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Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks

Titel: Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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bedächtig.
    »Ja, Alannah«, sagte er mit fester Stimme. »Es bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass du nicht die bist, die du in all der Zeit zu sein glaubtest. Nicht erst seit vier Jahrhunderten wandelst du auf ambers Fluren, sondern in Wahrheit schon sehr viel länger. Und kein anderer als Farawyn selbst hat dir die Erinnerung daran genommen.«
    »Aber … warum?« Alannah konnte kaum glauben, was sie da hörte. Dennoch war sie nicht in der Lage, es als Lüge oder Hochstapelei abzutun, denn wie schon zuvor erkannte etwas tief in ihr die Behauptungen des Zauberers als wahr.
    »Um dich zu schützen«, antwortete Lhurian. »Und um andere vor dir zu schützen.«
    »Vor mir?«
    »Vor deinem Wissen«, drückte es der Zauberer anders aus, »vor dem, was du gesehen und erlebt hattest – und vor dem, was du mit deiner Erinnerung anfangen könntest.«
    »Mit meiner Erinnerung woran?«, fragte Alannah unwirsch, die leise Wut empfand. Wenn es tatsächlich stimmte, was der Zauberer behauptete – und ihr Gefühl sagte ihr, dass es so war –, dann war sie in all den Jahren getäuscht und betrogen worden.
    »Farawyn hat vieles aus deiner Erinnerung getilgt, Alannah«, erwiderte der Zauberer ausweichend. »Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte. Das Andenken an begangene Taten, an überstandene Gefahren und an geschlagene Schlachten – und an deine große Liebe …«
    Sie schaute ihn durchdringend an, und obschon sie die Antwort bereits ahnte, fragte sie: »Wer soll das gewesen sein?«
    Der Blick, den er ihr sandte, war zugleich voller Schmerz und Zärtlichkeit.
    »Ich war das«, sagte er leise.

21.
KALUMM
    Orks hassten Wasser.
    Zwar nicht in jeder Erscheinungsform – denn beispielsweise waren klammer Nebel oder würzig duftender Schimmelpilz an den heimischen Höhlenwänden durchaus Dinge, die ein Ork aus echtem Tod und Horn zu schätzen wusste –, in seinem normalen, flüssigen Zustand jedoch war ihnen das feuchte Element zutiefst zuwider. Körperreinigung jedweder Art war einem Unhold ohnehin suspekt, und nur die wenigsten von ihnen konnten schwimmen.
    Doch bisweilen erwies es sich als unumgänglich, von dem Ufer eines Flusses oder Sees zum anderen überzusetzen, etwa wenn es dort lohnende Beute zu holen gab oder sich ein wehrloses Opfer dorthin geflüchtet hatte. Zu diesem Zweck hatten findige Unholde das kalumm erfunden, eine in jeder Hinsicht typisch orkische Konstruktion, die so hässlich war wie die Modermark finster, jedoch ihren Zweck erfüllte:
    Über ein Gerippe, das die Form eines halbierten Eis hatte und entweder aus biegsamen Ästen oder aber aus gebogenen Knochen bestand, zog man eine Haut aus ungegerbtem Tierfell, die zwar – zumindest nach einer Weile – erbärmlich stank, jedoch dafür sorgte, dass kein Wasser ins Innere des Bootes drang. Bewährt hatten sich beim Bau des kalumm die Knochen großer Warge oder auch die eines Höhlentrolls, dessen stabile Rippen geradezu ideal dafür geeignet waren. Bedauerlicherweise war selten ein Höhlentroll zur Klaue, wenn man einen brauchte, und wenn, so war er meist nicht gewillt, sich freiwillig von seinen Rippenknochen zu trennen. Aber wie Rammar zu seiner Zufriedenheit festgestellt hatte, genügten auch die Knochen einer Riesenratte durchaus den Anforderungen …
    Im Bug des kleinen Bootes fläzend, dessen Heck sich dadurch steil aus dem Wasser hob, blickte der dicke Ork nach Norden, während sein Bruder Balbok es mit kräftigen Paddelschlägen vorantrieb, wobei er das aus einer Hüftschaufel geschnitzte Ruder abwechselnd zu beiden Seiten ins Wasser stieß. Der Seegang, der vor der Nordküste der Insel herrschte, sorgte dafür, dass sich das kalumm beständig hob und senkte, was die Sehnen und Därme, die die Rumpfkonstruktion zusammenhielten, bedenklich knarren ließ.
    Rammar war einerseits froh darüber, das Eiland des Schreckens zu verlassen, auf dem nichts so zu sein schien, wie es dem Gesetz der Natur nach sein sollte. Zum anderen aber befürchtete er, das notdürftig zusammengezimmerte Boot könnte sinken und er jämmerlich ersaufen.
    Balbok schien größeres Vertrauen in die Konstruktion zu haben, was nicht nur damit zusammenhing, dass er schwimmen konnte, sondern dass er sich nach wie vor mit dem vierbeinigen Freund unterhielt. »Schwimm schön weiter, korr?«, hörte Rammar ihn murmeln. »Mein Bruder hat es nicht so gemeint, weißt du? Er ist nur manchmal ein bisschen …«
    »Was bin ich, hä?«, giftete Rammar über die Schulter

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