Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks

Titel: Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
ihre kleinen Artgenossen: eine spitze Schnauze, gelbe Augen, große Nagezähne und ein langer nackter Schwanz, der über den knochenübersäten Boden wischte und dabei das Klappern verursachte. Der fette Körper bewegte sich auf kurzen Beinen, deren Pfoten in scharfe Krallen ausliefen.
    Das Tier war furchterregend, doch offenbar war die Ratte nicht wild, sondern gezähmt. Sie trug eine Art Zaumzeug um den spitzen Schädel, an dem lange Zügel befestigt waren, und an den Zotteln ihres Fells waren allerhand Schädel und Knochen festgebunden, die daran hin und her baumelten – grausige Talismane, die offenbar jemand gesammelt hatte.
    Als das Tier, das unablässig schnüffelte, sich noch ein Stück weiter in den Lichtkreis des Zauberstabs wagte, sah Alannah einen Reiter im Nacken der grässlichen Kreatur, die erbärmlichen Gestank verbreitete. Seine Bewaffnung bestand aus einer Pike aus rostigem Eisen, und er trug einen weiten Umhang, den er um seine schmalen Schultern geschlungen hatte. Auf seinem Kopf ruhte ein unförmiger, ebenfalls rostiger Helm, dessen Visier geschlossen war, sodass die Gesichtszüge des Rattenreiters nicht zu erkennen waren. Gleichwohl erkannte Alannah an den grünen Krallen, die die Zügel führten, dass es sich um einen Ork handeln musste.
    »Kein Stück weiter«, schärfte Lhurian dem Unhold ein und stellte sich schützend zwischen ihn und Alannah. Den Zauberstab hatte er wie einen Speer gesenkt und gegen den fremden Reiter gerichtet. »Wer bist du, und was willst du?«
    Der Reiter, der zusammengesunken auf dem Rücken des Tieres kauerte, antwortete nicht sofort. Fast hatte es den Anschein, als müsste die Bedeutung der Worte erst ganz allmählich in sein Gehirn sickern. Schließlich nickte er schwerfällig, griff an das Visier und klappte es mit hässlichem Quietschen nach oben.
    Alannah schrie erneut.
    Aber diesmal war es kein Schrei des Entsetzens, der ihrer Kehle entfuhr, sondern Ausdruck ihrer Verblüffung.
    Denn das grüne Gesicht, in das der Zauberer und sie starrten und das ihre Blicke aus ratlosen, blutunterlaufenen Augen erwiderte, gehörte keinem anderen als Balbok dem Ork.
    In diesem Moment wurde Alannah klar, dass ihr Gefühl sie nicht getrogen hatte. Es waren tatsächlich die Präsenzen Balboks und Rammars gewesen, die sie gespürt hatte, jener beiden Orks, denen Erdwelt so viel zu verdanken hatte – auch wenn sie nicht ganz freiwillig zu Helden geworden waren …
    »B-Balbok?«, fragte sie leise.
    »Du kennst diesen Unhold?«, erkundigte sich Lhurian und konnte das Entsetzen in seiner Stimme nicht ganz verbergen. Alannah nahm an, dass auch das mit der Vergangenheit zusammenhing, in der sie offenbar schreckliche Dinge getan hatte …
    »Allerdings«, bestätigte sie und trat, trotz der Riesenratte, die ihr alles andere als geheuer war, auf den Ork zu. »Achgosh douk, karal«, grüßte sie, sich der Orksprache bedienend, die sie fließend beherrschte.
    »… gosh douk«, echote Balbok heiser. Sein Blick schien sie nicht zu erfassen, sondern durch sie hindurchzugehen.
    »Erkennst du mich?«, fragte sie vorsichtig. »Ich bin es, Alannah.«
    »…lannah«, hallte es wider, ohne dass der hagere Ork auch nur eine Miene verzog. Alannah erinnerte sich, dass Balbok, anders als sein Bruder Rammar, nie ein großer Redner gewesen war, aber so wortkarg hatte sie ihn noch nie zuvor erlebt.
    Irgendetwas stimmte nicht mit ihm …
    »Vorsicht«, schärfte Lhurian ihr ein, als sie weiter vortrat, das bizarre Reittier umrundete und sanft ihre Hand auf den Unterarm des Orks legte. Die grüne Haut fühlte sich kalt und klebrig an wie die eines Froschs.
    Was für einem seltsamen Zufall sie es zu verdanken hatte, ihm ausgerechnet an diesem Ort zu begegnen, darüber dachte Alannah in diesem Augenblick nicht nach. Obschon Orks die erklärten Feinde der Menschheit waren, war sie diesem speziellen Unhold in Dankbarkeit und Freundschaft verbunden und sorgte sich um sein Wohlergehen.
    »Ist alles in Ordnung, Balbok?«, erkundigte sie sich deshalb. »Wie bist du hierhergekommen? Und wo ist Rammar? Kannst du mir das sagen?«
    Wieder dauerte es eine endlos scheinende Weile, bis die Bedeutung ihrer Worte den Ork erreichte. Langsam wandte er sein klobiges Haupt, blickte ausdruckslos auf sie herab, und seine heisere Stimme bebte, als er leise flüsterte: »Rammar ist tot, Elfin. Er ist tot …«

13.
KOMUCHL-KRICHG
    Zumindest in dieser Hinsicht hatte Rammar recht behalten: Der Aufstieg durch den

Weitere Kostenlose Bücher