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Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks

Titel: Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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du das wirklich?« Diesmal lächelte die Elfin nicht nur – sie lachte herzlich.
    »Was ist so komisch?«
    »Du«, antwortete sie kichernd.
    »Inwiefern?«
    »Ich habe Neuigkeiten für dich, Corwyn Kopfgeldjäger!« Alannah sah ihm tief in die Augen. »Zu allen Zeiten haben sich die Menschen ein Idealbild von ihren Herrschern gemacht, und stets sind sie dem gefolgt, der es am besten verstand, sich diesem Idealbild anzunähern – und war es auch nur durch schöne Worte. Denke nur an die Könige des Goldenen Zeitalters – Eoghan, Parthalon, Sigwyn und wie sie alle hießen. Glaubst du denn, ihre Namen wurden über die Jahrtausende in Ehren gehalten und in Liedern besungen für das, was sie waren? Natürlich nicht. Helden, mein lieber Gemahl, sind stets das, was man aus ihnen macht. Die Menschen lieben dich nicht für das, was du bist, Corwyn, sondern für das, was sie in dir sehen, für das Ideal, das du vertrittst und das du darstellst. In ihren Augen hast du längst aufgehört, ein sterblicher Mensch zu sein. Du bist zu einer Leitfigur geworden, zum Symbol für den Aufbruch in eine neue Zeit, eine Epoche des Friedens und der Versöhnung. Und es wird unsere Aufgabe sein, diesem neuen Zeitalter Form und Gestalt zu geben. Zweifle deshalb nicht an dir, mein Geliebter«, fügte sie hinzu und küsste ihn erneut, »denn der Mann, der du einst warst, existiert längst nicht mehr. Alles, was du zu tun brauchst, ist, der König zu sein, den sich die Menschen wünschen, und in Weisheit und Gerechtigkeit zu regieren.«
    »Und du glaubst, dass ich das kann?«
    »Ich glaube es nicht«, flüsterte sie, während sich ihre Münder langsam aufeinander zubewegten, »ich weiß es genau …«
    Sanft trafen ihre Lippen aneinander zu einem innigen Kuss – aber so weit kam es nicht mehr. Denn ein leises Räuspern verriet dem Königspaar, dass es nicht mehr allein im Zelt war.
    Sie lösten sich voneinander, und Corwyn sprang auf, griff nach dem Schwert, das neben ihm an der Bank lehnte, und riss es aus der Scheide.
    Der Besucher ließ sich nicht davon beeindrucken.
    Es war ein alter Mann.
    Obwohl unzählige Falten sein Gesicht durchzogen, war seine Körperhaltung dennoch aufrecht, und in seinen Augen brannte ein jugendliches Feuer, das zu seiner übrigen Erscheinung in krassem Widerspruch zu stehen schien. Denn das schulterlange graue Haar des Fremden war zu einer Unzahl dünner Zöpfe verdreht, die nach allen Richtungen von seinem Kopf hingen, ebenso wie der lange Bart, der von Oberlippe und Kinn wucherte. Bekleidet war der Eindringling mit einem weiten Gewand und einem Kapuzenmantel darüber, die beide unzählige Male ausgebessert waren und dafür sorgten, dass der Fremde einen ziemlich verwahrlosten Anblick bot. Nur der Stab, den er in seiner Rechten hielt und auf den er sich stützte, strafte diesen Eindruck Lügen, denn dieser war aus einem unbekannten, weißlich schimmernden Material gefertigt und mit reichen, geheimnisvoll wirkenden Schnitzereien verziert. Und obwohl der Fremde aussah wie ein Obdachloser aus den Gassen Andarils, und Corwyn dergleichen noch nie gesehen hatte, wusste er sofort, worum es sich handelte.
    Es war ein Zauberstab …
    »Wer bist du? Und was willst du?«, verlangte der König zu wissen. Die Schwertscheide warf er fort, die Spitze der Klinge richtete er auf den Eindringling.
    »Ich werde Granock genannt«, stellte sich der Alte mit ruhiger, sonorer Stimme vor.
    »Wie bist du hier hereingelangt?«, wollte Alannah wissen. »Die Leibwächter …«
    »Eure Leibwächter haben sich entschlossen, den Schlaf der Gerechten zu schlafen«, beschied ihnen der Alte mit amüsiertem Lächeln. »Zürnt ihnen nicht«, fügte er hinzu, auf den Stab in seiner Rechten deutend, »ich bin nicht ganz unschuldig daran …«
    »Du bist ein Zauberer«, stellte Corwyn fest.
    Granock zuckte mit den Schultern. »Nur wenn die Not mich dazu treibt.«
    »Ich dachte, es gäbe keine Zauberer mehr«, sagte Corwyn. »Der Zweite Krieg besiegelte ihren Untergang. Der letzte war Rurak, der Verräter!«
    »Du enttäuschst mich ein wenig, König Corwyn«, erwiderte Granock mit augenzwinkernder Strenge. »Ich dachte, der neue Herrscher von Tirgas Lan müsste ein besonders kluger Zeitgenosse sein. An der Existenz von Zauberern zu zweifeln, obwohl ich direkt vor dir stehe, ist … nun, eher unklug, nicht wahr?«
    Corwyn verzog das Gesicht – nicht nur wegen Granocks Bemerkung, die ja nicht gerade schmeichelhaft für ihn war. Er hatte noch

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