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Die Orks 02 - Der Schwur der Orks

Titel: Die Orks 02 - Der Schwur der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Balbok um, aber er entdeckte nichts als braune Erde und gelbe Grasbüschel. Weit und breit keine Spur von Rammar. Vorsichtig ging Balbok weiter.
    »Umbal!«, schimpfte plötzlich eine vertraute Stimme dicht vor ihm. »Noch einen Schritt weiter, und du versinkst bis zu deinem verlausten Skalp im Dreck.«
    Balbok blieb jäh stehen und blickte sich verblüfft um. Er war sicher, dass es Rammars Stimme gewesen war, die er gehört hatte – aber woher war sie gekommen?
    Der hagere Ork merkte, wie sich seine Nackenborsten sträubten. Übersinnliche Dinge waren seiner Rasse gleichermaßen verdächtig wie verhasst – und eine körperlose Stimme, die zu ihm sprach, gehörte ganz sicher dazu.
    »R-Rammar«, flüsterte Balbok ängstlich. »B-bist du es, Bruder?«
    »Wer soll es denn sonst sein, du dämlicher Kerl?«
    »A-aber wo bist du? Haben die Basilisken dich gefressen? Oder haben dich doch die Ghule geholt? Bist du ein Geist und …?«
    »Darr malash! Das kommt davon, weil du so ein langes Elend bist! Schau gefälligst nach unten! Hier bin ich, du verdammter Schwachkopf!«
    Von den Beschimpfungen seines Bruders genötigt, nahm Balbok den Boden zu seinen Füßen in Augenschein. Zunächst konnte er auch dort nichts Auffälliges entdecken – dann jedoch sah er, dass ihn aus dem feucht glänzenden Morast ein gelbes Augenpaar in unverhohlenem Ärger anblitzte. Die Augen starrten aus einem unförmigen Erdbatzen, in dem man – allerdings nur mit viel gutem Willen – Rammars Kopf erkennen konnte.
    »Bruder!« Balboks Entsetzen war echt. »Wer hat dich so zugerichtet? Wenn ich den Kerl erwische, der dir hinterrücks den Kopf abgeschlagen hat …«
    »Blöder Sack! Mein Kopf sitzt auf meinen Schultern!«, maulte Rammar.
    »Echt?« Balboks Blick verriet Zweifel. »Aber wie kommt es dann, dass er am Boden …?«
    »Ich bin ins Moor geraten und versinke, du nichtsnutziger, Maden fressender, krummbeiniger Trottel! Also unternimm gefälligst etwas und zieh mich raus, ehe ich ganz verschwunden bin und du nur noch um mich trauern kannst!«
    »Wieso trauern?«, fragte Balbok.
    »Was willst du damit sagen?«
    »Nun, ich …«
    »Du widerwärtiger Bruderschänder! Wahrscheinlich würdest du tatenlos zusehen, wie ich draufgehe, und dabei noch den knomh-kur {*} tanzen, was? Jetzt sieh zu, dass du mich aus der shnorsh ziehst, ehe ich mich vergesse und … und …« Rammar verstummte, weil ihm klar wurde, dass jede Drohung ziemlich nutzlos war, solange er bis zum Hals feststeckte.
    Einen Augenblick lang tat Balbok so, als müsste er sich die Sache überlegen – dann jedoch drehte er seine Axt herum, sodass er das Blatt in den Händen hielt, und streckte Rammar das Ende des Schafts entgegen. »Hier, nimm!«, rief er seinem Bruder zu, dem es mit Mühe gelang, einen Arm aus dem zähflüssigen Morast zu heben und sich an der Axt festzuklammern.
    Balbok zog mit aller Kraft, und als das nichts nutzte, stemmte er sich mit dem ganzen Gewicht seines hageren Körpers gegen das seines Bruders, aber auch dies brachte nichts; Rammar regte sich keinen Fingerbreit.
    »Was ist, du fauler Hund?«, schalt der Dicke seinen Bruder. »Streng dich gefälligst an!«
    Balbok biss die Zähne zusammen und gab sein Bestes, aber das einzige Ergebnis war, dass Rammar noch ein Stück tiefer einsank und ein gurgelndes Geräusch von sich gab, als er eine Ladung Moorerde verschluckte.
    »Was soll das heißen?«, schimpfte Rammar, als er das Maul wieder frei hatte. »Willst dich wohl nicht anstrengen, was? Wozu hast du all den bru-mill gefressen, wenn dir jetzt die Kräfte fehlen, um mich rauszuziehen?«
    »Das ist lange her«, verteidigte sich Balbok, »und seitdem hab ich nichts Anständiges mehr zwischen die Zähne gekriegt.«
    »Glaubst du, mir ginge es besser? Ich bin völlig abgemagert!«
    »Davon merke ich nichts«, knurrte Balbok halblaut und unternahm einen weiteren Versuch, den fetten Bruder aus dem Moor zu ziehen.
    Da kam Ankluas hinzu.
    Als er sah, was Rammar widerfahren war, konnte er nicht anders als schallend zu lachen – was der dicke, stets auf seine Würde bedachte Ork ganz und gar nicht komisch fand.
    »Wenn du fertig bist, dann hilf meinem nichtsnutzigen Bruder!«, brüllte er, und zwar doppelt so laut wie bisher, damit Ankluas, der ja nur noch ein Ohr hatte, ihn auch verstehen konnte.
    »Mit bloßer Körperkraft ist da nichts zu machen«, wusste Ankluas. »Je mehr wir an dir herumzerren und du dich bewegst, desto schneller versinkst

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