Die Orks - Blutnacht - Die Ork-Trilogie 2 - Roman
verboten?«
»Unsere Gebräuche verbieten es uns, die Insel zu
verlassen und zu anderen Inseln zu reisen. Das bringt großes Unglück. Wir glauben, die Sammler hätten nie von uns erfahren, wenn sich nicht einige von uns aufs Meer gewagt hätten und gefangen worden wären.«
»Das verstehen wir«, sagte Jup mitfühlend. »Allerdings sind wir nicht durch eure Gebräuche gebunden. Außerdem haben die Sammler eine von uns verschleppt. Wir wollen sie zurückholen.«
»Es sind ja nicht nur die Sammler. Da draußen lauern noch ganz andere Gefahren. Große Gefahren.«
»Damit werden wir schon fertig«, gab Stryke unwirsch zurück. »Was ist nun mit den Booten? Gibst du sie uns, oder sollen wir sie uns einfach nehmen?«
Er sagte es so nachdrücklich, dass der Älteste sich besann. »Es sind zwei«, gab er zu. »Wir haben sie einigen aus unserem Volk abgenommen, die sie unseren Sitten zum Trotz heimlich gebaut haben. Sie wollten damit wegfahren und sich woanders, außer Reichweite der Sammler, ein neues Heim schaffen.«
»Das wäre gar keine so schlechte Idee gewesen.«
»Habt ihr diese Welt nicht vom Himmel aus betrachtet? Anscheinend wisst ihr wenig darüber. Sosehr wir auch unter den Sammlern leiden, diese Insel ist ein sicherer Hort, wenn man daran denkt, was da draußen lauert.«
»Das Risiko gehen wir gern ein.«
»Die Boote, die wir beschlagnahmt haben, waren noch nicht vollendet. Sie sind nicht seetüchtig.«
»Würde es viel Arbeit erfordern, sie fertigzustellen? «
»Ich glaube nicht.«
Coilla fiel etwas ein. »Warum habt ihr sie behalten, obwohl seetüchtige Boote nicht erlaubt sind?«
»Wir wollten sie nicht behalten. Sie sollten als Warnung an alle, die ähnliche Dummheiten planen, öffentlich verbrannt werden. Dann seid ihr eingetroffen. «
»Ein Glück, dass wir in diesem Augenblick gekommen sind.«
»Können wir einige von euch bewegen, uns bei der Arbeit an den Booten zu helfen?«, fragte Stryke.
Der Älteste schüttelte den Kopf. »Das widerspricht unseren Gebräuchen und würde nur Unruhe stiften.«
»Das Gleiche gilt natürlich auch für alle, die vielleicht bereit wären, uns beim Segeln zur Hand zu gehen?«
»So ist es.«
»Zur Hölle mit euren stinkenden Gebräuchen. Wir kommen schon allein zurecht.«
»Nun ja«, warf Coilla ein, »Jode sagte mir, er sei auf einer Insel geboren worden. Er kann vermutlich segeln. «
»Du scheinst erheblich mehr über diesen Menschen zu wissen als wir«, stichelte Haskeer.
»Ja, glücklicherweise.«
»Damit ist das geklärt«, sagte Stryke. »Wir beginnen sofort mit der Arbeit an den Booten.« Er sah den Ältesten
scharf an. »Und du wirst dich hüten, die Kinder zu bestrafen, weil sie uns geholfen haben. Sonst bekommst du es mit uns zu tun.«
»Haben wir jetzt genug palavert?«, flehte Jup. »Während wir hier herumstehen und schwafeln, macht Spurral wer weiß was durch.«
16
Spurral hatte nach den Schlägen, die sie am Strand hatte einstecken müssen, vorübergehend das Bewusstsein verloren. Als sie im Ruderboot wieder zu sich kam, war die Insel bereits zu einem dunklen Fleck in der Ferne geschrumpft, zu erkennen nur noch an den Rauchsäulen, die von den aktiven Vulkanen aufstiegen.
Im Boot saßen fünf Menschen. Vier ruderten, einer steuerte. Außer ihr selbst befanden sich noch drei weitere Zwerge an Bord, zwei Männer und eine Frau, alle noch jung. Auch sie waren, genau wie Spurral, gefesselt. Die Menschen schwiegen und gaben sich damit zufrieden, von Zeit zu Zeit ihre Gefangenen finster anzustarren und an den Rudern zu schwitzen. Als Spurral etwas sagen wollte, befahlen sie ihr barsch, den Mund zu halten.
Es waren kräftige, wettergegerbte Männer, deren Haut
nach einem Leben unter der erbarmungslosen Sonne die Farbe von altem Leder angenommen hatte. Die meisten waren bärtig, einige hatten Narben. Ihre Kleidung entsprach den Bedürfnissen von Kämpfern und Seeleuten.
Spurral hob vorsichtig den Kopf und blickte über das Dollbord. Ein Dutzend ähnlicher Beiboote fuhr in die gleiche Richtung wie das ihre. Sie nahm an, dass auch auf ihnen gefangene Zwerge waren. Die Boote hielten auf einen großen Dreimaster zu, der die Segel hisste, als sie sich näherten.
Aus der Nähe erhob sich das Schiff wie eine Klippe, und die Ruderboote wirkten im Vergleich dazu wie Spielzeug. An den Seiten hingen Strickleitern. Spurral und die anderen wurden von ihren Fesseln befreit und bekamen einige Drohungen zu hören, sie sollten sich ja benehmen. Dann
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