Die Orks - Blutrache - Roman
Coilla.
»Los jetzt, Vielfraße!«, rief Stryke. »Die nehmen wir uns vor!«
Sie zogen die Schwerter und eilten zur Mauer.
»Ich hole Wheam«, sagte Coilla.
»Können wir den kleinen Drecksack nicht einfach vergessen? «, schlug Haskeer vor.
Coilla hörte nicht auf ihn.
Als sich die Truppe näherte, hielten die wandelnden Leichen inne und drehten wie ein Mann die Köpfe herum. Dann marschierten sie gegen die Orks.
Das Wesen, das Wheams Arm gepackt hatte, war inzwischen aus dem Grab heraus. Es war schon stark verwest, die Brust war zerfallen, die Rippen und die zersetzten Eingeweide lagen bloß. Wheam bemühte sich verzweifelt, sich dem Griff des Untoten zu entwinden, tastete mit der freien Hand nach dem Schwert und wollte seine Waffe ziehen. Das Wesen zerrte ihn näher an sich heran.
Die Vielfraße erreichten die Mauer, Coilla sprang sofort hinüber und rannte auf den Friedhof. Stryke und Haskeer drängten durchs geborstene Tor. Zwei der Ungeheuer schlurften ihnen entgegen, und es kam Stryke so vor, als bewegten sie sich jetzt schneller und fließender. Er griff den ersten Gegner an. Das Wesen sprang zur Seite, war aber nicht schnell genug, um dem Angriff zu entgehen. Strykes Schwert traf auf keinen Widerstand, als es in die stinkende Brust eindrang. Die einzige Wirkung
bestand daran, dass der Gegner ein wenig taumelte, und als Stryke die Klinge zurückzog, stieg eine kleine Staubwolke auf.
Haskeer schlug mit seinem Schwert zu und stieß es tief in die Seite seines Gegners. Es zerfetzte die pergamentartige Haut und zersplitterte die Knochen, konnte die Kreatur aber nicht aufhalten. Dann setzte Haskeer mit einem mächtigen Schlag auf den Bauch nach. Die Eingeweide quollen heraus, ein widerlicher Gestank breitete sich aus. Mit baumelnden Innereien ging das Scheusal weiter auf ihn los, die Finger wie Klauen vorgestreckt.
Immer mehr dieser Kreaturen torkelten aus dem Tor. Andere schleppten sich zur niedrigen Mauer. Die Orks stellten sich ihnen mit Stahl und Speer entgegen. Allerdings erwies sich Strykes Eindruck, dass die Geschwindigkeit und Beweglichkeit der Ungeheuer zunahm, als richtig. Einer von ihnen griff überraschend schnell an und verpasste einem Gemeinen einen mächtigen Schwinger an die Schläfe, der ihn bewusstlos zusammenbrechen ließ. Ohne auf die drohenden Klingen zu achten, prallte ein weiterer gegen einen Ork und setzte zu einer erdrückenden Umarmung an wie ein Bär. Die beiden gingen, miteinander ringend, zu Boden.
Coilla wich den Kämpfen so gut wie möglich aus, um Wheam zu erreichen. Die Wesen waren jetzt merklich schneller, wenngleich immer noch langsam im Vergleich zu den Lebenden. Auf Geschwindigkeit kam es aber nicht mehr an, als ein riesiges Exemplar ihr mit ausgebreiteten Armen den Weg versperrte. Ihr Schwung trug sie noch ein Stück weiter, als sie abrupt abbremste. Das
verwesende Biest schlug sofort nach ihr und traf ihr Gesicht. Coilla ging zu Boden.
Sie rollte sich ab und kam rasch wieder auf die Beine, spuckte Blut und ging ihrerseits mit vorgestrecktem Schwert zum Angriff über. Ihr Gegner machte einen Schritt, in die gestoßene Klinge hinein. Sie drang kurz über seinem Herzen ein, oder jedenfalls an der Stelle, wo das Herz hätte sein sollen, und trat im Rücken wieder aus. Die Klinge traf auf keinen Widerstand und richtete keinen Schaden an. Coilla zog sie heraus und setzte statt der Spitze die Schneide ein.
Die Hackerei verursachte etwas mehr Schaden und zerfetzte das faulende Fleisch. Doch aufhalten konnte sie den Gegner nicht. Dann verfluchte Coilla sich selbst, weil sie die naheliegende Lösung nicht schon längst erkannt hatte. Sie sprang zur Seite, außer Reichweite des Wesens, bückte sich und schwang das Schwert. Es schnitt glatt durch das Bein. Der Knochen war so ausgetrocknet, dass ein Hieb ausreichte. Nachdem sie knapp unter dem Knie amputiert war, verlor die Kreatur das Gleichgewicht, krachte auf den Boden und schlug um sich. Coilla ließ sie liegen.
Wheam versuchte immer noch, sich zu befreien. Coilla sah, dass er es mit einer Frau zu tun hatte. Sie hatte strähniges, einst blondes Haar, und irgendetwas in den hageren Zügen erinnerte noch an ihre frühere Schönheit. Mit einer Hand hielt sie Wheams Handgelenk fest, mit der anderen hatte sie sein Wams gepackt und zog ihn an sich.
Die Tote zerrte Wheam dicht vor ihr fleckiges Gesicht und riss den Mund auf. Dabei entblößte sie zwei ungewöhnlich
lange gelbe Eckzähne. Wie eine Giftschlange stieß sie den
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