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Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks

Titel: Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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gewesen sein?«
    »Da hast du was gesagt«, erinnerte ihn Balbok mit leiser Stimme. »Du hast gesagt, dass es dir leidtut …«
    »Das soll ich gesagt haben? Das glaubst du doch selber nicht.«
    »Ich habe es aber gehört«, beharrte der Hagere.
    »Ich dachte, du warst bewusstlos?«
    »Da bin ich gerade aufgewacht«, sagte Balbok. »Und ich weiß, was ich gehört habe.«
    »Und?«
    »Wie hast du das gemeint, dass es dir leidtut?«
    »Was soll ich schon damit gemeint haben?«, schnarrte Rammar. »Dass ich es bedaure, einen umbal wie dich zum Bruder zu haben. Das habe ich damit gemeint!«
    »Aber ich dachte immer, ein Ork kennt kein Bedauern«, wandte Balbok ein. »Dass er sich nie entschuldigt und ohne Reue durchs Leben geht und …«
    »Dreh mir gefälligst nicht das Wort im Maul herum! Ich war völlig entkräftet und kurz vor dem Ertrinken – und das alles nur, weil du dir mit meiner Rettung ewig Zeit gelassen hast. Und jetzt sitzt du da und wirfst mir Dinge vor, die ich gesagt haben soll, als mir bereits die Sinne schwanden. Das sieht dir mal wieder ähnlich!«
    »Ach so«, sagte Balbok. »Und ich dachte …«
    »Was dachtest du?«
    »Dass es dir leidtut, was du mit brarkor angestellt hast.«
    »Soll das ein Witz sein?«, rief Rammar. »Einer Ratte wegen soll ich ein solches Geschrei veranstaltet haben?«
    »Korr.«
    »Da hast du dich aber gründlich geschnitten, Langer. Und weißt du auch, wieso?«
    »Karsok?«
    »Sehr einfach – weil wir Orks kein Gewissen haben, verstehst du? Anders als Menschen und Elfen sind wir nicht in der Lage, Recht von Unrecht zu unterscheiden, deshalb empfinden wir auch keine Reue. Das Gewissen ist eine Erfindung der Schmalaugen; sollen sie sich damit rumschlagen. – Wir Orks haben so was nicht, und darauf sind wir stolz. Denn eins ist ganz sicher: Man lebt besser ohne Gewissen.«
    »Meinst du?«
    »Allerdings. Nimm nur unseren Streit: Wären wir Menschen, hätten wir jetzt ein schlechtes Gewissen, das uns dazu treiben würde, zuzugeben, dass wir beide Fehler gemacht haben. Wir würden heulen wie ein kastrierter Warg, uns in den Armen liegen und uns wieder vertragen. Eine grässliche Vorstellung, oder?«
    »Grässlich«, stimmte Balbok zu.
    »Wir Orks können von Glück sagen, dass wir kein Gewissen haben – auf diese Weise können wir uns beschimpfen und hassen und uns gegenseitig an die Gurgel gehen, so lange wir wollen. Richtig, Balbok?«
    »Verdammt richtig, Rammar«, stimmte der Hagere zu und sagte sich einmal mehr, um wie vieles überlegener die Rasse der Orks allen übrigen Völkern von Erdwelt doch war.
    »He, was ist das?«, fragte Rammar, dessen große, waagerecht von seinem Schädel abstehende Ohren sich plötzlich aufgerichtet hatten. »Da kommt jemand!«
    Auch Balbok hatte sie gehört – knirschende Schritte auf feuchtem Stein, die sich näherten. Tatsächlich tauchten schon im nächsten Moment mehrere abenteuerlich aussehende, bis an die Zähne bewaffnete Gestalten oberhalb des Gitters auf, das das Kerkerloch bedeckte.
    »Na?«, fragte einer der Piraten grinsend. »Wie geht's euch denn dort unten?«
    »Bestens«, rief Rammar trotzig zurück.
    »Warum kommt ihr nicht runter?«, fügte Balbok mit verwegenem Grinsen hinzu. »Ich habe Hunger!«
    »Das Tönespucken wird euch noch vergehen«, versicherte der Seeräuber. »Kapitän Cassaro will euch sehen.«
    »Schön für ihn – vielleicht wollen wir ihn aber nicht sehen.«
    »Genug gequatscht, Fettsack!«, rief der Pirat, während seine Kumpane das Gitter öffneten und eine aus Ketten und Eisenstangen bestehende Strickleiter herabließen – ihre Vorgängerin aus Holz und Stricken hatte sich verabschiedet, als Rammar in die Grube gestiegen war. »Kommt hoch, ehe wir das Loch mit Wasser volllaufen und euch jämmerlich ersaufen lassen!«
    Rammar verkniff sich weiteren Widerspruch. Ein Schlüssel wurde herabgeworfen, mit dem sich die Orks von den Ketten befreien konnten, dann kletterten sie nacheinander hinauf. Kaum waren sie oben, bekamen sie neue Hand- und Fußschellen verpasst.
    Von einem Dutzend schwer bewaffneter Seeräuber bewacht, wurden die Orks durch ein wahres Labyrinth von Höhlen geführt, die nicht nur von Fackelschein, sondern hin und wieder auch von Tageslicht erhellt wurden, das durch senkrechte Schächte einfiel und von blassem Rot war, weil es draußen bereits dämmerte.
    Der Gesang, den sie schon in ihrem Verlies gehört hatten, wurde allmählich lauter – offenbar näherten sie sich der Quelle

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