Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks
gewusst? Oder gehörten sie zu jenem Teil ihrer Vergangenheit, der ihm immer verschlossen bleiben würde, weil sich all dies lange vor seiner Zeit zugetragen hatte, als er noch nicht einmal ein ferner Gedanke gewesen war?
In gewisser Weise fühlte er sich ausgestoßen und übergangen. Mehr noch, er kam sich verraten vor, nicht zuletzt von Alannah.
Schon einmal hatte sie ihn hintergangen, als es um Kal Anar gegangen war, und wenn es auch zu seinem Besten gewesen war, so war Corwyn doch noch immer nicht ganz darüber hinweg. Gewiss, Alannah hatte versprochen, dergleichen niemals wieder zu tun, aber konnte er ihrem Wort vertrauen? Was hatte es mit all diesen Gestalten auf sich, die plötzlich aus ihrer Vergangenheit auftauchten und die sie offenbar gut kannten?
Zu dem Zorn, den Corwyn gegen Dun'ras Ruuhl hegte, gesellte sich die Eifersucht, die er schon zuvor verspürt hatte. Zunächst hatte er sich gesagt, dass es lächerlich sei, eines alten Greises wegen derart zu empfinden. Seit Alannah jedoch von Granock entführt worden war – wenn man es denn überhaupt so nennen durfte –, hatte der Gedanke nichts Belustigendes mehr.
Statt Erleichterung darüber zu empfinden, dass seine Gemahlin offenbar noch am Leben war, verspürte Corwyn nur Bitterkeit, und es war, als ob sich ein dunkler Schatten über ihn senkte. Erneut war er getäuscht worden, und je länger er darüber nachdachte, desto offenkundiger schien ihm, dass etwas zwischen Alannah und dem Zauberer gewesen war. Unsichtbare Bande, die er nicht zu durchschauen vermochte …
»Nun?«, erkundigte sich Dun'ras Ruuhl herablassend. »Was wirst du mit uns anfangen, großer König?«
»Schon bald werdet ihr euch wünschen, euren Fuß nie in meinen Palast gesetzt zu haben«, beschied Corwyn dem Dunkelelfen und seinem Begleiter mit düsterem Blick, »und ihr werdet mir bereitwillig alles verraten, was ihr wisst. Das verspreche ich euch …«
17.
FRUUKOUDUM'HAI UR'DORASH
Balbok und Rammar liefen immer weiter – der eine mit langen, ausgreifenden Schritten, der andere aufgrund seiner Leibesfülle und seiner kurzen Beine watschelnd wie eine Ente, allerdings nicht weniger schnell.
Hals über Kopf rannten die beiden Orks durch dunkle Felsengänge und verlassene Stollen, hasteten über steinerne Treppen, die steil emporführten oder sich senkrecht in die Tiefe schraubten. Den heißen, stinkenden Atem der Riesenratte in seinem Nacken zu spüren beflügelte Rammar und verlieh ihm ungeahnte Kräfte, die tatsächlich erst nachließen, als die Gefahr gebannt schien.
In einer Höhle, die so groß war, dass der Lichtschein von Balboks Fackel nicht ausreichte, um sie ganz zu beleuchten, hielten die Orks schließlich inne, nach Atem ringend und – zumindest soweit es Rammar betraf – mit Knien, die so weich waren, dass sie ihn nicht länger trugen.
Stöhnend brach der dicke Ork zusammen und landete bäuchlings auf dem Boden, die Augen geschlossen und das nach Luft schnappende Maul weit aufgerissen, sodass Balbok schon glaubte, sein Bruder wäre im Begriff, den letzten Röchler von sich zu geben. Sich über den Boden wälzend wie ein gefällter Waldtroll, warf sich Rammar hin und her, zunächst nur heiser keuchend, dann, als sein Atem dazu ausreichte, auch wieder lauthals lamentierend.
»Ist das zu fassen?«, zeterte er. »Nicht viel hätte gefehlt, und dieses Rattenvieh hätte uns gefressen! Aber mein dämlicher Bruder musste ja unbedingt dem Elfen den Kopf von den Schultern reißen und dafür sorgen, dass wir nicht mehr zurückkönnen.«
»Korr«, bestätigte Balbok kleinlaut, der mit hängendem Kopf vor ihm stand.
»Hast du eine Ahnung, was jetzt aus uns werden soll? Weder wissen wir, wo wir sind, noch kennen wir einen Weg aus diesem Labyrinth. Wegen dir werden wir hier verhungern und verdursten.«
In diesem Moment war aus der sie umgebenden Dunkelheit ein hässliches Geräusch zu vernehmen, das sich anhörte, als würde jemand eine verdorbene Speise wieder heraufwürgen.
»Oder noch Schlimmeres«, fügte Rammar verdrießlich hinzu.
»Aber wir sind frei«, wandte Balbok ein.
»Frei, allerdings«, bestätigte Rammar und raffte sich schnaufend wieder auf. »Wir haben die freie Wahl, zu verhungern oder bei lebendigem Leibe gefressen zu werden. So weit ist es mit unserer Freiheit her. Ich sollte diesen Stein hier nehmen und ihn dir so lange auf den dämlichen Schädel schlagen, bis …«
»Äh, Rammar?«
»Was?«
»Das ist kein Stein«, sagte Balbok, auf
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