Die Orks - Blutnacht - Die Ork-Trilogie 2 - Roman
überwältigen und ihre Waffen in die Hände bekommen …«
»Meuterei? Das kann nicht gutgehen.«
»Welche Möglichkeiten haben wir denn? Wir können uns demütig unserem Schicksal ergeben oder uns wehren. Ich weiß jedenfalls, was ich lieber tun würde.«
»Dann fang doch an«, sagte Dweega.
»Allein schaffe ich das nicht. Wir müssen uns organisieren. «
»Du kennst die Sammler nicht so gut wie wir«, wandte Kalgeck ein. »Sie würden keine Gnade walten lassen.«
»Das würden sie bei Dweega sowieso nicht tun, wenn sie herausfinden, dass sie lahm ist. Ist nicht allein das schon ein guter Grund, als Erster zuzuschlagen? «
»Es wäre unser sicherer Tod. Vielleicht kann sie ja vom Schiff fliehen, und wir anderen werden schon irgendwie als Sklaven überleben.«
»Du kannst das meinetwegen ein Leben nennen. Ich sehe das anders.«
»Ich freue mich auch nicht darauf. Und wenn ich hoffen könnte, die Sammler zu überwältigen, dann würde ich dir helfen. Die anderen sind aber sicher nicht bereit, sie anzugreifen.«
»Was ist mit dir, Dweega?«, fragte Spurral. »Wie siehst du es?«
»Ich lasse es darauf ankommen.« Damit drehte sie sich um und kehrte Spurral den Rücken.
Danach schwiegen sie erschöpft und fielen schließlich in einen unruhigen Schlaf.
Es schien fast so, als wären nur wenige Augenblicke vergangen.
Im ersten Morgengrauen wurden sie unsanft mit Tritten und Flüchen geweckt und durften ein paar Schlucke unreines Wasser trinken. Dann mussten sie wieder arbeiten.
Dieses Mal bekamen sie andere Aufgaben zugeteilt. Statt am Seil zu arbeiten, musste Spurrals Gruppe das Deck schrubben. Wieder bemühten sich Kalgeck
und einige andere, Dweega abzuschirmen, doch es war nicht so leicht wie in der schlecht beleuchteten Seilkammer.
Unweigerlich kam es dazu, dass Dweega ihre Behinderung nicht weiterhin verbergen konnte.
Einer der Matrosen befahl ihr, sich von der kleinen Gruppe von Gefährten zu entfernen, die sie abschirmen wollten, um ein anderes Stück des Decks zu schrubben. Dweega zögerte, was erst recht die Aufmerksamkeit der Seeleute auf sie lenkte. Unter der ungeduldigen Tirade von mehreren Matrosen stand sie schließlich auf, schnappte sich ihren Eimer und ging zu dem Platz, den man ihr zugewiesen hatte. Sie bemühte sich sehr, normal zu gehen, doch man sah ihr an, welche Mühe es sie kostete. Überdeutlich zeichnete sich die Anstrengung auf ihrem Gesicht ab.
Es war nicht weit, doch für sie war es die reinste Qual, zumal ihr inzwischen alle schweigend zusahen. Als sie unter Schmerzen niederkniete, lief ein Matrose davon und kehrte wenig später mit dem Kapitän zurück.
Salloss Vant marschierte geradewegs zu Dweega und baute sich mit empörter Miene vor ihr auf.
»Steh auf«, befahl er barsch.
Linkisch gehorchte sie.
»Jetzt geh. Da entlang.« Er deutete auf die Stelle, von der sie gerade gekommen war und wo Spurral und die anderen arbeiteten.
Es war nicht zu übersehen, dass sie auf einem Bein
hinkte, und als sie ankam, brach sie fast zusammen und sank Spurral in die Arme.
»Auf diesem Schiff ist kein Platz für jemanden, der kaum sein eigenes Gewicht tragen kann und keinen Wert für uns hat«, donnerte Vant. »So jemand verschwendet unser teures Essen!«
»Ich kann doch arbeiten!«, protestierte Dweega.
»Aber nicht gut, wie es scheint. Wir Sammler sind kein Wohltätigkeitsverein und nehmen keine Passagiere mit.« Er nickte mehreren Matrosen zu und entfernte sich.
Die Männer wollten Dweega packen. Als sie das Mädchen aus Spurrals Armen zu zerren versuchten, entstand ein kurzes Handgemenge. Die anderen Zwerge taten nichts und schauten entsetzt zu.
»Kapitän!«, rief Spurral.
Salloss Vant blieb abrupt stehen und drehte sich erstaunt um, weil sein Frachtgut es gewagt hatte, ihn anzusprechen.
»Ihr müsst das nicht tun«, erklärte Spurral. »Wir können für sie arbeiten. Sie muss Euch nicht zur Last fallen. «
Vant nickte einem anderen Matrosen zu. Einer versetzte Spurral mit einem Belegnagel einen kräftigen Schlag auf die Schläfe. Sie ging zu Boden und musste Dweega loslassen. Dann schleppten sie das Mädchen fort.
Jetzt kam auch Kalgeck zu sich und versuchte einzugreifen. Er stürmte los und rief: »Nein, nein!«
Auch er wurde brutal niedergeschlagen.
»Ich dulde keine Frechheiten auf diesem Schiff!«, brüllte Vant und starrte die Gefangenen an.
Keiner rührte sich, als die Matrosen die kreischende Dweega zur Reling zerrten.
»Passt gut auf!«, sagte Vant.
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