Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks
wir wohl keine Wahl.«
»Niemand kennt den Weg dorthin«, wandte Gergo ein. »Wie wollt Ihr …?«
»Kein Mensch kennt den Weg«, verbesserte Corwyn. »Die Elfen hingegen kennen ihn.«
»Aber die Königin hat uns verlassen«, wandte der Hauptmann ein und errötete, weil er befürchtete, in seiner Rede zu weit gegangen zu sein.
»Und?«, fragte der König.
»Sie war der letzte Spross der Elfen in Erdwelt, oder nicht?«
»Nein«, widersprach Corwyn, und ein wölfisches Lächeln spielte dabei um seinen Mund, das nicht recht zu seinen sonst so milden Zügen passen wollte, »einen gibt es noch …«
25.
MOROR UR'OIRKIR UR'KLOGIONN'HAI
Wenn man es genau bedachte, so hatte sich ihre Situation nicht verbessert.
Wieder waren sie in Gefangenschaft geraten, wieder saßen sie in einem dunklen feuchten Loch, an dessen Wände sie gekettet waren, wieder knurrten ihnen die Mägen, wieder trugen sie nichts als stinkende Lumpen am Leibe, und wieder mussten Balbok und Rammar um ihr Leben bangen.
Der einzige Unterschied zu den Minen von Crysalion bestand darin, dass es diesmal nicht völlig durchgeknallte Schmalaugen waren, in deren Gewalt sich die Orks befanden, sondern Milchgesichter. Allerdings war dieser Unterschied rein theoretischer Natur. Denn die Piraten, in deren Gefangenschaft Balbok und Rammar geraten waren, erwiesen sich als kaum weniger verrückt, abartig und von Sinnen als die grauhäutigen Elfen.
Mit Ketten und Stöcken waren sie verprügelt worden, danach hatte man sie an Land gebracht und in dieses Kerkerloch geworfen. Wie die Brüder festgestellt hatten, waren die Inseln der Atolle sämtlich von Höhlen durchzogen, die den Seeräubern als Schlupfwinkel dienten – von riesigen Grotten, in denen sie ihre Beute anhäuften und bis spät in die Nacht zechten und grölten, bis hin zu dunklen Löchern, die wie geschaffen dazu waren, Gefangene verschwinden zu lassen.
Für immer, wie Rammar missmutig annahm.
»Da sind wir also wieder!« Er seufzte resignierend, während er schmollend auf dem Boden kauerte, ein grüner Fleischberg, das feiste Gesicht auf die Fäuste gestützt. »Und wie immer haben wir alles nur dir zu verdanken!«
»Mir?« Balbok starrte ihn fassungslos an. »Wieso das?«
»Jetzt spielst du wieder den Unwissenden!«, maulte Rammar. »Aber wer von uns beiden wollte denn unbedingt aus den Minen abhauen? Wer war es denn, der unserem Wärter die Rübe abgerissen hat, sodass wir gar nicht anders konnten, als zu verduften?«
»Ich«, gab Balbok unumwunden zu.
»Du«, bestätigte Rammar mit unverhohlenem Vorwurf in der Stimme. »Ich hab ja gleich gesagt, dass wir an Ort und Stelle hätten bleiben sollen. Aber nein, du unfassbarer umbal musstest ja unbedingt fliehen!«
»Aber du wolltest doch selber weg von der Insel«, brachte Balbok hilflos in Erinnerung, »und zurück in die Modermark.«
»In die Modermark, ja«, bestätigte Rammar und verdrehte die Augen. »Nur für den Fall, dass du es noch nicht gemerkt haben solltest, Hirntod – das hier ist nicht die Modermark! Du blöder Hund hast uns geradewegs von einer shnorsh in die nächste gerudert, in die Gesellschaft blutrünstiger Piraten, die sich wahrscheinlich gerade jetzt den Kopf darüber zerbrechen, ob sie uns bei lebendigem Leib häuten oder uns lieber vorher pfählen sollen.«
Er verstummte, um weiterzuschmollen, und in der Stille, die eintrat, waren ferne Stimmen zu vernehmen, die heiser ein Lied grölten.
»Hörst du das?«, schnappte Rammar. »Sie singen. Wo wir herkommen, sind es Orks, die singen und tanzen, ehe sie ihren Gefangenen das Fell über die Ohren ziehen. Nichts auf dieser verdammten Insel ist so, wie es sein sollte. Rein gar nichts!«
»A-aber dafür kann ich doch nichts«, klagte Balbok kleinlaut. Die erste Zeit ihrer Gefangenschaft hatte er noch damit zugebracht, wie von Sinnen an den Ketten zu zerren, bis ihm irgendwann klar geworden war, dass eher seine Arme reißen würden als das rostige Eisen. Seither stand er da, an die Mauer gelehnt und den Kopf gesenkt – ein Mahnmal der Dummheit, wie Rammar fand.
»Du kannst nichts dafür?«, schnappte der dicke Ork. »Wem haben wir es denn zu verdanken, dass wir überhaupt auf dieser verdammten Insel gestrandet sind?«
»Dir«, erwiderte Balbok in einem Anfall von Trotz.
»Was?« Rammar glaubte, nicht recht zu hören.
»Du wolltest dir unbedingt den Schatz von Kal Anar unter den Nagel reißen«, beharrte Balbok, dem die Konsequenzen seiner Worte in diesem Augenblick
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