Die Orks - Blutnacht - Die Ork-Trilogie 2 - Roman
erwiderte sie bedrückt. »Was ist aus den Sammlern geworden? Seid ihr keinem von ihnen begegnet? «
Kalgeck schüttelte den Kopf. »Die meisten waren unter Deck eingesperrt.«
»Ja, richtig. Beinahe könnten sie mir leidtun.«
»Es fällt uns schwer, Mitgefühl für sie zu empfinden, nachdem sie uns so viel Elend gebracht haben.«
»Ich weiß, und ich mache euch keinen Vorwurf. Dennoch, es ist möglich, dass es einige bis hierher geschafft haben. Wir müssen uns in Acht nehmen.«
»Was sollen wir jetzt tun?«
»Wisst ihr, wo wir sind? Kennt ihr diese Insel?«
»Nein.«
»Also gut. Dann wollen wir herausfinden, ob sie bewohnt ist, und wenn ja, ob uns die Einheimischen freundlich gesonnen sind oder nicht. Zuerst müssen wir aber die Wrackteile durchsuchen. Vielleicht entdecken wir etwas Nützliches oder sogar Proviant.«
»Ich habe bereits das hier gefunden.« Er hielt ihr eine Feldflasche mit Wasser hin.
»Oh, schön. Darf ich? Ich bin halb verdurstet.«
Als sie trank, sagte Kalgeck: »Es hat nicht den Anschein, als wäre hier noch viel zu holen.« Er betrachtete die Trümmer, die zusammen mit ihr angetrieben waren.
Beinahe sollte er Recht behalten. Ein wenig Glück hatten sie dann doch noch, denn sie fanden eine weitere, zur Hälfte geleerte Flasche, die Branntwein enthielt. Ein kleiner Schluck weckte ihre Lebensgeister. Außerdem klaubten sie einige Stücke Holz auf, die sie als Keulen hernehmen konnten. Sonst war kaum etwas zu gebrauchen. Zwei Zwerge hatten es geschafft, ihre Waffen mitzunehmen: ein Messer der Sammler und eins der Holzbeile, die sie heimlich angefertigt hatten.
Sie brachen ins Landesinnere auf. Direkt hinter dem Saum des Urwalds entdeckten sie einige Büsche mit gelben, stachligen Früchten in der Größe von Äpfeln. Spurral kannte sie nicht, doch die Zwerge waren entzückt. Sobald sie die harte Schale entfernt hatten, kam süßes, saftiges, weißes Fruchtfleisch zum Vorschein. Es schmeckte köstlich. Sie stopften sich voll.
»Na bitte«, sagte Spurral, während sie sich die Finger ableckte. »Dann wollen wir mal sehen, was die Insel sonst noch zu bieten hat.«
Gestärkt setzten sie die Wanderung fort.
Der Dschungel war dicht und schwer zu durchdringen.
Nachdem sie unter Spurrals Führung eine Weile marschiert waren, wobei sie das Blattwerk mit dem Messer zerhackt hatten und immer wieder über Ranken gestolpert waren, begannen sie sich zu fragen, ob es überhaupt der Mühe wert sei. Dann blieb Spurral auf einmal stehen und wies die anderen mit erhobener Hand an, sich still zu verhalten. Direkt vor ihnen lag eine große Lichtung. Da sich nichts bewegte, traten sie vorsichtig ins Freie.
Die Bäume waren gefällt oder, genauer gesagt, entwurzelt und am Rand der Lichtung zu mehreren Haufen aufgestapelt worden. Das Unterholz war platt getrampelt. Mitten auf der Lichtung erstreckte sich eine recht große Wasserfläche.
Spurral schöpfte mit der hohlen Hand etwas Wasser, kostete und spuckte es gleich wieder aus. »Salz. Anscheinend wird der Teich vom Meer gespeist.« Sie sah sich um. »Die Lichtung ist nicht auf natürliche Weise entstanden. Irgendjemand hat den Wald gerodet. «
Kalgeck hob einen Finger an die Lippen und deutete auf das Unterholz. Es raschelte, und die Zwerge hoben ihre bescheidenen Waffen. Noch mehr Rascheln, jetzt aus mehreren Richtungen zugleich. Die Zwerge bildeten einen Kreis, der sie alle so gut wie möglich schützte, und beobachteten die Umgebung.
Irgendein Wesen schob sich krachend durch die Pflanzen, dann folgten einige weitere. Sie waren groß und schwarz.
»Pferde?«, rief Spurral. Doch dann erkannte sie ihren Irrtum.
Die Wesen, die auf die Lichtung strömten, ähnelten zwar äußerlich Pferden, doch es gab bedeutende Unterschiede. Das Fell war anders, beinahe wie das einer Robbe, und aus den wallenden Mähnen tropfte Wasser. Außerdem waren sie viel stärker und robuster als gewöhnliche Pferde. Und vor allem schimmerte hinter ihren Augen eine viel größere Intelligenz.
Kalgeck bestätigte ihre Vermutung. »Das sind keine gewöhnlichen Pferde. Es sind …«
»Kelpies«, knirschte eins der Wesen. Es trabte herbei. »Wir würden euch auf unserer Insel willkommen heißen, wenn wir sicher sein könnten, dass ihr uns nichts Böses wollt.«
»Ganz sicher nicht«, antwortete Spurral, die sich wieder gefasst hatte. »Sehen wir denn wie Räuber aus?«
»Nein, eher wie nasse Zwerge. Da kein Schiff vor unserer Küste ankert, nehme ich an, die See hat euch
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