Die Orks - Blutrache - Roman
in die Stadt. Wieder einmal mussten die ortsansässigen Orks – mit Ausnahme der unabkömmlichen Arbeiter – gezwungenermaßen die Neuankömmlinge begrüßen. Sie drängten sich auf den Gehwegen, mussten aber hinter hölzernen Barrieren bleiben, damit die Beifallsbekundungen für ihre ruhmreichen Befreier in geregelten Bahnen verliefen.
Die Truppen der Eroberer marschierten nach Osten ins Stadtzentrum.
Die durchgehende Rinderherde näherte sich dagegen in westlicher Richtung dem Zentrum.
Voller Panik legten die Kühe weitere Bäume um, zerstörten Stände mit Lebensmitteln am Straßenrand und rissen die Baldachine von den Geschäften, zertrampelten aufgegebene Wagen und rissen reiterlose Pferde mit sich. Unter dem Druck der zahllosen trommelnden Hufe bekam die Straßenoberfläche Risse.
Die Flöten und Trommeln hatten ein munteres Marschlied angestimmt. Stolz schritten die Soldaten die Reihen der bedrückten, zwangsrekrutierten Zuschauerschaft ab. Im Tross folgten Vorratswagen und die Kutschen der Offiziersfrauen.
Allmählich wurden die Soldaten auf ein Geräusch aufmerksam, das die lustlosen Rufe der Zuschauer und ihre eigenen Marschtritte übertönte. Es war nicht nur ein Geräusch, sondern ein Zittern, ein Beben.
In diesem dicht besiedelten Viertel standen nach den Maßstäben von Taress recht hohe Gebäude, sodass der Eindruck einer schmalen Schlucht entstand. Vor ihnen beschrieb die Straße eine scharfe Kurve. Die Schlucht aus Holz und Stein wand sich und führte in unbekanntes Gebiet.
An der Ecke, direkt vor den Marschierenden, stand ein Haus. Es hatte drei Stockwerke und ragte weiter in die Straße hinein als seine Nachbarn. Vor ihren Augen begann dieses Haus zu zittern. Staub und Putz fielen herunter, als es immer heftiger bebte, bis sich schließlich große Stücke aus der Fassade lösten.
Die marschierenden Soldaten wurden langsamer, die Orks verstummten hinter ihren Barrieren. Jetzt war das geheimnisvolle, rhythmische Geräusch besser zu hören, und die Soldaten konnten es sogar schon durch die Stiefelsohlen
spüren. Die ersten Ziegel fielen aus dem bebenden Gebäude. Die Marschierenden blieben stehen.
Eine einzelne Kuh tauchte auf. Sie trabte auf der Straße entlang, bewegte sich aber ziellos umher, als wäre sie betrunken. Die Zuschauer und sogar einige Soldaten lachten.
Dann stürmten tausend panische Rinder um die Ecke.
Es war eine Sintflut aus Fell, die Pferde, Wagenteile und Schutt mitgerissen hatte. Nachdem die Tiere gerannt waren, stieg Dampf von ihren Körpern auf, und den vorderen stand der Schaum vor dem Mund. Sie warfen die mächtigen Köpfe mit den spitzen Hörnern hin und her, und wenn sie überhaupt etwas von den Hindernissen vor ihnen bemerkten, dann kümmerte es sie nicht. Sie trampelten alles nieder.
Anfangs hatten die weiter hinten marschierenden Soldaten keine Ahnung, was vorne los war, und liefen einfach weiter. Die vorderen Soldaten standen inzwischen nicht mehr, sondern rannten bereits zurück, ihren nachrückenden Kameraden entgegen.
Als die Rinderherde sich näherte, verwandelte sich der ordentliche Marschzug im Handumdrehen in ein unübersichtliches Chaos. In diesem Durcheinander breitete sich rasch Panik aus. Zahllose Menschen versuchten, über die Barrieren zu klettern, die eigentlich so gebaut waren, dass man sie nicht überklettern konnte. Nur eine Handvoll Kavalleristen, die aus den Sätteln sprangen, hatten Erfolg. Für die Mehrheit war dies jedoch kein Ausweg.
Die Zuschauer, die inzwischen verstummt waren, begannen spontan zu jubeln. Was vorher nur halbherzig geklungen hatte, kam jetzt mit Inbrunst heraus.
Einige Soldaten besaßen genügend Geistesgegenwart, Pfeile auf die Rinder abzuschießen. Es war eine ebenso entschlossene wie nutzlose Geste. Zwei Leitochsen gingen getroffen zu Boden, die nachfolgenden Rinder prallten gegen sie, und ein kreischendes, tretendes Durcheinander entstand. Das Tempo der Herde jedoch änderte sich nicht. Wenn überhaupt, dann nahm die Angst der Tiere noch zu. Sie wichen den gestürzten Artgenossen entweder aus oder setzten einfach über sie hinweg. Die Soldaten waren inzwischen zu einer dichten Traube zusammengedrängt und konnten nicht weiter zurückweichen. So blieben sie stehen, als müssten sie einen feindlichen Angriff abwehren.
Dann brach die Woge über sie herein. Männer und Tiere prallten aufeinander, Knochen brachen, Körper wurden zerquetscht. So dicht gedrängt die Menschen auch standen, die Rinder drangen tief
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