Die Orks - Blutrache - Roman
»Das Übliche.«
»Wenn du deine Balzrituale nicht änderst, gehen dir irgendwann die Verehrer aus«, bemerkte Stryke.
»Meinst du wirklich, ich ließe mich mit einem von dem Pack hier ein? Du machst wohl Witze. Wer mich nicht niederschlagen kann, kommt schon mal nicht in Betracht. Was wollt ihr zwei überhaupt hier?«
»Wir haben Neuigkeiten«, erklärte Stryke ihr. »Lass uns nach draußen gehen.«
Ein wundervoller Tag war angebrochen. Die Sonne badete das Land in angenehmer Wärme, Vögel flogen und Bienen summten.
Sie liefen ein Stück und setzten sich auf einen kleinen Hügel. Stryke berichtete, was sich ereignet hatte, und Haskeer steuerte wenig hilfreiche Unterbrechungen bei. Sie zeigten ihr das Amulett.
»Aber Jennesta muss tot sein«, wandte sie ein. »Wir haben doch gesehen, wie sie im Strudel zerfetzt wurde.«
»Vielleicht kann man sie doch nicht ganz so einfach umbringen«, widersprach Haskeer. »Bei den Kräften, die das Miststück besaß, würde ich sogar damit rechnen, dass sie überhaupt nicht getötet werden kann.«
»Ich denke, ein Stück kalter Stahl durchs Herz würde ihr die Hexerei austreiben«, erwiderte Stryke.
»Meinst du denn, sie hat eins?«
»Wir wissen nicht, wie sie überlebt hat, aber anscheinend ist es ihr gelungen, und jetzt quält sie die Orks. Was wollen wir dagegen tun?«
»Du weißt doch, was uns erwartet, wenn wir dieses Land verlassen«, erinnerte Coilla ihn. »Vorurteile über uns, Hass und Ablehnung. Willst du dir das alles wirklich noch einmal antun?«
»Wir haben schon Schlimmeres überstanden als ein paar Beschimpfungen.«
»Nicht die Beschimpfungen machen mir Sorgen. Wir können jedenfalls kaum erwarten, überall auf Freunde zu treffen.«
»Ich sage ja nicht, dass wir nicht mit Mühsal, Schweiß und Gewalt rechnen müssen.«
»Genau wie in alten Zeiten, was?«
»Also, wo stehst du, Coilla? Sagst du Nein?«
Sie grinste. »Ach, Quatsch. Es ist schön hier, aber mit der Zeit wird es langweilig. Ich sehne mich nach einem richtigen Kampf; dieses harmlose Geplänkel bin ich längst leid.«
Ein keuchender Ork kam aus der Schenke getaumelt und spuckte Zähne.
»Dann bist du dabei?«
»Na klar.«
»Und was jetzt?«, fragte Haskeer.
»Wir trommeln den Rest der Truppe zusammen und erzählen es ihnen«, entschied Stryke.
Haskeer runzelte die Stirn. »Seltsam, dass die Vielfraße sich wieder zusammentun.«
»Falls sie sich zusammentun wollen«, sagte Coilla.
Nep und Gleadeg waren leicht zu finden. Sie lagen neben Breggin bewusstlos in der Schenke. Zoda und Prooq fischten ein Stück flussaufwärts mit Speeren. Reafdaw half beim Bau eines Langhauses, nachdem er sich an einer Rauferei beteiligt hatte und von den Dorfältesten zum Arbeitseinsatz verdonnert worden war. Calthmon wurde betrunken vor der Treppe eines Wirtshauses gefunden und musste durch Eintauchen in ein Regenfass zu Bewusstsein gebracht werden. Orbon und Seafe hatten
wie Stryke geheiratet und kümmerten sich daheim um ihre Nachkommen. Vobe, Gant, Finje und Noskaa nahmen in der Nähe an einem Turnier teil. Toche und Hystykk saßen im Gefängnis, nachdem sie Unfug getrieben hatten, unter anderem Krawall und Brandstiftung. Sie mussten gegen Kaution ausgelöst werden.
Stryke berichtete ihnen von dem geheimnisvollen Menschen, der durchs Portal gekommen war, und gab Seraphims Botschaft wieder. Darauf folgten einige Diskussionen, die trotz Coillas Zweifeln jedoch in überraschende Einmütigkeit mündeten. So sehr sie ihre hart erkämpfte Freiheit auch schätzten, war ihnen allen langweilig, und sie freuten sich darauf, wieder eine echte Aufgabe zu haben.
Am Spätnachmittag machte Stryke sich abermals auf die Suche. Sie brauchten frische Rekruten, um die Verluste der früheren Schlachten zu ersetzen und die Truppe wieder auf ihre volle Stärke zu bringen. Ein halbes Dutzend mögliche Anwärter, auf die er schon früher ein Auge geworfen hatte, galt es nun aufzuspüren.
Rasch sprach sich herum, dass etwas im Gange war. Am Abend versammelte sich eine neugierige Menge auf der Lichtung, wo Stryke seine Truppe zusammenstellte.
Auch einige Gattinnen der Vielfraße waren gekommen. Thirzarr war da und trug den hellroten Kopfputz, den Stryke in seinen Visionen von diesem Land gesehen hatte. Sie sonderten sich ein wenig von den anderen ab.
»Bist du sicher, dass es dir nichts ausmacht?«, fragte Stryke zum wiederholten Male.
»Würde es denn etwas ändern? Nun schau nicht so trübselig drein. Ich weiß
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