Die Orks - Blutnacht - Die Ork-Trilogie 2 - Roman
verblasste sein Bild und verschwand.
Sie stand seufzend auf.
Draußen auf Deck blickte ihr Stellvertreter Weevan-Jirst in seine offene Hand. Darin lag ein fast handtellergroßer, äußerst seltener Edelstein. Die irisierende Oberfläche blinkte und zeigte verschiedene Bilder.
»Habt Ihr sie ausfindig gemacht?«, fragte sie.
»Ich glaube schon«, erwiderte er heiser. »Sie haben den Kurs gewechselt, doch es ist klar, wohin sie fahren. «
»Dann werden wir so bald wie möglich die Verfolgung aufnehmen.«
Er sah auf. »Ihr scheint beunruhigt. Darf ich fragen, wie das Gespräch mit unserem Anführer verlaufen ist?«
»Wir ziehen die Samthandschuhe aus.«
»Also keine Verhandlungen mehr.«
»Das will Revers, ja.«
»Aber Ihr nicht.«
»Ich glaube, wir sollten nur in einer extremen Situation zu extremen Mitteln greifen.«
»Ist diese Voraussetzung nicht längst erfüllt?«
»Ich glaube schon.«
»Übrigens stimme ich mit Euch überein. Verhandlungen sind immer dem Krieg vorzuziehen. Doch dafür dürfte es inzwischen wohl zu spät sein.«
Pelli lächelte grimmig. »Nun, vielleicht hätte ich ja Euch mit den Vielfraßen verhandeln lassen sollen.«
24
Stryke wählte nicht das größte Schiff der Goblins, denn er fürchtete, dies könnte die Fähigkeiten seiner Truppe übersteigen. Pepperdyne hatte sich damit einverstanden erklärt, mehr oder weniger die Rolle des Kapitäns zu übernehmen.
Zuerst luden sie alle Vorräte ein, die sie in den Ruinen der Goblinsiedlung finden konnten, dann brachten sie die befreiten Kelpies an Bord und brachen auf. Die Reise, so versicherten ihnen ihre neuen Verbündeten, würde nicht lange dauern.
Für Jup, der vor Angst fast außer sich und ungewöhnlich schweigsam war, konnte es natürlich nicht schnell genug gehen. Er sonderte sich die meiste Zeit ab, und die anderen ließen ihn in Ruhe.
Das Schiff pflügte durchs Meer, und der Tag verging ereignislos. Pepperdyne blieb fast die ganze Zeit am Steuer, Coilla stand neben ihm.
»Anscheinend bist du jetzt wirklich in deinem Element«, bemerkte sie.
»Das hier ist das Erste, was mir tatsächlich Spaß macht, seit wir uns auf diese verrückte Reise begeben haben.« Er sah sie schräg von der Seite an. »Abgesehen von den paar Gelegenheiten, als wir uns unterhalten haben.«
Sie lächelte. »Ja, das habe ich auch genossen.« Sie brach den Blickkontakt ab. »Das Schiff ist auf jeden Fall viel schneller als die Boote der Zwerge.«
»Die Kraft der Segel.« Er nickte in die Richtung der geblähten Tücher. »Außerdem hatten wir bisher Glück mit dem Wind.«
»Das muss für dich sein wie eine Reise in die Vergangenheit. «
»In gewisser Weise schon. Allerdings haben wir auf Trougath eher so gelebt wie die Zwerge hier. Meist sind wir nur entlang der Küste gesegelt. Natürlich hatten wir auch größere Schiffe, um Handel zu treiben. «
»Hast du schon einmal ein so großes Schiff gesteuert? «
»Nein … eigentlich nicht. Aber sag’s nicht den anderen. «
Sie lachten wie zwei Verschwörer.
»Die Prinzipien sind jedenfalls immer die gleichen«, fuhr er fort. »Segeln ist Segeln.«
»Ohne dich hätten wir das alles nicht geschafft.«
»Oh doch. Wenn es eine Eigenschaft gibt, die euch
Vielfraße besonders auszeichnet, dann ist es eure Entschlossenheit. «
»Uns blieb ja meist nichts anderes übrig. Aber ein Schiff zu steuern …«
»Das ist gar nicht so schwer. Hier, versuch’s mal.«
»Wirklich?«
»Klar. Komm schon, nimm das Steuerruder.«
Er trat zur Seite, und sie packte zu.
»Warte mal.« Er trat hinter sie, legte die Arme um sie und führte ihre Hände in eine etwas andere Position. »So ist es richtig. Nicht zu fest zupacken. Entspanne dich. Am besten, du berührst es nur leicht.«
»Das macht Spaß.«
»Wenn du es lange genug tust, bekommst du ein Gefühl für das Schiff. Ich meine, ein echtes Gefühl. Wer so etwas sein Leben lang macht, kann die Laune seines Schiffs spüren.«
»Was denn, Schiffe haben Launen?«
»Oh ja. Sie sind genau wie Menschen. Entschuldige. Sie sind wie Menschen oder Orks oder …«
Sie lächelte. »Du musst dich nicht verrenken, Jode. Ich weiß schon, was du sagen wolltest.«
»Vielleicht liegt es daran, dass ich manchmal die Unterschiede vergesse.«
»Wir sind aber unterschiedlich.«
»Äußerlich schon. Es gibt jedoch tiefere Ebenen, auf denen alle Rassen einander ähnlich sind. Auch das habe ich während unserer gemeinsamen Zeit gelernt, und dafür bin ich wirklich
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