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Die Orks - Blutrache - Roman

Die Orks - Blutrache - Roman

Titel: Die Orks - Blutrache - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Untergebenen nannten Kappel Hacher meist nur »Eisenhand«.
    Seine Erscheinung und sein Auftreten passten jedoch überhaupt nicht zu diesem Spitznamen. Er war nicht mehr der Jüngste, noch kein alter Mann zwar, aber deutlich über die besten Jahre hinaus. Das kurz geschnittene Haar war silbergrau, und wer ihn nicht kannte, nahm an, dass er aus diesem Grund keinen Bart trug. Andererseits zeigte er nicht die geringste Eitelkeit. Er hatte den Körper eines erheblich jüngeren Mannes, nur sein Gesicht war voller Falten, und auf den Handrücken saßen Leberflecken. Er hielt sich kerzengerade und trug seine makellose Uniform, als wäre er darin zur Welt gekommen. Insgesamt wirkte er wie ein etwas kleinlicher, aber sonst recht freundlicher Onkel. Das war jedenfalls der Eindruck, den er bei einem flüchtigen Beobachter erweckte.
    Für einen Menschen, der eine so herausragende Stellung bekleidete, schien er seinen Pflichten mühelos nachzugehen. In der Tat verfügte er über eine gewaltige Macht. Hacher war zugleich der Gouverneur eines Gebiets, das die Eroberer als Provinz bezeichneten, und der Kommandant eines Besatzungsheeres. In der letzteren Eigenschaft bekleidete er den Rang eines Generals.
    Er speiste allein, wie es seine Gewohnheit war. Dabei übte er sich in Zurückhaltung, und seine Mahlzeiten waren schlicht: Geflügel, Brot und Obst. Wein trank er nur selten, und wenn, dann mit Wasser vermischt. Unter
anderem aus diesem Grund war er bei seinen Vorkostern nicht sehr beliebt.
    Als Bedienung beschäftigte er zwei alte Orkfrauen. Schweigend stellten sie ihm das Essen auf einen sauber geschrubbten Tisch, der schon den größten Teil des Mobiliars ausmachte. Hacher nahm sie kaum wahr, für ihn hätten sie auch unsichtbar sein können.
    Es klopfte.
    »Herein!«, rief Hacher knapp.
    Zwei Menschen traten ein. Einer trug eine dunkelblaue Uniform, der andere ein braunes Gewand mit zurückgeschlagener Kapuze. Beiden waren höchstens halb so alt wie der General.
    »Verzeihung, Herr«, sagte der uniformierte Adjutant, »aber wir haben Neuigkeiten von …«
    Hacher unterbrach ihn mit erhobener Hand und entließ die Dienerinnen mit einem Nicken. Mit gesenkten Köpfen gingen sie hinaus, während die Besucher ihnen hochmütig hinterhersahen.
    »Was wolltet Ihr sagen, Frynt?« Hacher legte das Messer ab, das er zum Essen benutzt hatte.
    »Es hat schon wieder einen Aufruhr gegeben. Und das auch noch während der Sperrstunde.«
    »Gab es Tote?«
    »Wir zählen noch, aber es waren viele.«
    »Darunter drei Angehörige des Ordens«, fügte der Mann im Priestergewand hinzu. Er warf Frynt einen scharfen Blick zu.
    »Welches Unglück, Grentor«, kondolierte Hacher. »Der Staat spricht den Männern seinen Dank für ihr edelmütiges Opfer aus. Sie sollen dafür geehrt werden.«

    »Beileidsbekundungen sind schön und gut, wir würden es jedoch vorziehen, wenn uns das Militär angemessen schützen würde. Das ist doch das Mindeste, was wir erwarten können.«
    »Angesichts der magischen Erfahrung Eurer Brüder hätte ich angenommen, dass sie durchaus fähig sind, sich selbst zu verteidigen.«
    »Ich hoffe doch, das ist nicht als Kritik an der Kompetenz meines Ordens aufzufassen, General.«
    »Aber keineswegs. Mir ist selbstverständlich bewusst, welch unersetzlichen Beitrag er leistet.«
    Frynt erwiderte Grentors Blick. »Im Übrigen wurden sie ja beschützt. Die Zahl unserer Gefallenen beweist es.«
    »Dennoch kamen meine Brüder, die Eure Streife begleitet haben, ums Leben.«
    »Ihr habt drei verloren, wir dagegen erheblich mehr.«
    »Welche Verluste haben wir den Gegnern zugefügt, Frynt?«, unterbrach Hacher.
    »Wir haben ein paar getötet, Herr, und ein halbes Dutzend Gefangene gemacht.«
    »Seht Ihr, Grentor? Es war somit nicht ganz einseitig.«
    »Soll das ein Trost sein? Was ist das Leben dieser Kreaturen im Vergleich zu einem Menschenleben?«
    »Jeder Rebell, den wir töten, ist einer weniger. Ein Schritt weiter auf dem Weg, Acurial von dieser … von diesen Schwierigkeiten zu befreien.«
    »Allerdings hätte diese Situation gar nicht erst entstehen dürfen!«
    »Wir wollen doch das richtige Augenmaß bewahren. Die große Mehrheit der Orks ist fügsam, wie Ihr wisst. Wie viel Widerstand haben sie geleistet, als wir das Land
erobert haben? Eine kleine Minderheit bereitet uns die gegenwärtigen Schwierigkeiten. Ein paar Unruhestifter, mehr nicht.«
    »Und wenn diese paar Unruhestifter Einfluss auf die übrige Bevölkerung gewinnen? Ein

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