Die Orks 02 - Der Schwur der Orks
Basilisken bereits sehr nah heran waren; möglicherweise konnten sie ihn bereits sehen …
Rammar überlegte nicht mehr lange, sondern hetzte einige Schritte weit, sprang mit erstaunlicher Behändigkeit über ein paar Grasbüschel – und warf sich bäuchlings in den Schlamm. Indem er die Schnauze tief hineinsteckte und sich anschließend wie ein Schwein darin suhlte, schaffte er es im Handumdrehen, dass er kaum noch von dem feuchtbraunen Untergrund zu unterscheiden war, wäre da nicht das blinzelnde gelbe Augenpaar gewesen, das wieder furchtsam zum Himmel blickte – und das sich vor Entsetzen weitete, als die Basilisken unter grässlichem Kreischen heranflatterten.
Im ersten Moment glaubte Rammar schon, er wäre entdeckt worden. Der jähe Drang, aufzuspringen und davonzulaufen, überkam ihn, aber er hielt still und blieb reglos liegen, tat einfach so, als wäre er ein (allerdings ziemlich großer) Erdhaufen. Zudem schloss er die Augen, damit er nicht wieder in vorübergehende Starre verfiel, wenn er ins Antlitz eines der Basilisken blickte.
Dann hörte Rammar die grässlichen Schreie der Untiere direkt über sich, und er musste alle Beherrschung aufwenden, um nicht seinerseits einen kreischenden Laut auszustoßen, denn zu seinem maßlosen Entsetzen flogen die mörderischen Kreaturen in nur wenigen knum'hai Höhe über ihn hinweg.
Rammar glaubte, sein letztes Stündlein hätte geschlagen, und einmal mehr lief die beschämend kurze Ansammlung großer und mutiger Taten, die er in seinem Leben vollbracht hatte, vor seinem geistigen Auge ab. Er erwartete, dass sich jeden Moment der Hakenschnabel einer der Bestien in seinen Wanst graben oder sich einer der Schlangenschwänze um seinen Hals winden und ihn in die Höhe reißen würde.
Weder das eine noch das andere geschah – dafür waren plötzlich andere grässliche Laute zu hören. Zunächst ein trompetendes Wiehern, dann ein markiges Knacken und schließlich ein klatschender Aufschlag.
Die Pferde!, schoss es Rammar durch den klobigen Schädel. Die Basilisken hatten nicht ihn entdeckt, sondern die Pferde gesehen!
Jähe Hoffnung schöpfend, wagte er es sogar zu blinzeln, um zu sehen, was geschehen war.
Tatsächlich.
Jeder der Schlangenvögel hatte sich auf eines der Reittiere gestürzt, und obwohl Rammar für die Gäule nicht viel übrig hatte, drehte sich ihm fast der Magen um, als er sah, was den Tieren widerfuhr. Eines der Pferde – es war Balboks Hengst – war in die Luft gerissen und zu Boden geschmettert worden, wo es laut wiehernd mit den Hufen um sich schlug, während ihm eine der Schlangenkreaturen mit dem grässlichen Schnabel die Gedärme aus dem Bauch riss. Ankluas' Pferd wurde von dem zweiten Basilisken der Kopf abgebissen, dann stürzte sich das Ungeheuer auf Rammars stämmigen Gaul, den sich bereits die dritte Schlangenkreatur als Beute ausgesucht und seine Krallen in den Hals und in die Brust des Pferdes geschlagen hatte. Der andere Basilisk verbiss sich im Hinterteil des Pferdes, und beide schlugen wild mit den Flügeln, zerrten in entgegengesetzte Richtungen – und rissen das Pferd in der Mitte auseinander.
Rammar wurde speiübel, als er sah, wie die Innereien des Tiers in den Morast klatschten. Ein letztes heiseres Wiehern, dann kehrte tödliche Stille ein – eine Stille, die der dicke Ork beinahe als noch schlimmer und bedrohlicher empfand als das panische Wiehern und die schrecklichen Laute zuvor.
Rammar lag unbewegt im Morast und wagte kaum zu atmen. Aus dem Augenwinkel konnte er die Basilisken sehen. Zwei von ihnen waren gelandet und thronten über den dampfenden Kadavern, der dritte kreiste wieder in der Luft. Schaudernd stellte Rammar fest, dass sich keine der Schlangenkreaturen am Fleisch der Beute gütig tat. Sie hatten die Pferde nicht gerissen, um sie zu fressen, sondern aus purer Lust am Töten. Oder vielleicht auch aus Wut darüber, dass sie nicht gefunden hatten, wonach sie eigentlich suchten. Was diese Bestien mit den drei Orks anstellen würden, wenn sie diese vor die Schnäbel bekamen, darüber wollte Rammar lieber nicht nachdenken.
Er schloss die Augen und blieb liegen, hoffend, dass die Basilisken, wenn sie schon einen der Orks entdeckten, nicht ausgerechnet ihn fanden. Ankluas aber brauchte er, wenn er aus dem Hammermoor wieder herausfinden wollte. Blieb also nur Balbok – Rammar war sicher, dass dieser dafür Verständnis aufbringen würde, wenn sein Bruder ihm unter diesen Umständen nicht zu Hilfe
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