Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks
bestürzt. »Dabei gibt es so viel zu erzählen. Du musst wissen, falscher König, dass deine Gemahlin vor langer Zeit schon einmal an den Fernen Gestaden weilte.«
»Wann genau soll das gewesen sein?«
»Zur Zeit des Zweiten Krieges, als der Kampf um das Schicksal von Erdwelt tobte. Im Auftrag des Hohen Rats sollte Thynia helfen, den Kristallhort gegen den Ansturm des Bösen zu verteidigen. Aber soll ich dir ein Geheimnis verraten, falscher König? Sie hat es nicht getan. Sie hat sowohl den Hohen Rat als auch ihresgleichen betrogen und sich auf die Seite des Feindes geschlagen.«
»Du lügst«, stellte Corwyn ungerührt fest. »Alannah ist erst vierhundert Jahre alt. Für einen Menschen mag das eine unbegreiflich lange Zeitspanne sein, aber …«
»Also hat sie zur Zeit des Zweiten Krieges, der vor noch nicht einmal zwei Jahrhunderten tobte, bereits gelebt«, konterte Dun'ras Ruuhl.
»Du zählst wie ein Ork«, hielt Corwyn dagegen, »und du entlarvst deine eigenen Lügen. Der Zweite Krieg, Dunkelelf, liegt mehr als tausend Jahre zurück. So viel Zeit nämlich ist vergangen, seit Farawyn der Seher den Bann über Tirgas Lan verhängte und diesen blutigen Konflikt damit beendete.«
»D-das ist nicht wahr!«, stammelte Ruuhl hilflos, und zum ersten Mal erblickte Corwyn so etwas wie Entsetzen in seinem aschgrauen Gesicht, wenn auch nur für einen Augenblick.
»Es ist wahr«, beharrte der König unbarmherzig. »Willst du unsere Chroniken lesen?«
»Aber dann … dann …« Ein undeutbares Mienenspiel lief in Ruuhls Zügen ab, während er angestrengt nachdachte. »Das ist es«, flüsterte er. »Das erklärt vieles …«
»Wovon sprichst du?«
»Deshalb finde ich vieles verändert vor«, entgegnete der Dunkelelf rätselhaft. »Es liegt an der Zeit …«
Corwyn verzog das Gesicht. Für ihn hatte es den Anschein, als hätte Ruuhl den Verstand verloren und redete irr. Schon im nächsten Moment jedoch klärten sich die Züge des Dun'ras, und die alte Häme kehrte zurück. »Rätsel über Rätsel, nicht wahr?«, fragte er grinsend. »Aber es ändert nichts daran, dass deine Gemahlin ein Vorleben hatte, von dem du nichts ahnst, falscher König. Du weißt nichts über elfische Frauen, über ihre Fähigkeiten des Ränkeschmiedens und die Wahrheit zu verschleiern …«
Zumindest in dieser Hinsicht konnte Corwyn nicht widersprechen. Alannah war die einzige Elfin, die er je wirklich kennengelernt hatte. Und dass sie eine wahre Meisterin darin war, andere ohne deren Wissen oder gar Zustimmung für ihre geheimen Pläne einzuspannen und sie zu manipulieren, hatte sie wiederholt eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
»Dennoch lügst du«, beharrte er trotzig. »Ich mag nicht alles über Alannah wissen. Aber ich kenne sie gut genug, um sagen zu können, dass sie die ihren niemals – niemals! – verraten würde. Spar dir deine Lügen, Dunkelelf. Ich werde nicht auf dich hereinfallen!«
»Ich lüge keineswegs«, stellte Dun'ras Ruuhl klar. »Und die Frau, die du als deine Gemahlin zu kennen glaubst, begnügte sich nicht damit, Verrat zu üben und die Zuflucht des Elfengeschlechts in ein blutiges Schlachtfeld zu verwandeln: Als Königin des Schreckens schwang sie sich zur Herrscherin über die Fernen Gestade auf – und wurde Margoks Weib!«
»Nein!«, entfuhr es Corwyn.
»Du magst es leugnen, so lange du willst, es ist die Wahrheit«, beteuerte Ruuhl.
»Niemals! Alannah mag ihre Geheimnisse haben, aber niemals war sie eine Dienerin des Bösen!«
»Woher willst du das wissen?«
»Ich weiß es, weil …« Corwyn, der nie ein großer Redner gewesen war, verstummte und suchte hilflos nach der richtigen Antwort. »Sie … sie hat gegen das Böse gekämpft«, brachte er schließlich hervor, »sowohl in Tirgas Lan als auch in Kal Anar …«
»Wer sagt dir, dass sie dabei nicht ihre eigenen Ziele verfolgte? Pläne, von denen du noch immer nicht das Geringste ahnst? Die vielleicht dazu dienten, ihre Rückkehr zu den Fernen Gestaden vorzubereiten? Dass all das hier« – Ruuhl machte eine ausladende Handbewegung, die das Schiff, die Flotte und das ganze Meer einzuschließen schien – »nicht sorgfältig von ihr geplant wurde? Dass wir nicht alle nur Figuren in ihrem Spiel sind?«
Corwyn schwieg, aber in seinem Inneren begann es zu brodeln. Das Gift, das der Dun'ras in seine Seele gespritzt hatte, wirkte verlässlich, und zu Corwyns Eifersucht gesellte sich auch noch Wut.
Wut auf den Zauberer, der in sein Leben
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