Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks
beschwichtigend seine Schulter tätschelte.
»Hör schon auf damit«, schnauzte er Balbok an. »Ich will mich jetzt nicht beruhigen.«
»Musst du ja auch gar nicht.«
»Ich weiß ja, dass du eine Schwäche für das Elfenweib hast, aber ich kenne sie nun mal besser als du, und diesmal ist sie eindeutig zu weit gegangen.«
»Aber ich habe doch gar nichts gesagt«, verteidigte sich Balbok.
»Dann hör auch auf, meine Rückseite zu befummeln wie ein ochgurash.«
»Ich hab dich nicht angerührt.«
»Douk?«
»Douk.«
Da erst ging Rammar auf, dass sein langer Bruder rechts von ihm stand und ihm folglich auch nicht die linke Schulter getätschelt haben konnte. Ihm schwante Übles, als er sich langsam umdrehte – und er wurde nicht enttäuscht.
Denn es waren die gelb leuchtenden Augen einer Ratte, in die er starrte und die sich genau in Höhe seines Gesichts befanden – und das nicht etwa deshalb, weil das Rattenvieh auf einem Felsvorsprung gekauert hätte, sondern weil es so groß war!
Was den Ork an der Schulter berührt hatte, war die spitz zulaufende Schnauze des Tiers, die unentwegt schnüffelte. Darunter befand sich das Maul, aus dem ein Paar riesiger Schneidezähne ragte, mit dem das Biest mit Leichtigkeit einen Arm hätte durchbeißen oder einen Schädel hätte knacken können. Die Ratte selbst war nicht nur riesig, sondern auch ungeheuer fett und ihr schmutzig braunes Fell so lang und dicht wie das eines Wargs. Der Schwanz hingegen war völlig unbehaart und zuckte wie eine Peitsche hin und her, was bei Rammar unangenehme Erinnerungen weckte.
»B-b…«, ächzte er. Die Stimme versagte ihm angesichts dieses Grauens, deshalb hob er den Ellbogen und rammte ihn seinem Bruder kurzerhand in die Seite.
»Korr, was ist?«, wollte Balbok ächzend wissen.
»Lauf!«, schrie Rammar, nachdem er seine Stimme wiedergefunden hatte. »Renn um dein Leben …!«
16.
RICHG TRUURK'DOK'DH
Als Corwyn wieder zu sich kam, war der Kampf längst vorbei.
Mit zäher Verbissenheit hatten sich die drei verbliebenen Elfenkrieger verteidigt – als die Palastwache und die königlichen Leibwächter jedoch Verstärkung aus der Garnison von Tirgas Lan erhielten, hatte sich das Kampfglück gewendet. Ein weiterer Eindringling war getötet worden, dann hatten sich Dun'ras Ruuhl und sein verbliebener Handlanger ergeben.
Die Bilanz des Kampfes war dennoch entsetzlich. Während aufseiten der Elfen zwei Krieger gefallen waren, hatten die Menschen insgesamt siebzehn Mann verloren, dazu kamen neun Verwundete.
Und noch ein Verlust war zu beklagen: Alannah!
Während der königliche Leibarzt die Wunden versorgte, die Corwyn an Kopf und Schulter davongetragen hatte, versuchte dieser zu verstehen, was geschehen war. Zuerst das Auftauchen des kauzigen alten Zauberers, der vor einer neuen Gefahr für das Reich gewarnt hatte, dann der Überfall der grauhäutigen Elfen. Granock – oder Lhurian, wie er sich offenbar auch nannte – hatte sie als ›Dunkelelfen‹ bezeichnet, was immer das bedeuten mochte. Corwyn war stets der Ansicht gewesen, dass alle Elfen bis auf Alannah Erdwelt verlassen hatten, und der einzige Dunkelelf, von dem er je gehört hatte, war Margok gewesen, der abtrünnige Verräter, der das Reich in zwei blutige Kriege gestürzt hatte. Aber offenbar war die Geschichte damit noch nicht zu Ende erzählt …
Natürlich hatte Corwyn seine Leute ausgesandt, um jeden Winkel des Palasts nach Alannah zu durchsuchen, jedoch ohne Erfolg. Seine Gemahlin blieb verschwunden, ebenso wie der Zauberer. Der gleißende Lichtstrahl, der so unvermittelt aus der Tiefe der Schatzkammer emporgestiegen war, schien beide verschluckt zu haben. Zauberei war im Spiel, daran bestand kein Zweifel – aber welchem Zweck diente sie?
Was war mit Alannah geschehen?
War sie noch am Leben – oder …?
Corwyn verdrängte den Gedanken rasch. Er wartete ab, bis der Arzt mit ihm fertig war, dann erhob er sich trotz der Mahnung des Heilers. Er wankte und hatte Schwierigkeiten, sich aufrecht zu halten, aber mit jener eisernen Disziplin, die ihm in seinen Tagen als Kopfgeldjäger manches Mal das Leben gerettet hatte, gelang es ihm dennoch. So würdevoll, wie es ihm möglich war, ging er zu den Gefangenen hinüber, die von seinen Leuten in Ketten gelegt worden waren. Trotzdem bewachten nicht weniger als dreißig Mann die beiden Elfen, indem sie einen Kreis um sie gezogen hatten und sie mit gesenkten Hellebarden bedrohten.
Normalerweise wäre Corwyn ein
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