Die Orks 02 - Der Schwur der Orks
hatte Ankluas seinen Bruder und ihn befreit und nicht umgekehrt.
»Halts Maul, umbal!«, zischte Rammar. »Wenn Ankluas sagt, dass er uns seine erfolgreiche Flucht verdankt, dann wird es auch so sein. Schließlich sind wir nicht von ungefähr die ungeschlagenen Champions der Arena von Sundaril, nicht wahr?«
»Korr«, stimmte Ankluas zu, noch ehe Balbok etwas einwenden konnte, »und nachdem ihr euren Teil der Abmachung erfüllt habt, will ich nun meinen erfüllen und euch bei eurer Rache helfen.«
»Von Bruchstein«, knurrte Rammar voller Hass und Abscheu. »Ich will diesen miesen kleinen Verräter haben, um jeden Preis. Ich werde ihn zweiteilen, ihn zerstampfen und was weiß ich noch alles. Bezahlen soll dieser kleine shnorsher für das, was er uns angetan hat!«
»Korr«, stimmte Balbok erbittert zu.
»Und ich will euch dabei nach Kräften unterstützen«, versprach Ankluas. »Wo finden wir diesen von Bruchstein?«
»Er ist nach Osten gegangen«, antwortete Rammar, »nach Kal Asar.«
»Anar«, verbesserte Balbok.
»Mir egal«, knurrte Rammar. »Aber dort werden wir ihn finden.«
»Dann ist Kal Anar unser Ziel«, sagte Ankluas mit fester Stimme. »Kennt ihr den Weg?«
»Nicht direkt. Der Zwerg hätte ihn uns zeigen sollen.«
»Dann werde ich euch führen«, erklärte Ankluas kurzerhand. »Ich bin schon einmal in Kal Anar gewesen.«
»Wirklich?«, fragte Balbok erstaunt, und auch Rammar blickte verblüfft.
»Ist lange her.« Ankluas machte eine wegwerfende Klauenbewegung. »Damals hatte ich noch beide Ohren.«
»Und?«, wollte Balbok wissen. »Ist es weit bis Kal Anar?«
»Weit«, bestätigte Ankluas, »und ziemlich gefährlich. Zuerst führt der Weg durch das Hügelland der Menschen, dann durch das trügerische Hammermoor und schließlich durch die Gefilde der Smaragdwälder, wo es vor fremdartigen Kreaturen nur so wimmelt.«
»Wenn schon.« Rammar, der nur halb zugehört und die Sache mit den fremdartigen Kreaturen nicht richtig mitbekommen hatte, nickte grimmig. »Wenn wir mit von Bruchstein fertig sind, wird ihm mehr fehlen als nur ein Ohr, das verspreche ich euch.«
»Korr«, stimmte Balbok nicht weniger entschlossen zu. »Das ist der richtige Zeitpunkt.«
»Der richtige Zeitpunkt?«, wiederholte Rammar. »Wofür?«
»Für unseren Racheschwur«, brachte Balbok in Erinnerung. »Damit er gilt, muss er mit Blut besiegelt werden, das wisst ihr doch. Jetzt endlich können wir so schwören, wie es sich für Orks aus echtem Tod und Horn gehört.«
Rammar versteifte in seinem Sattel und wäre fast vom Pferd gekippt. Er verwünschte seinen dämlichen Bruder und suchte zugleich verzweifelt nach einer Ausrede, den Schwur nicht leisten zu müssen, ohne sich vor Ankluas lächerlich zu machen – doch dieser kam ihm zuvor.
»Soweit es mich betrifft, brauche ich meinen Schwur nicht mehr zu besiegeln«, sagte der Einohrige rasch. »Ich sagte, dass ich euch helfen werde, also tue ich das auch – oder zweifelst du an meinem Wort, Schmalhans?«
»Douk«, beeilte sich Balbok zu versichern, verwundert über die heftige Reaktion des anderen Orks. »Und was ist mit dir, Rammar? Zumindest wir beide könnten doch …«
»Umbal!«, fiel Rammar ihm brüsk ins Wort, dem die Vorstellung, sich eines dämlichen Schwures wegen eine Verletzung zuzufügen, überhaupt nicht gefiel. »Wir beide brauchen keinen Blutschwur zu leisten, weil in unseren Adern ohnehin der gleiche Saft fließt. Außerdem hat Ankluas völlig recht – oder zweifelst du vielleicht an meinem Wort?«
»Douk«, verneinte Balbok kleinlaut und eingeschüchtert.
»Unser Schwur gilt auch so«, war Rammar überzeugt. »Von Bruchstein wird bekommen, was er verdient. Die Rache der Orks wird ihn treffen, und dann wird sich dieser hinterlistige kleine Hutzelbart wünschen, nie in diese Welt gespuckt worden zu sein.«
»Korr«, bestätigten Balbok und Ankluas wie aus einem Mund, dann trieben die Orks ihre Pferde wieder an, den nächsten Hügel hinauf und nach Osten, immer tiefer hinein ins Reich der Menschen und dem fernen Kal Anar entgegen. Weder dachten Rammar und Balbok an den Auftrag, den Corwyn ihnen erteilt hatte, noch an die Gefahren, auf die sie während ihrer Reise treffen mochten.
Ihre Gedanken kreisten nur noch um die Rache an von Bruchstein, und in ihrer blinden Wut ahnten sie nicht einmal, dass sie erneut getäuscht wurden.
BUCH 2
MOROR UR'KAL ANAR
(DER HERRSCHER VON KAL ANAR)
1.
SAMASHOR UR'OUASH'HAI
Vier Tage oder vielmehr Nächte
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