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Die Orks 02 - Der Schwur der Orks

Titel: Die Orks 02 - Der Schwur der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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und er erwartet dich. Wir haben Anweisung, dich zu ihm zu bringen, sobald du hier eintriffst.«
    »Dann tut, was man euch aufgetragen hat!«, entgegnete Ankluas. »Ich kann es kaum erwarten, ihm zu begegnen.«
    Die Tempelwächter schienen ein wenig überrascht angesichts von so viel Kaltschnäuzigkeit, aber sie gewannen die Fassung rasch zurück. »Zuerst werden wir dich entwaffnen«, kündigte der Hauptmann feindselig an.
    »Xargul wünscht mich wehrlos zu sehen? Was für eine Gottheit ist er, wenn er die Klinge eines Orks fürchtet?« Ankluas lachte höhnisch, doch dann warf er sein Schwert dem Hauptmann vor die Füße. »Er soll bekommen, wonach er verlangt.«
    »Xargul bekommt ohnehin, wonach er verlangt!«, entgegnete der Hauptmann und gab seinen Leuten einen Wink, woraufhin einige der Soldaten vortraten und Ankluas nach weiteren Waffen durchsuchten – ohne Ergebnis. »Wirst du dich uns freiwillig fügen, oder müssen wir dich zwingen?«, fragte der Hauptmann.
    »Ich füge mich«, erwiderte der Ork, worauf ein enttäuschtes Schnauben unter dem Helm des Hauptmanns hervordrang. Auf ein weiteres Zeichen hin setzte sich der kleine Trupp mit Ankluas in der Mitte in Bewegung und durchschritt den Tempel. Erst da gewahrte der Ork im rückwärtigen Teil des Gewölbes eine kreisrunde, an die zehn Schritt tiefe Grube, an deren Rand die Soldaten stehen blieben.
    »Dort hinab musst du«, sagte der Hauptmann und deutete in die Tiefe. »Xargul erwartet dich dort!«
    »Wie aufmerksam von ihm.« Auf dem Grund der Grube sah Ankluas unzählige abgenagte Knochen, die den Boden übersäten.
    Menschliche Knochen …
    »Wie ich sehe, hat euer Xargul Geschmack.«
    »Das Spotten wird dir vergehen, wenn du ihm gegenüberstehst«, kündigte der Hauptmann an, und Ankluas war sicher, dass das Gesicht unter dem Helmvisier dabei schadenfroh grinste. »Und jetzt hinein mit dir!«
    Im gleichen Moment erhielt Ankluas einen heftigen Stoß in den Rücken, und er stürzte hinab in die Grube, schaffte es aber, auf den Füßen zu landen und sich zwischen stinkenden Exkrementen und abgenagten Knochen abzurollen, ohne sich etwas zu brechen.
    »Geh nur!«, rief der Hauptmann höhnisch von oben herab. »Xargul erwartet dich!«
    Ankluas raffte sich auf und schaute sich um. Es gab nur einen Ausgang – eine Öffnung in der senkrechten Grubenwand, ein von orangerotem Schein beleuchteter Stollen. Er war groß und breit.
    Ankluas setzte sich in Bewegung. Vorbei an den Überresten von Menschen, die in der Grube ein grausiges Ende gefunden hatten, betrat er vorsichtig den Gang. Der Gestank, der ihm entgegenschlug, war unbeschreiblich – eine Mischung aus Fäulnis und Schwefel, für einen Menschen vermutlich tödlich. Auch war es im Stollen unerträglich heiß, und mit jedem Schritt schien sich die Hitze noch zu steigern.
    Der Grund dafür wurde dem Ork schon bald klar: Er bewegte sich geradewegs auf den Kern des Berges zu, auf die flüssige Glut, die im Inneren des Anar brodelte und seit Jahrtausenden nach Ausbruch verlangte. Das Rumoren, das die heiße Luft erfüllte und mit jedem Augenblick noch zuzunehmen schien, unterstrich diesen Eindruck, ebenso wie das feurige Leuchten, das den Stollen beleuchtete und weder von Kerzen noch von Fackeln stammte, sondern von geschmolzenem, glühenden Gestein.
    Schweiß auf der narbigen Stirn, folgte der Ork dem Felsengang, allein und unbewaffnet. Wenn er ehrlich gegenüber sich selbst war, musste er sich eingestehen, dass er Angst hatte – weniger um sich selbst als um die Welt und die Wesen, die in ihr lebten …
    Der Stollen endete.
    Glutschein und sengende Hitze trafen ihn, sodass Ankluas unwillkürlich Gesicht und Augen schirmte. Dennoch ging er weiter.
    Er erreichte das Ende des Stollens und trat hinaus, fand sich auf einer schmalen, vorn spitz zulaufenden Plattform wieder. Sie befand sich auf halber Höhe einer riesigen Höhle, die von frenetischem Brausen erfüllt war.
    Über Ankluas wölbte sich eine gewaltige Felsendecke, in der dunkle Öffnungen klafften, und unter ihm erstreckte sich ein See aus glühender Lava. Die Plattform ragte weit über den Lavasee hinaus. Verzehrende Hitze stieg davon auf, es blubberte und brodelte, hier und dort schwamm schwarze Schlacke auf der flüssigen Glut, und es gab weiß leuchtende Strudel.
    Schon der Anblick des Infernos, das an die Welt in ihrem Urzustand erinnerte, ließ Ankluas erschaudern – das blanke Grauen jedoch erfasste ihn, als er eine Präsenz spürte, die

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