Die Orks 02 - Der Schwur der Orks
einmal zurück ins Jenseits beförderte, schien ihn nicht im Geringsten zu besänftigen. Im Gegenteil – mit jedem Gegner, den er um seinen Schädel erleichterte, schien Gurns Wut noch zu wachsen, und die Wunde an seinem Bein und der Schmerz stachelten ihn zusätzlich an.
»Fliehen!«, rief er seinen Kameraden zu, die einfach nur dastanden und nicht wussten, was sie tun sollten. »Fliehen, verdammt! Gurn hält Krieger auf!«
Seine Worte gingen in schauriges Gebrüll über, als er sich erneut auf die Untoten stürzte, die nun ebenfalls wieder angriffen. Mit Urgewalt prallten die Skelettkrieger und der Berserker aufeinander. Rostiges Eisen schnitt durch lebendes Fleisch, orkischer Stahl zerschmetterte uralte Knochen.
Nur noch einen kurzen Augenblick standen die Gefährten unentschlossen: Quia, weil sie es gewesen war, die sich hatte opfern wollen – Nestor, weil er den wortkargen Barbaren, der ihm in den letzten Tagen ein treuer Freund geworden war, nicht zurücklassen wollte – und Balbok, weil er nicht zulassen wollte, dass ein anderer den ganzen Spaß bekam, während er selbst leer ausging.
Schon im nächsten Moment jedoch kehrte bei allen dreien die Vernunft ein.
»Fliehen!«, war es noch einmal aus Gurns wildem Gebrüll herauszuhören – und sie fuhren herum und begannen zu laufen, zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Sie würden einen anderen Weg finden müssen, der sie in Xarguls Tempel führte – dieser hier war ihnen verwehrt.
Quia stolperte über einen Stein und schlug zu Boden. Sofort kehrte Nestor um, um ihr aufzuhelfen. Weil sie dadurch wertvolle Augenblicke verloren, wusste sich Balbok nicht anders zu helfen, als die beiden zu packen und sie sich auf beiden Seiten unter die Arme zu klemmen. So rannte er aus der Höhle und hinein in den Stollen, so schnell seine langen Beine ihn trugen.
Noch einmal erheischten sie einen letzten Blick auf Gurn. Der stand inmitten einer Welle lebender Gebeine, die jeden Augenblick über ihn hinwegzubranden drohte. Das fürchterliche Geschrei des zum Berserker mutierten Barbaren hallte von der Höhlendecke wider und verfolgte die Gefährten bis tief in den Stollen, ehe es schließlich abbrach und verstummte.
Gurn hatte seinen letzten Kampf verloren.
Unvermittelt gelangte Ankluas in ein großes Gewölbe – und der Ork wusste, dass er sein Ziel erreicht hatte.
Fackeln spendeten flackernden Schein und beleuchteten riesige Säulen, die die hohe Decke trugen und aussahen, als hätten sich steinerne Schlangen darum gewunden. Dies musste das Herzstück des unterirdischen Labyrinths sein, das sich tief im Fels des Anar erstreckte.
Der Schlangentempel …
Ankluas war sicher, dass er gefunden hatte, wonach er suchte – aber er war nicht allein!
Behelmte Wächter in schwarzen Rüstungen, deren runde Schilde das Emblem des Basilisken zeigten, säumten die Halle. Mit gesenkten Speeren stellten sie sich ihm entgegen und versperrten ihm den Weg. Und sie schienen über sein Eintreffen nicht überrascht zu sein.
»Da bist du ja, Unhold!«, rief ihr Hauptmann in der Sprache des Westens. »Die Priester sagten uns, dass du kommen würdest!«
Ankluas entblößte die gelben Zähne zu einem Lächeln, das zugleich spöttisch und freundlich wirkte, und erwiderte: »Schön für euch.«
»Wo hast du deine Artgenossen gelassen? Wart ihr nicht zu mehreren?«
Ankluas' Bestürzung darüber, dass der Feind offenbar genau über sie informiert war, währte nur einen Herzschlag. »Die anderen sind tot«, gab er umgehend zur Antwort. »Ich habe ihnen das Maul gestopft. Ihr Gequatsche ging mir auf die Nerven!«
Dumpfes Gelächter drang unter dem Helmvisier des Hauptmanns hervor. »In seiner unendlichen Weisheit hat Xargul vorausgesehen, dass so etwas geschehen würde.«
»Xargul? Wer ist das?«, wollte Ankluas wissen.
»Schon deine Frage beweist, dass du eine Kreatur ohne Verstand bist. Xargul ist unser aller Gebieter und die oberste Gottheit von Kal Anar. Nach Tausenden von Jahren ist er zurückgekehrt, um ganz Erdwelt zu unterwerfen. Die Große Schlange wird ihre Feinde zermalmen und herrschen!«
»Vielleicht«, räumte Ankluas ein, und dann fügte er mit sehr ernster Miene hinzu: »Aber bevor es so weit ist, werden Ströme von Blut fließen, ein sinnloser Krieg wird Erdwelt ins Chaos stürzen und unzählige Kreaturen das Leben kosten.«
»Geschwätz!«, sagte der Hauptmann nur.
»Wo ist Xargul?«, wollte Ankluas wissen. »Ist er hier?«
»Allerdings –
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