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Die Orks 02 - Der Schwur der Orks

Titel: Die Orks 02 - Der Schwur der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Die Zeit drängt. Je eher ihr aufbrecht, desto besser …«
    Corwyn stand am Fenster des königlichen Gemachs. Lauer Nachtwind strich über die Mauern und Dächer der Stadt und wehte dem König ins Gesicht, Mondlicht tauchte die Baumwipfel von Trowna in silbernen Schein. Unendlich weit schien sich der Wald in alle Himmelsrichtungen zu erstrecken. Nachdenklich hatte Corwyn den Blick hinauf zu den Sternen gerichtet, deren Glanz sich in seinem verbliebenen Auge spiegelte.
    Früher, wenn er allein und unter freiem Himmel übernachtet hatte, hatte er oft die Sterne betrachtet, hatte die Bilder studiert, zu denen sie sich gruppierten, und darüber nachgesonnen, welchen Einfluss sie wohl auf das Leben der Sterblichen haben mochten. In letzter Zeit jedoch war er kaum mehr dazu gekommen; seine Pflichten als König hielten ihn von derlei Müßiggang ab. Fand er doch einmal Zeit dazu, musste er jedes Mal feststellen, dass die Sternbilder von Tirgas Lan aus weniger deutlich zu erkennen waren als von den Hängen des Nordwalls oder den Gipfeln des Scharfgebirges aus. Die zahllosen Lichter der Stadt – Fackeln und Öllaternen, die die Straßen und Gassen beleuchteten, aber auch die Feuer der Wachen auf den Türmen – sorgten dafür, dass die Sterne weniger hell und greifbar schienen als dort, wo er sich früher als Kopfgeldjäger herumgetrieben hatte.
    Sie wirkten blass und unscheinbar, wie so vieles andere in seinem Leben, seit er den Thron der Elfenstadt bestiegen hatte. Denn die Krone brachte ihrem Träger nicht nur Privilegien, sondern vor allem Pflichten und Verantwortung. Bisweilen empfand er sie sogar als schwere Bürde. Er war König eines Reichs, das in kleine Fürstentümer zerfallen und bis zum letzten Mann zerstritten gewesen war. Erdwelt zu einen war eine große Aufgabe, vielleicht zu groß für ihn. Und zum ungezählten Mal fragte er sich, weshalb die Krone damals ausgerechnet auf seinem Haupt gelandet war – zumal er noch nicht einmal zum Volk der Elfen gehörte!
    Plötzlich wusste Corwyn, dass er nicht mehr allein war. Nicht, weil er etwas gehört hätte, sondern weil er Alannahs beruhigende Präsenz fühlen konnte.
    »Weißt du, dass ich sie beneide?«, sagte er, ohne seinen Blick von den Sternen zu wenden.
    »Wen?«, fragte sie zurück.
    »Balbok und Rammar. Die beiden sind ihre Verantwortung als Häuptlinge los. Ihre eigenen Leute haben sich gegen sie erhoben und sie fortgejagt. Nun sind sie frei und können tun und lassen, was ihnen beliebt.«
    »Und?« Alannah trat auf ihn zu und umarmte ihn von hinten, wobei sich ihre schlanken Arme um seine breite Brust schlossen. »Wünschst du dir, ebenfalls aus deinem Amt verjagt zu werden?«
    »Manchmal«, gab er zu. »Dann könnte ich selbst nach Kal Anar gehen und brauchte mich nicht feige zu verstecken, während gedungene Söldner und überführte Schwerverbrecher für mich die Kastanien aus dem Feuer holen.«
    »Das macht dir zu schaffen, nicht wahr?« Sie schmiegte ihre Wange zärtlich gegen seinen breiten Rücken.
    »Ich hätte selbst gehen sollen, Alannah. Es ist nicht recht, dass andere ihr Leben für mich wagen.«
    »Sie tun es nicht für dich, sondern für ihre Freiheit«, rief ihm die Elfin mit leiser Stimme in Erinnerung, »und es geht dabei nicht um dein Wohl, sondern um das des Reiches. Du kannst nicht nach Kal Anar gehen, Corwyn. Du bist der König. Du bist der Auserwählte, von dem die Prophezeiung sprach. Du und niemand sonst kann Erdwelt einen und den Völkern wieder Frieden bringen.«
    »Glaubst du das wirklich?« Er wandte sich halb zu ihr um.
    »Ich bin überzeugt davon.« Sie lächelte ihn an.
    »Und wenn ich falsch entschieden habe? Wie richtig kann es sein, das Schicksal des Reichs in die Hände von Orks und Verbrechern zu legen?«
    »Wir müssen Feuer mit Feuer bekämpfen, wie es in der Prophezeiung geschrieben steht. Es heißt, nur ein Bündnis aus Feinden kann das Reich retten. Bis vor kurzem glaubte ich, diese Worte Farawyns hätten sich auf uns damals bezogen und auf die Befreiung von Tirgas Lan. Die beiden Orks, Loreto, Orthmar von Bruchstein, selbst du und ich – wir alle waren damals Feinde und Gegenspieler, die sich jedoch schließlich gegen einen einzigen Feind stellten … Doch ich bin inzwischen zu der Überzeugung gelangt, dass sich diese Weissagung Farawyns auf die Zeit des neuen Reiches bezieht, auf die Bedrohung, die fern im Osten entstanden ist.«
    »Aber ich weiß nicht, ob ich ihnen trauen kann …«
    »Das musst du

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