Die Orks - Blutrache - Roman
sicher, wir können eine so unbedeutende Angelegenheit in herzlichem Einvernehmen klären.«
»Unbedeutend?«, dräute Hammik.
»Nun ja, für einen Mann, der seit Kurzem Euren Rang bekleidet, muss es doch eine bloße …«
»Haltet den Mund.« Hammrik winkte einem alten Beamten, der dienstbeflissen an seiner Seite stand. »Wie viel?«
Der Mann eilte mit einem eselsohrigen Kassenbuch herbei, befeuchtete einen Daumen mit Speichel und blätterte die Seiten durch.
»Eine grobe Schätzung reicht mir schon«, sagte Hammrik.
»Gewiss, Herr.« Er fand die Eintragung und kniff die Augen zusammen. »Mal sehen. Mit Zinsen wären das etwa … vierzigtausend.«
»Ist es wirklich so viel?«, rief Standeven mit gespielter Überraschung. »Nun ja, nun ja. Dennoch bin ich etwas überrascht, dass Ihr uns deshalb habt holen lassen. Ich verstehe, dass es notwendig gewesen wäre, wenn Ihr ein Geldverl… wenn Ihr finanzielle Dienstleistungen anbieten würdet. Aber Ihr braucht das Geld doch sicherlich nicht jetzt gleich auf der Stelle?«
»Seht Euch um. Kommt Euch das wie ein blühendes Königreich vor? Wyvell zu stürzen, war ein teurer Spaß, und auch wenn seine Anhänger besiegt sind, sie sind noch nicht völlig zerschmettert. Das alles kostet Geld.«
»Gewiss.«
»Schulden sind Schulden, und Eure sind überfällig.«
»Unbedingt. Es ist eine Frage der Ehre.«
»Was wollt Ihr dann in dieser Angelegenheit tun?«
Standeven starrte ihn an. »Könnte ich vielleicht etwas zu trinken bekommen? Wir waren schrecklich lange draußen in der Sonne, müsst Ihr wissen, und …«
Hammrik hob eine Hand und rief, man solle Wasser bringen. Ein junger Lakai kam mit einem ledernen Wasserschlauch. Hammrik stand auf und stieg zum knienden Standeven hinunter, gab ihm jedoch nicht den Schlauch, sondern hielt ihn schräg, bis ein einzelner Tropfen auf Standevens ausgestreckte Hand fiel. Die Stirn gerunzelt,
leckte der Gefangene das Wasser mit der ausgedörrten Zunge ab.
»Ein Tropfen«, erklärte Hammrik. »Was glaubt Ihr, wie lange es dauern würde, sagen wir, vierzigtausend Tropfen zu Euch zu nehmen?«
Standeven war viel zu verblüfft, um dazu etwas zu sagen.
»Wahrscheinlich geht es blitzschnell«, fuhr Hammrik fort, »wenn Ihr alles auf einmal bekommt. Beispielsweise in einem Krug.«
»Kantor … ich meine, Herr, ich …«
»Aber angenommen, Ihr bekommt immer nur einen Tropfen wie gerade eben. Wie lange würde das wohl dauern? Tage? Wochen?« Hammrik hielt den Schlauch auf Armeslänge vor sich und betrachtete ihn nachdenklich. »Dieses Zeug wird hier bald sehr wertvoll sein, wenn man bedenkt, wie sich das Land entwickelt. Die ganze Welt sogar. Ich sehe die Zeit kommen, da Wasser so kostbar sein wird wie … Blut.«
Standeven regte sich unbehaglich, Pepperdyne ließ sich nichts anmerken.
»So sieht es aus«, fuhr Hammrik fort. »Bezahlt mich mit Geld, oder ich nehme mir Euer Blut. Vierzigtausend Tropfen, einen nach dem anderen.« Er beugte sich zu Standeven hinunter. »Das ist nicht im übertragenen Sinne gemeint.«
»Ich kann bezahlen!«, protestierte Standeven.
»Hat er das Geld?«, wollte Hammrik von Pepperdyne wissen.
»Nein.«
»Ihr fragt einen Sklaven nach meinen finanziellen Möglichkeiten? «, beklagte sich Standeven. »Was weiß der schon?«
»Er ist klüger als Ihr. Oder vielleicht auch nicht, denn offenbar hat er Euch bisher noch nicht im Schlaf die Kehle durchgeschnitten. Aber wenigstens hat er mich nicht mit einer Lüge beleidigt. Damit hat er sich einen schnelleren Tod als Ihr verdient.«
»Ihr könnt ihn haben.«
»Was?«
»Um die Schulden zu begleichen. Er ist kräftig und kann arbeiten, und …«
Hammrik lachte. »Und ich dachte immer, ich wäre ein gerissener Hund. Der da ist nicht mehr als einen Bruchteil von dem wert, was Ihr mir schuldet. Warum sollte ich noch einen Mund haben wollen, den ich füttern muss?«
»Ich kann bezahlen, Hammrik. Ich brauche nur noch etwas Zeit, um meine …«
»Ich habe schon genug Zeit mit Euch verschwendet. Mir bleibt nichts anderes übrig, als Euch beide hinrichten zu lassen. Wachen! «
Seine Männer traten vor und packten die Gefangenen.
»Dazu besteht doch kein Grund«, flehte Standeven. »Wir können doch sicher irgendeine Lösung finden!«
Hammrik entfernte sich bereits.
»Und wenn wir Euch nun etwas Wertvolleres als Geld verschaffen könnten?«, rief Pepperdyne ihm nach.
Der frisch gebackene König hielt inne und drehte sich um. »Was könntet ihr schon haben,
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