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Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks

Titel: Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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mir?«
    »Ein wenig«, gab sie zu.
    »Ich kann mich an alles erinnern. An jedes einzelne Wort, an jedes Lächeln, an jede Zärtlichkeit – so, als wäre es erst gestern gewesen. Tausend Jahre sind eben doch nur ein Lidschlag im Angesicht der Ewigkeit.«
    »T-tausend Jahre?«, fragte sie. »Dann musst du dich irren. Ich wurde erst geboren, als …«
    »Ich irre mich nicht, Alannah«, versicherte er. »Oder sollte ich dich lieber Thynia nennen? Unter diesem Namen warst du einst bekannt …«
    »Thynia?« Der Name rief keinerlei Echo in ihr hervor, obschon sie seine Bedeutung in der Elfensprache kannte.
    Eisblume …
    »Du erinnerst dich noch immer nicht? Obwohl ich dir diese Hinweise gegeben habe?«
    »Nein, Lhurian.«
    »So ist der Bann, den Farawyn über dich verhängte, stärker und endgültiger, als ich es angenommen habe, und es steht nicht in meiner Macht, ihn zu brechen.« Der alte Zauberer senkte demütig das Haupt. »Verzeih mir, Alannah. Ich hätte dir diese Dinge nicht enthüllen dürfen. Aber nach all der Zeit wieder vor dir zu stehen und in jene Augen zu blicken, die …« Er unterbrach sich und schüttelte traurig den Kopf. »Es spielt keine Rolle mehr. Zu viel ist seither geschehen. Zuviel, das …«
    Abermals schwieg er, und zu Alannahs Bestürzung rannen auf einmal Tränen über seine faltige Haut. Gesenkten Hauptes stand er da, und einen Augenblick lang sah es aus, als wollte er sich der Trauer und der Verzweiflung ergeben. Dann jedoch straffte sich seine sehnige Gestalt. Die Tränen versiegten, und im nächsten Moment hatte sich der Zauberer wieder unter Kontrolle.
    »Sei unbesorgt«, wandte er sich wieder Alannah zu, »aus diesem Grund bin ich nicht gekommen. Einst habe ich einen feierlichen Eid geleistet, niemals zu dir zurückzukehren. Ich habe mich zurückgezogen und hätte mein Leben in Abgeschiedenheit beschlossen, wäre nicht etwas geschehen, das so schwerwiegend ist, dass es mich von meinem Eid entbindet und meine Rückkehr erforderlich machte. Die Kristallpforten wurden geöffnet, Alannah, und das bedeutet, dass es außer mir noch jemanden geben muss, der sich an die Vergangenheit erinnert. Solange das Goldene Zeitalter währte, waren die Pforten eine hilfreiche Entdeckung, die Erdwelt gedeihen und erblühen ließ – dann jedoch wurden sie zur furchtbaren Waffe. Und ich fürchte, genau dies wird sich wiederholen, wenn wir nichts dagegen unternehmen.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich habe es gespürt. Als die Verbindung geöffnet wurde, war mir, als würde ich aus tiefem Dämmerschlaf erwachen, als würde eine alte Narbe plötzlich wieder schmerzen, und ich befürchtete, dass sich fortsetzen könnte, was wir vor langer Zeit mit letzter Kraft verhindern konnten.«
    »Wovon genau sprichst du?«
    »Ich spreche vom Zweiten Krieg, Alannah«, antwortete Lhurian mit tonloser Stimme. »Von den Schlachten, die geschlagen, und von den Opfern, die gebracht wurden. Von Farawyn und Margok. Vom Kampf um Tirgas Lan – und von der Bedrohung durch Menschen, Orks und Dunkelelfen …«
    »Dun'ras Ruuhl«, flüsterte Alannah schaudernd, die zu verstehen begann, worauf der Zauberer hinauswollte.
    »Seine Ankunft in Tirgas Lan beweist, dass etwas nicht so ist, wie es sein sollte«, bestätigte der Alte. »Die Unholde, die die Gebiete jenseits des Schwarzgebirges bewohnen, sind das Ergebnis von Margoks frevlerischen Taten; es lässt sich nicht mehr rückgängig machen, doch die Menschen haben damit zu leben gelernt. Dunkelelfen jedoch, Margoks ruchlose Anhänger, wurden seit tausend Jahren nicht mehr in Erdwelt gesichtet. Man hielt ihre Art für ausgerottet, was offenbar ein Irrtum war.«
    »Ich dachte immer, Orks und Dunkelelfen wären dasselbe«, wandte Alannah ein.
    »Keineswegs. Es ist wahr, dass Curran, der Stammvater aller Orks, ein Dunkelelf war, der sich von Margoks falschen Versprechungen verführen ließ. Aber neben ihm gab es auch noch andere aus dem stolzen Geschlechte Glyndyrs, die dem Bösen verfielen und deren innere Verderbtheit ihre Haut grau wie Asche werden ließ. Allem Anschein nach haben zumindest einige von ihnen die Zeit überdauert, und es kann kein Zufall sein, dass ihre Rückkehr mit dem Öffnen der Pforte zusammenfällt.«
    »Du glaubst, Dun'ras Ruuhl und seine Leute sind durch den Dreistern gereist?«
    »In der Tat.«
    »Und woher sind sie gekommen?«
    »Das weiß ich nicht«, gestand der Zauberer. »Aber es gibt nur vier Portale, und das schränkt die Möglichkeiten

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