser einen Sache waren sie gut, die siebenundvierzigsten Löwen von Valloncour. Ihr Turmbau ging besser voran als bei allen anderen Klassen. Ihren ganzen Stolz und Ehrgeiz steckten sie in diese Arbeit. Wenigstens hier war der Lohn ihrer Schinderei zu erkennen. Hier zeigten sie, dass sie etwas konnten, anders als beim Buhurt!
Morgen noch, dann würde ihr Turm endlich dem Loch entwachsen, das sie in Erde und Fels gerissen hatten, und sich dem Himmel entgegenheben.
Drustan, der gerne in großen Bildern sprach, hatte den Turm mit ihrer Zeit in Valloncour verglichen. Im ersten Jahr wurde das Fundament gelegt, auf dem ihre Ritterschaft ruhen würde. Ihre Körper und Seelen wurden bereitet. Es war eine Arbeit im Verborgenen. Alles, was danach kam, wäre deutlicher sichtbar.
Er dachte an die makellos weißen Wappenschilde, die über ihren Betten hingen. Am Ende des Jahres würden sie ihr Wappen erhalten. Es würde sich mit den Jahren ändern. Zunächst führten sie alle das gleiche Wappen. Auf der linken Seite des Schildes, auf der Herzseite, würde der Blutbaum sein. Und rechts ein stehender Löwe. Er war das Zeichen ihrer Lanze. Und weil sie mit Abstand die schlechtesten Spieler im Buhurt
waren, würden sie auf die Galeere kommen. Auch das würde man ihrem Wappenschild ansehen, denn ein schwarzes, aufrecht stehendes Ruder würde zwischen dem Löwen und dem Blutbaum prangen. Dort würden die Drachen eine schwarze Kette in ihrem Schild führen. Das Zeichen dafür, dass sie einmal die Besten im Buhurt gewesen waren. Zeichnete sich ein Schüler besonders aus, änderte sich sein Schild und wich ab von denen der übrigen Lanze. Ein breiter Balken würde das obere Drittel des Schildes einnehmen, in Rot, Schwarz oder Weiß, das waren die drei Farben, die ihnen die Heraldik des Ordens erlaubte. Und auf diesem Balken durfte der Held sein eigenes Wappenbild führen. Eine Pistole, ein Schiff, einen Turm … Was immer er wollte. Aber es sollte etwas sein, das in besonderer Verbindung zu ihm und seinem Leben stand. Dieses Recht erhielten alle übrigen Novizen auch, wenn sie zu Rittern geschlagen wurden. Dann hatte jeder seinen eigenen, unverwechselbaren Schild. Und wenn sie die Kriege überlebten und eines Tages zurückkehrten, um ihren Lebensabend in Frieden zu verbringen, dann würde sich der Wappenschild ein letztes Mal ändern. Nun würde er in vier Viertel unterteilt und in dem neuen Feld würde ein Zeichen für das aufgenommen, was den Lebensabend des alternden Ritters ausfüllte. Hammer und Meißel für einen Steinmetz, eine Feder für einen Schreiber, Zirkel und Feder für einen Kartenzeichner, es gab unendlich viele Variationen. Nicht zwei Schilde waren einander gleich. Und weil die Schilde der Ritter, die den letzten Abschnitt ihrer Lebensreise angetreten waren, geviert waren, nannte man sie die Gevierten.
Luc versuchte sich vorzustellen, wie sein Schild einmal aussehen
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