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Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks

Titel: Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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findet immer einen Weg.«
    »Sprich nicht so über ihn. Du kennst ihn nicht so wie ich.«
    »Verzeih, ich wollte dich nicht verletzen. Es ist nur so, dass mir dein Gemahl wenig Anlass gegeben hat, ihn zu mögen.«
    »Du ihm ebenso wenig«, konterte Alannah, worauf der Zauberer nicht widersprach. »Wieso hast du mich hierhergebracht?«, wollte sie dann wissen.
    »Um dich zu beschützen.«
    »Ich bin die Königin von Tirgas Lan. Mein Platz wäre an der Seite meines Gemahls.«
    »Corwyn kommt auch ohne dich zurecht, aber nicht das Reich«, gab Lhurian geheimnisvoll zur Antwort. »Würde dir ein Leid zustoßen, so wäre vielleicht alle Hoffnung dahin.«
    »Was bedeutet das?«
    »Das werden wir gemeinsam herausfinden«, erwiderte der Zauberer. »Zumindest hoffe ich das.«
    »Du sprichst in Rätseln«, tadelte sie. »Stets verstehe ich nur die Hälfte von dem, was du sagst.«
    »Verzeih, das ist nicht meine Absicht. Ich habe wohl zu viele Jahrhunderte in Einsamkeit verbracht.«
    »Wo bist du gewesen?«
    »Überall und nirgends«, lautete die vieldeutige Antwort. »Zuletzt jedoch habe ich mich hierher zurückgezogen.«
    »Hierher? In den Eistempel?«
    »Bist du überrascht?«
    »Ein wenig.«
    »Warum?«
    »Vielleicht deshalb, weil ich mich ein Leben lang danach gesehnt habe, Shakara zu verlassen. Es erscheint mir kaum vorstellbar, dass jemand dieses eisige Exil aus freien Stücken aufsuchen könnte. Es ist kalt«, fügte sie flüsternd hinzu und fröstelte, worauf der Zauberer seinen Umhang löste und ihn ihr um die Schultern legte.
    »Besser?«, fragte er.
    »Ein wenig.« Sie nickte. »Ich danke dir.«
    »Gern geschehen.« Er lächelte – nicht mit der Milde und Gelassenheit des Alters, sondern wie ein junger Mann, keck und herausfordernd.
    »Was hat das alles zu bedeuten?«, fragte Alannah, der die Verwirrung anzusehen war. »Ungebeten bist du in unser Leben eingedrungen und hast unseren Frieden gestört, und gegen meinen Willen hast du mich zurück an diesen Ort gebracht. Dennoch empfinde ich weder Zorn noch Misstrauen. Wie kommt das nur?«
    »Es hat seine Gründe«, versicherte der Alte. »Wie fast alles im Leben. Man kann vieles verleugnen, aber nicht sein Herz.«
    »Hast du das nicht schon einmal gesagt?«
    Er lächelte wieder. »Nicht in den letzten tausend Jahren.«
    Sie legte den Kopf schief und schaute ihn prüfend an. »Woher weißt du all diese Dinge? Und warum habe ich, obwohl ich Priesterin von Shakara war und damit Hüterin der Geheimnisse, nicht mehr über die Kristallpforten gewusst?«
    »Weil sie geschlossen waren und man alles daransetzte, dass sie in Vergessenheit gerieten. Unter welchen Umständen sie nach all der Zeit geöffnet wurden, vermag ich nicht zu sagen, aber der Bann wurde gebrochen, und deshalb musste ich zurückkehren.«
    »Wer bist du wirklich?«, wollte sie unvermittelt wissen.
    »Das habe ich dir doch längst gesagt. Einst nannte man mich Lhurian, und ich war Zauberer und Angehöriger des Hohen Rates, bis …«
    »Bis was?«, hakte sie nach, als er stockte.
    »Bis zum Ende des Zweiten Krieges«, antwortete er, wobei sie das Gefühl hatte, dass er eigentlich etwas anderes hatte sagen wollen. »Nachdem die Schlacht um Tirgas Lan geschlagen und Margok gebannt war, legte ich mein Amt als Ratsmitglied nieder und suchte die Einsamkeit, um Vergessen zu finden.«
    »Und? Hast du es gefunden?«
    »Nein«, erwiderte der Alte, und ein Schatten schien plötzlich seine Züge zu verfinstern. »Obwohl ich alles daransetzte, das Geschehene hinter mir zu lassen, blieb die Erinnerung fortwährend mein Begleiter, gleich, was ich unternahm, über all die Jahrhunderte.«
    »War das, was du erlebt hattest, denn so schrecklich?«, fragte sie vorsichtig.
    Er nickte. »Allerdings. Und je mehr der Mensch versucht, die Vergangenheit zu verdrängen, desto größere Macht gewinnt sie über ihn. Ich hatte gehofft, mein Wissen dereinst mit ins Grab zu nehmen und im Tod Erlösung zu finden – stattdessen zwingt mich das Schicksal, noch einmal unter die Sterblichen zurückzukehren.«
    »Was ist so schlimm daran?«, wollte Alannah wissen.
    Lhurians Blick war forschend, fast misstrauisch. »Du weißt es wirklich nicht mehr, oder?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »So hat Farawyns Bann gewirkt«, murmelte er, unverhohlene Enttäuschung in der Stimme.
    »Farawyns Bann? Was hat das zu bedeuten?«
    »Es ist derselbe Blick«, sagte der Zauberer, während er sie im Licht des Zauberstabs weiter unverwandt betrachtete.

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