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Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks

Titel: Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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nicht nur vor der klirrenden Kälte, sondern sorgten auch dafür, dass sie im Dämmerlicht mit ihrer Umgebung nahezu verschmolzen. Sich im Schutz der Eisnadeln haltend, die den Tempel wie riesige Palisaden umgaben, arbeiteten sich die beiden an ihr Ziel heran. Ihre Schritte knirschten im Firn, der Atem verließ ihre Nüstern als weißer Dampf.
    »Weißt du, was ich mich frage?«, raunte Rammar seinem Bruder zu.
    »Was?«, fragte Balbok.
    »Ich frage mich, ob Girgas das ganze Theater zu schätzen wüsste, das wir seinetwegen veranstalten. Ich meine, hast du schon mal von Orks gehört, die sich bis ans Ende der Welt begaben, um das verlorene Haupt ihres Anführers zurückzuholen?«
    Balbok überlegte kurz. »Nein«, gestand er dann.
    »Wenn diese umbal'hai zu Hause im bolboug wüssten, was wir alles auf uns nehmen, um Girgas' dämlichen Schädel zu beschaffen … Wir haben gegen Ghule und eine Spinne gekämpft, haben uns bei den Zwergen eingeschlichen und dutzendweise Menschen erschlagen. Nicht schlecht für zwei Orks, die man unter Schimpf und Schande aus dem Dorf getrieben hat, oder?«
    »Finde ich auch«, pflichtete Balbok seinem Bruder bei.
    »Weißt du was? Erzählen sollte man es ihnen, Wort für Wort. Die ganze Geschichte, von Anfang an.«
    »Du meinst eine Saga? So wie die Zwerge sie erzählen?«
    »Schmarren. Ich rede nicht von einer Geschichte über bärtige kleine Kerle, die im Dreck nach Goldklumpen wühlen. Wen interessiert so was denn? Ich spreche von einer Saga über zwei Orks, die große Taten vollbringen und ihre Feinde das Fürchten lehren. Die Geschichte vom tapferen Rammar und seinem Helfer Balbok, die die Elfen bezwangen, um das Haupt des großen Girgas zurück ins bolboug zu bringen.«
    »Klingt gut.« Balbok nickte eifrig. »Aber warum muss es heißen ›Der tapfere Rammar und sein Helfer Balbok‹? Warum nicht ›Der tapfere Balbok und sein Helfer Rammar‹?«
    Rammar erwiderte nichts darauf, aber der Blick, den er seinem Bruder unter der Fellkapuze her zuwarf, war vernichtend.
    »Und da ist noch etwas«, fuhr Balbok in seiner Kritik fort. »Die Spinne, die Ghule und die Menschen haben wir besiegt, das stimmt. Aber an den Elfen sind wir noch nicht vorbei, und ich glaube nicht, dass sie die Karte freiwillig rausrücken werden.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Ich habe gehört, dass Elfen ihre Festungen und Tempel mit Fallen sichern. Außerdem soll es dort endlos verzweigte Gänge geben, in denen man leicht die Orientierung verlieren und sich verirren kann. Und obwohl die Elfen allmählich aus unserer Welt verschwinden, sind sie doch noch immer die besten Schwertkämpfer überhaupt, und ihre Bogenschützen vermögen jedes Ziel zu treffen, ganz egal, ob …«
    »Schon gut«, fiel Rammar ihm verdrießlich ins Wort. »So genau will ich es gar nicht wissen.« Sein Bruder hatte eine unnachahmliche Art, einem die Laune zu verderben.
    Sie erreichten eine letzte Eisnadel, hinter der sie Deckung suchten. Von hier aus hatten sie freien Blick auf den Tempel, der sich riesengroß und mächtig vor ihnen erhob. Die Orks erkannten, dass die Wände und Mauern nicht wirklich aus Eis bestanden, sondern aus weißem Gestein, das lediglich mit Eis überzogen war. Und dass es nicht die Kräfte der Natur gewesen waren, die das Bauwerk geformt hatten, sondern dass seine Linien einer strengen Geometrie folgten. Wer immer den Tempel errichtet hatte, hatte gewollt, dass er aus der Ferne wie ein riesiger Eisklotz wirkte. Erst, wer sich näherte, sah, dass es sich um eine Tempelfestung handelte.
    Auch ein großes Tor gab es, dessen schneeweiße Flügel sich kaum von der Mauer abhoben. Es war verschlossen, und in den schmalen Fenstern oberhalb des Tors konnten Rammar und Balbok erstmals auch schemenhafte Gestalten erkennen. Wächter, die Alarm geben würden, sobald sie die beiden Orks entdeckten.
    »Schöner Mist«, meinte Rammar. »Und was nun?«
    »Das Tor ist verschlossen«, erklärte Balbok überflüssigerweise. »Wir werden einen anderen Weg hinein finden müssen.«
    »Wie klug du bist.« Rammar schnitt eine Grimasse. »Und wie willst du das anstellen? Dich durch den Fels beißen?«
    Balbok ließ sich so rasch nicht entmutigen – nicht nach allem, was sie durchgemacht hatten. Suchend blickte er an den eisigen Mauern des Tempels empor und entdeckte eine schmale Öffnung, die nach Südwesten blickte.
    »Dort!«, rief er und wies hinauf.
    »Was soll da sein?«
    »Ein Fenster. Dort hinauf müssen wir.«
    »Dort hinauf

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