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Die Orks - Blutrache - Roman

Die Orks - Blutrache - Roman

Titel: Die Orks - Blutrache - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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eilte der verletzte Soldat an einem kleinen Bereich nahe dem Straßenrand vorbei, der nicht in diese Realität passte. Eine Nische von Unwirklichkeit, in die kein Licht vordrang.
    Pelli Madayar hatte sich in der Anomalie verborgen. In der Hand hatte sie etwas, das aussah wie ein Kristall. Es
war so groß wie ein Ei und trug Markierungen, die entfernt an ein geöffnetes Auge erinnerten. Die verschiedenen Farben, mit denen es besprenkelt war, ähnelten denen einer Öllache auf Wasser. Dieses Objekt nun hielt sie auf Armeslänge von sich und überblickte langsam die Szene, die sich mehrere Straßenzüge entfernt abspielte. Die Vielfraße schlichen in der sterbenden Nacht mit ihren geplünderten Kisten davon.
    »Seht Ihr?«, fragte sie, obwohl außer ihr niemand anwesend zu sein schien.
    »Ich sehe es«, antwortete jemand. Die Stimme drang aus dem Kristall und klang, nachdem sie von einer unendlich weit entfernten Welt gesendet worden war, ein wenig verzerrt. Trotz der Störungen war Karrell Revers jedoch gut zu verstehen. »Es bestätigt ein weiteres Mal, dass die Orks eine Gefahr darstellen und sich in die Angelegenheit dieser Ebene einmischen«, fuhr er fort. »Aber das war uns ohnehin schon klar, Pelli. Ihr müsst jetzt handeln.«
    »Mir ist bewusst, was wir tun müssen. Ich fürchte nur, dass wir die Situation noch weiter verschlimmern, wenn wir den Schaden beheben wollen, den die Kriegertruppe angerichtet hat. Die Lage hier ist kompliziert. Wir müssen den richtigen Zeitpunkt mit Bedacht wählen.«
    »Ihr steht vor dem unauflösbaren Widerspruch, mit dem das Corps immer zu rechnen hat: Um Einmischungen zu verhindern, müssen wir uns selbst einmischen.«
    »Wie soll ich nun damit umgehen?«
    »Vertraut Eurem Urteilsvermögen. Wenn ich nicht überzeugt wäre, dass Ihr fähig seid, die augenblicklichen Unregelmäßigkeiten beizulegen, dann hätte ich Euch nicht
mit dieser Mission betraut. Aber seid gewarnt, Pelli. Je länger Ihr zögert, ehe Ihr eingreift, desto mehr Schwierigkeiten werden sich auftürmen. Wenn Ihr zuschlagt, dann muss es entschlossen geschehen.«
    »Ich verstehe.«
    »Eines dürft Ihr nicht vergessen: Die Vielfraße müssen um jeden Preis aufgehalten werden, welche Mittel auch immer dazu nötig sein sollten.«
    »Ich werde das Gefühl nicht los, dass das Schicksal sie hart strafen wird. Sie kommen mir in diesem Drama immer mehr wie Schachfiguren vor.«
    »Das mag sein. Allerdings sind sie ein Kriegervolk, das jeden Tag dem Tod ins Auge sieht. Ich sage es noch einmal: Ihr müsst alle persönlichen Gefühle hintanstellen, die Ihr für diese Kreaturen hegen mögt. Werdet mir nicht zu nachsichtig, Pelli. Äußerst zerstörerische Kräfte sind in Bewegung gekommen, und sie steuern auf einen Zusammenstoß hin.«
     
    Als die Sonne aufging, herrschte rings um die Festung von Taress ein reges Treiben.
    Orkarbeiter schufteten im Burggraben und räumten den Schutt aus, der sich dort seit Jahren gesammelt hatte, damit der Graben wieder geflutet werden konnte. Andere Trupps verstärkten die Verteidigungsanlagen. Neue dicke Eisenstangen wurden über Kreuz vor die unteren Fenster gesetzt. Das Haupttor wurde mit Eisenplatten verstärkt.
    Kappel Hacher stand auf der Zufahrtsstraße und beobachtete die Fortschritte der Arbeiten. Sein Adjutant Frynt hakte neben ihm auf einem Pergament die Punkte einer Liste ab.

    »Es ist eine Schande«, sagte Hacher, »dass die Burg unter den vorherigen Herrschern derart verfallen ist. Die Verteidigungsanlagen sind ein Witz.«
    »Sie sind eben kein Kriegervolk, Herr. Sie hielten es wohl nicht für notwendig.«
    »Sie hielten es aber durchaus für notwendig, die Festung zu bauen, auch wenn es lange her sein mag.« Er wurde nachdenklich. »Was mich auf die Idee bringt …«
    »Herr?«
    »Nichts. Glaubt Ihr denn, die Arbeiten können rechtzeitig beendet werden?«
    »Das müsste möglich sein, wenn wir sie Tag und Nacht antreiben.«
    »Schafft wenn nötig noch mehr Arbeiter heran. Es muss so schnell wie möglich vollendet werden.«
    »Fürchtet Ihr etwa, die Festung könnte angegriffen werden, Herr?«
    »Wie es derzeit läuft, ist alles möglich, und ich will der Gesandten keinen Anlass geben, ihr Missfallen zu äußern. «
    »Verstehe, Herr. Aber wird dies ausreichen, die gnädigste Jennesta zu beschwichtigen?«
    »Für sich genommen nicht, das würde ich auch nicht erwarten. Es ist nur eine Maßnahme von vielen. Auch die geplanten Vergeltungsmaßnahmen sollten sie etwas besänftigen.

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