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Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks

Titel: Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Treppenschacht erwies sich in der Tat als schweißtreibende Schinderei.
    Vorbei die Zeiten, in denen der dicke Ork die Vorzüge seiner Leibesfülle angepriesen hatte – inzwischen verfluchte er jeden Bissen Gnomenwurst und jedes Stück Trollhaxe, die er gefressen hatte. Ächzend wie ein Oger nach vollzogenem Liebesakt, wankte er die steinernen Stufen empor, während ihm der Kopf schwirrte von den vielen Windungen, die bereits hinter ihm lagen.
    Balbok und die drei verbliebenen Seeräuber taten sich unendlich leichter mit dem Aufstieg; der hagere Ork, weil er immer vier Stufen auf einmal nahm, die Menschen, weil sie von Natur aus dazu gemacht waren, zu laufen und davonzurennen. Ein Krieger vom Schlage Rammars hingegen hatte seine liebe Not damit, eine Stufe nach der anderen zu erklimmen, entsprechend heiser war sein Atem, und entsprechend weit hing ihm die Zunge heraus, als er endlich das obere Ende der Treppe erreichte.
    Froh darüber, die Strapaze überstanden zu haben, setzte er seinen Fuß auf die letzte Stufe – seine Erleichterung währte allerdings nur einen Augenblick lang.
    Denn als der Ork sah, wohin die Treppe seine Begleiter und ihn geführt hatte, konnte er nicht anders, als eine ausgiebige Verwünschung von sich zu geben.
    Sie waren tatsächlich zurück.
    Zurück in den Minen …
    Fast hatte Rammar schon vergessen, wie es gewesen war, in Ketten und unter Peitschenhieben schuften zu müssen. In dem Moment jedoch, da er seine Artgenossen erblickte, in Lumpen gehüllt und bis auf die Knochen abgemagert, holte ihn die Erinnerung ein: Sein asar begann wieder zu schmerzen, und sein Schädel dröhnte vom Klang der Hämmer, die wieder und wieder auf das harte Gestein prallten.
    Nichts hatte sich geändert, seit Balbok und er zuletzt an diesem Ort des Grauens gewesen waren. Noch immer wurde erbarmungslos die Peitsche geschwungen, und noch immer waren die Gesichter der gefangenen Orks, Gnomen und Trolle starr und ausdruckslos, bar jeder Hoffnung.
    Nicht, dass sich Rammar um die Grünblütigen geschert hätte oder um das stinkende Trollgesocks. Das Schicksal seiner Artgenossen jedoch berührte ihn auf eine Weise, die ihm selbst fremd war. Er fühlte sich elend deswegen, und das ärgerte ihn.
    »Eine Schande ist das«, raunte er seinem Bruder zu, nachdem er wieder zu Atem gekommen war.
    »Korr«, stimmte Balbok grimmig zu. »Wir müssen was tun.«
    »Was tun, was tun!«, schnaubte Rammar. »Das sagt sich so leicht, wenn man derart wenig Verstand im Schädel hat wie du. Aber das ist nicht so einf… Balbok!«
    Den Namen seines Bruders stieß der feiste Ork als heiseres Ächzen aus, das Balbok schon nicht mehr hörte. Denn der war kurz entschlossen aus dem Schatten des Felsvorsprungs getreten, hinter dem sie sich verbargen, und ging geradewegs auf einige Sklaven zu.
    »Nicht, umbal! Was machst du denn?«
    Aber Balbok war nicht mehr aufzuhalten.
    Die Höhle, in die der Treppenschacht mündete, war ziemlich weitläufig und hatte die Form einer Halbkugel. Der Boden war von Schutt und Geröll übersät und bot daher hinreichend Möglichkeit, sich zu verstecken. In den Wänden klafften überall dunkle Löcher – Stollen, die von Orks in den Fels getrieben worden waren und in denen Dutzende unglücklicher Kreaturen dabei waren, Steine aus dem Berg zu schlagen. Über Leitern und hölzerne Balustraden wurden die Gesteinsbrocken von anderen Sklaven abtransportiert. Immer wieder kam es dabei vor, dass einer der Orks unter der Last zusammenbrach – dann war der grausame Aufseher zur Stelle und prügelte so lange auf den Gefangenen ein, bis er entweder wieder auf die Beine kam oder selbst hinausgetragen werden musste.
    Und auf ebendiesen Aufseher hatte es Balbok abgesehen.
    Gerade war wieder ein Ork zusammengebrochen – ein alter Greis, dessen schrumpelige Haut mehr braun war als grün und der auch ohne Last bereits tief gebeugt ging. Mit einem Tragekorb auf dem Rücken, der bis über den Rand mit Felsbrocken gefüllt war, hatte er über eine der Leitern hinabsteigen wollen – als ihn plötzlich die Kräfte verließen. Er rutschte ab und landete hart auf dem Boden, worauf der Korb zerbarst und die Steine nach allen Seiten davonkullerten. Der alte Ork versuchte noch, sich wieder auf die Beine zu raffen, da war bereits der Aufseher über ihm.
    »Du!«, zischte der Dunkelelf leise. »Was hast du da rumzuliegen und zu faulenzen? Sofort auf die Beine, los!«
    Der Ork gab sein Bestes, aber es wollte ihm nicht gelingen.

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