Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Orks - Blutrache - Roman

Die Orks - Blutrache - Roman

Titel: Die Orks - Blutrache - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
geschah es, dass das Objekt ihrer vorgetäuschten Begeisterung mit höchster Geschwindigkeit
in einer schwarzen Kutsche vorbeidonnerte, deren Fenster gegen neugierige Augen verhangen waren.
    In Begleitung weiterer, ähnlich geheimnisvoller Kutschen und einer Ehrengarde von Elitesoldaten mit harten Gesichtern bewegte sich der Geleitzug zur Festung im Zentrum der Stadt. Kaum dass er eingefahren war, wurden hastig die Tore versperrt.
    Im obersten Stockwerk der Burg erwartete Kappel Hacher die Abordnung in seinen Gemächern. Wie immer wirkte er äußerlich völlig gefasst, ganz im Gegensatz zum Magier Grentor, der an seiner Seite stand.
    »Sagt mir, Gouverneur, seid Ihr unserem Gast schon einmal begegnet?« Grentor spielte nervös mit seinen Betperlen.
    »In der Tat. Es war in Peczan.«
    »Und wie war Euer Eindruck?«
    »Ich glaube, ›außergewöhnlich‹ wäre wohl das richtige Wort. Und Ihr, Bruder? Hattet Ihr schon die Ehre?«
    »Nein. Auch wenn es sich genau genommen um die oberste Autorität unseres Ordens handelt, hatte ich noch nie das Vergnügen.«
    »Ich weiß nicht, ob man hier von Vergnügen sprechen kann.«
    »Wie meint Ihr das?«
    Sie wurden durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen.
    »Herein!«, rief Hacher.
    Sein Adjutant Frynt öffnete. »Sie sind da, Herr«, verkündete er atemlos.
    »Ihr seid aufgeregt«, sagte Hacher. »Dann habt Ihr wohl unseren Gast schon mit eigenen Augen gesehen.«

    »Ja, Herr. Die Eskorte kommt gerade herauf.«
    »Nun gut, dann lass uns allein. Nein, nimm die andere Tür.«
    Offensichtlich erleichtert, verließ der Adjutant den Raum.
    Grentor schaute ihm verblüfft hinterdrein.
    »Ein guter Rat, Hohepriester«, sagte Hacher zu ihm. »Ihr werdet feststellen, dass unser Gast, so könnte man sagen … einen starken Willen hat und nicht bereit ist, Widerspruch hinzunehmen. Es handelt sich um eine Persönlichkeit von großer Macht und enormem Einfluss. Das dürfen wir nicht vergessen.«
    Grentor hätte gern noch etwas gesagt, aber jetzt flog die Doppeltür, die zu Hachers Gemächern führte, mit einem Knall auf.
    Zwei Gestalten traten ein. Sie waren Menschen, jedenfalls dem Äußeren nach. Es waren Männer, die über beeindruckende Muskeln verfügten. Wie fürs Gefecht waren sie mit schwarzen Lederhosen, Wämsern und Schuhen mit Stahlkappen bekleidet und mit Krummsäbeln bewaffnet.
    Abgesehen von diesen Äußerlichkeiten wirkten sie unecht. Mit ihren Augen stimmte etwas nicht. Sie waren starr, und ihnen fehlte jegliche Menschlichkeit. Auch die Gesichter waren eigenartig. Die Haut war übermäßig gespannt und gelblich, die Mienen ausdruckslos. Sie bewegten sich nicht wie lebende Menschen, sondern hölzern, als wären ihre Wirbelsäulen steif, und sie schlurften ein wenig.
    Die beiden untersuchten den Raum, schauten hinter Vorhänge und öffneten Türen, ohne ein Wort zu sagen.
Anscheinend zufrieden, dass nirgends Meuchelmörder lauerten, wandten sie sich schließlich an Hacher und den Priester. Einer streckte eine fleischige, papierbleiche Hand aus.
    »Ich hoffe, ihr habt nicht die Absicht, auch mich zu durchsuchen?«, beklagte Hacher sich entrüstet.
    »Das lassen wir Euch dieses Mal noch durchgehen.«
    Mit diesen Worten betrat eine Frau den Raum. Selbst Hacher, der ihr schon einmal begegnet war, zuckte zusammen, als er sie sah. Für Grentor war es eine ganz neue, erschreckende Erfahrung.
    Ihr Anblick war verblüffend, um nicht zu sagen beängstigend. Ihr Gesicht war auf eine eigenartige Weise asymmetrisch. Ein wenig zu flach und zu breit, besonders an den Schläfen, während das Kinn schmal und spitz auslief. Die Haut hatte einen seltsamen Farbton, als wäre sie mit einer silbrigen und grünen Patina überzogen und bestünde aus winzigen Schuppen wie bei einem Fisch. Die Nase sprang leicht vor, der wohlgeformte Mund wirkte übermäßig breit. Das pechschwarze Haar fiel bis zu den Hüften herab.
    Besonders auffällig fanden Hacher und Grentor jedoch ihre Augen. Sie waren dunkel und zweifellos hypnotisierend, aber es steckte noch etwas anderes in ihnen, etwas Beunruhigendes. Als wären sie Zugänge, die den Betrachter einen Blick auf das Schattenreich der Welt erhaschen ließen – unendlich tief, unerbittlich, chaotisch.
    Zugleich war die Frau auf eine unirdische Weise schön – schön im gleichen Sinne wie eine fleischfressende Pflanze, eine Wolfsspinne oder ein hungriger Hai. Albtraumhaft und doch verlockend. Gefährlich.

    Sie schnippte mit den Fingern, ein lautes und scharfes

Weitere Kostenlose Bücher