Die Orks - Blutrache - Roman
Schlegel hierhin und dorthin. Einige Male kamen seine ausholenden Schläge Strykes Kopf gefährlich nahe, und da der Gegner außerdem noch die größere Reichweite besaß, konnte Stryke nicht viel gegen ihn ausrichten.
Als er des Katz-und-Maus-Spiels überdrüssig war, konzentrierte Stryke sich nicht mehr auf den Gegner, sondern auf die Waffe. Nachdem er einem weiteren Hieb geduckt ausgewichen war, drehte er sich und schlug mit seiner Klinge nach dem Stiel des Schlegels. Der Stahl grub sich nahe am Kopf tief in das Holz, konnte es aber nicht völlig durchtrennen. Ein kurzes Zerren, und die Waffen waren wieder frei.
Grinsend hob der Feldwebel den Schlegel, um noch einmal zuzuschlagen. Dies tat er jedoch mit solcher Gewalt, dass der beschädigte Stiel ganz durchbrach. Die obere Hälfte flog über seine Schulter davon, traf einen seiner Kameraden am Kopf und schaltete ihn aus. Ohne es zu bemerken, schwang der Feldwebel seine Waffe gegen Stryke. Sie hatte ihr Ziel schon fast erreicht, als ihm auffiel, dass die Hälfte fehlte. Während er noch den gesplitterten Stock anstarrte, den er da in der Hand hielt, durchbohrte Stryke ihn mit seiner Klinge.
Die Vielfraße hatten unterdessen die Oberhand gewonnen. Die meisten Wächter lagen tot oder verwundet am Boden, und die Orks machten kurzen Prozess mit denen, die noch standen. Stryke rief einen Befehl, und die Truppe rannte in die Wachstube hinein. Coilla war die Erste. Sie riss die Tür auf, an der immer noch der tote Soldat hing, und stürmte hinein.
Das Innere war kaum mehr als ein lang gestreckter Schlafsaal. An einer Wand befanden sich die Pritschen, an der anderen Spinde und aufgestapelte Kisten. Ganz hinten stand eine Tür offen, die zum Abort führte. Coilla ging davon aus, dass keine Soldaten mehr im Raum waren.
Sie sollte sich irren.
Als sie an den Pritschen vorbeikam, sprang jemand auf. Er hatte sich, entweder als raffinierter Hinterhalt oder aus nackter Angst, zwischen zwei Betten versteckt und schwang nun sein Schwert.
Etwas Unverständliches schreiend, ging er auf sie los. Coilla wich aus, schlug die Klinge zur Seite und versetzte ihm einen Tritt in den Bauch. Er landete auf der Pritsche, rappelte sich wieder auf und kam halb hoch. Dann stürzte er zurück, weil ihre Klinge seinen Bauch durchbohrt hatte. Mit einem Stoß durchs Herz erledigte sie ihn vollends.
Soweit Coilla es bei einem Menschen einschätzen konnte, war er noch jung. Sie fragte sich, warum er sich nicht ergeben hatte, auch wenn sie nicht sicher war, was sie in diesem Fall getan hätte.
Die Tür ging auf. Jup, Haskeer und Stryke kamen herein, gefolgt von einigen anderen.
»Alles klar?«, fragte Stryke.
»Jetzt schon«, erwiderte Coilla.
Sie überprüften den Raum, um ganz sicher zu sein.
»Seht euch das mal an«, rief Jup, der vor einer offenen Kiste kniete.
Die anderen sammelten sich um ihn. Jemand holte eine Laterne und hielt sie über die Kiste. Sie war bis zum Rand voll mit Säbeln, geölt und in Musselin gehüllt.
»Neue Ware«, meinte Stryke. »Gut gearbeitet, wie es scheint. Wir nehmen mit, was wir tragen können.«
Sie schleppten vier Kisten nach draußen. Hinter ihnen fiel die Tür mit der angehefteten Leiche zu.
»Fackeln wir das Haus ab?«, fragte Coilla.
Stryke blickte nach oben. Es wurde schon hell. »Nein, die Sonne geht bald auf. Wir sollten uns verdrücken.« Dann wandte er sich an Jup. »Geht es dir jetzt besser?«
Der Zwerg lächelte. »Ein bisschen Blutvergießen hin und wieder löst den Kalk. Das ist …«
Bei den angeleinten Pferden tat sich etwas. Sie scheuten und trampelten unruhig. Ein Soldat stieg auf ein Pferd und zog es herum. Als er davongaloppierte, warf Coilla ein Messer. Der Wurf war zu kurz, das Messer fiel klappernd aufs Pflaster. Zwei Gemeine wollten den Reiter verfolgen.
»Lasst ihn«, befahl Stryke und winkte sie zurück.
»Er war anscheinend verwundet«, meinte Jup.
Haskeer nickte. »Vermutlich hat er sich tot gestellt, bis die richtige Gelegenheit gekommen war.«
»Das spielt jetzt keine Rolle mehr«, erklärte Stryke. »Wir haben getan, was wir tun wollten. Lasst uns verschwinden. «
Der Reiter trug keine Tunika, und sein weißes Uniformhemd war mit Blut befleckt. Offenbar unter Schmerzen beugte er sich im Sattel weit vor und ritt im Galopp, um sich schnell von der Wachstube zu entfernen.
Die Straßen waren immer noch verlassen, doch die Dämmerung hatte begonnen, und bald wäre die Sperrstunde vorbei.
Ohne es zu bemerken,
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