Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks
bitteschön, sollte man die verschiedenen Rassen denn noch auseinander halten, wenn jeder anfing, in eines jeden Zunge zu sprechen?
Abrupt blieb er stehen.
Der Gang, den sie entlanggeeilt waren, teilte sich vor ihnen, und Rammar wusste beim besten Willen nicht, ob sie den linken oder den rechten Weg nehmen sollten. Vorhin waren sie auf einem anderen Weg hergekommen, aber selbst wenn es derselbe gewesen wäre, hätten sich die Orks in dem Gewirr säulengesäumter Gänge und Korridore nicht zurechtgefunden.
»Verdammt!«, raunte er Balbok zu, während hinter ihnen bereits die Wachen zu hören waren, die sie verfolgten. »Hast du eine Ahnung, welcher der Weg nach draußen ist?«
»Nein.« Balbok machte ein langes Gesicht.
»Ihr Idioten!«, maulte die Priesterin, die so gar nichts von der salbungsvollen Art ihres Volkes zu haben schien. »Was für eine Art Entführung soll das denn sein? Hattet ihr keinen Plan für eure Flucht?«
»Und ob, den hatten wir«, versicherte Rammar und lachte rau. »Aber der hat sich leider die Knochen gebrochen. Sieht so aus, als müsstest du uns den Weg zum Ausgang zeigen.«
»Ich?«
»So ist es.« Rammar hielt ihr die Spitze seines saparak an die Kehle. »Welchen Gang sollen wir nehmen? Nur immer frei raus damit.«
Die Priesterin presste störrisch die Lippen zusammen, und aus ihren schmalen Augen sprach pure Verachtung. In diesem Moment kam ein Trupp mit Schwertern bewaffneter Wächter um die Biegung gelaufen.
»Nun rede schon!«, drängte Rammar und verstärkte den Druck seiner Waffe.
»Dort entlang!« Sie deutete mit einem Kopfnicken hin zum linken Gang, worauf Balbok und Rammar ihre Flucht unverzüglich fortsetzten.
Die Elfenwachen blieben ihnen auf den Fersen, wagten allerdings nicht, die Orks anzugreifen, um das Leben der Hohepriesterin nicht zu gefährden. Da sie die Einzige war, die das jahrhundertealte Geheimnis von Shakara kannte, würde es unwiederbringlich verloren gehen, wenn sie starb, und daran wollte keiner von ihnen schuld sein.
Ihre Gefangene als lebenden Schild missbrauchend, flüchteten Rammar und Balbok durch den Gang. Als dieser sich erneut teilte und es sowohl eine Treppe nach oben als auch eine in die Tiefe gab, wies die Priesterin sie an, die Stufen nach unten zu nehmen. Nach einer Vielzahl weiterer Gänge und Treppen fand die Flucht der Orks allerdings vor einem riesigen Tor, dessen Flügel aus kunstvoll behauenem Stein bestanden, ein jähes Ende. Zweifellos war dies das Haupttor, das sie von draußen gesehen hatten.
Die Orks blickten an der Innenseite der Pforte empor. Jeder Versuch, den schweren Riegel zu heben, erschien ihnen aussichtslos.
»Und nun?«, fragte die Priesterin in unverhohlenem Spott. »Was gedenkt ihr jetzt zu tun, meine törichten Freunde?«
»Du wirst das Tor für uns öffnen«, verlangte Rammar, wild mit dem saparak fuchtelnd. Noch immer waren die Stimmen der Verfolger hinter ihnen, und mit jedem Augenblick wurden sie lauter. Gleich würden die Wachen sie erreichen …
»Ich?« Die Elfin lachte silberhell. »Niemals! Nicht einen Finger werde ich krümmen.«
»Dann wirst du sterben!«, drohte Rammar.
»Das müssen alle, wenn ihre Zeit gekommen ist«, entgegnete sie kaltschnäuzig, und an ihrem Blick konnte Rammar erkennen, dass sie sich tatsächlich nicht vor dem Tod fürchtete. Im Gegenteil, das Elfenweib schien mit ihrem Ende zu liebäugeln wie eine Menschenhure mit einem Freier.
Was tun?
Rammars Blicke glitten erneut an dem gewaltigen Tor empor. Einen Mechanismus, mit dem sich der mächtige Riegel heben ließ, schien es nicht zu geben, und aus eigener Kraft vermochten das selbst die beiden Orks nicht. Sie saßen in der Falle – und das Elfenweib trug Schuld daran.
»Du …!«, schnaubte Rammar und richtete die Spitze des Speers erneut gegen sie. »Das hast du mit Absicht getan.«
»Ihr wolltet den Weg zum Ausgang wissen, oder nicht? Das ist der Ausgang, also beschwert euch nicht!«
»Aber das Tor lässt sich nicht öffnen.«
»Vom Öffnen war auch nicht die Rede. Du wolltest nur den Weg wissen.«
»Du elende, verdammte …« Rammar wollte die Elfin mit den ärgsten Beleidigungen bedenken, die die Orksprache hergab – da erschienen die Verfolger in der Torhalle. Die Schilde mit dem Kristallsymbol erhoben, stürmten sie heran und bildeten einen Halbkreis um die Orks, die mit dem Rücken zum Tor standen.
»Gebt auf!«, verlangte der Hauptmann. »Ihr könnt nicht entkommen!«
»Das sehe ich anders«, entgegnete
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