Die Orks - Blutrache - Roman
der Klinge riss den Mann von den Beinen.
Stryke und die anderen ließen sich nicht zweimal bitten. Auch sie zogen rasch ihre verborgenen Waffen und fielen über die restlichen Menschen her. Der Kampf war kurz und blutig. Stryke und der Gemeine erledigten ihre Gegner mit jeweils zwei Streichen, Chillder brauchte sogar nur einen.
»Und jetzt los«, sagte Stryke zu seinen Leuten.
Sie ließen die Toten liegen, wie sie gefallen waren, und rannten zum eingefriedeten Bereich, wobei sie aufpassten, ob sich noch weitere Menschen zeigten.
Der Pferch war größer, als Stryke erwartet hätte. Als er auf den Zaunlatten stand, blickte er auf ein Meer aus braunen Rücken und spitzen Hörnern hinab.
»Fast tausend Stück«, erklärte Chillder ihm. »Ein Ort von der Größe Taress’ braucht jeden Tag eine Menge Fleisch.«
»Das sollte reichen.« Er deutete auf den Gemeinen. »Bleib hier am Tor. Wenn du unser Signal siehst, tust du deine Arbeit und verschwindest. Coilla, Chillder, los.«
Sie rannten zum anderen Ende des Pferchs und zogen Feuersteine, Flaschen mit Öl und wie Keulen geformte Fackeln mit Pech an den Spitzen aus den Falten ihrer Bauernkleidung. Stryke hob eine Fackel hoch, Chillder tränkte sie mit Öl, und Coilla schlug einen Funken. Spuckend entstand eine gelbe Flamme.
Stryke kletterte auf den Zaun der Koppel. Die Tiere in der Nähe wurden bereits unruhig, muhten ängstlich und versuchten, den Flammen auszuweichen. Er hob die Fackel über den Kopf und schwenkte sie hin und her.
Die beiden Soldaten an den Toren bemerkten das Signal, entriegelten die Tore und brachten sich auf höherem Gelände in Sicherheit.
Mit seiner eigenen Fackeln zündete Stryke nun auch Coillas und Chillders an. Sie stiegen auf den Zaun, verscheuchten die Tiere mit den Fackeln und brüllten.
Zuerst drehten sich die erschrockenen Rinder ziellos umeinander, doch dann gewann der Instinkt die Oberhand.
Die Tiere am Tor fanden den Ausgang und liefen hinaus. Da nun ein Punkt dem wachsenden Druck nachgab, folgten die anderen Rinder sofort. Die ganze Herde strömte aus dem Pferch und schlug den einzig möglichen Weg ein. Panisch rannten die Rinder über den mit Schlamm bedeckten Hof und folgten dann dem Weg, der zur Straße führte. Als sie dort ankamen, war aus dem Rückzug bereits eine panische Flucht in vollem Galopp geworden.
Die Rinder donnerten die Straße hinunter, nahmen sie auf der ganzen Breite in Anspruch und rissen sich an den Wänden das Fell auf. Unter dem Donnern der Hufe erbebten die Gebäude.
Weiter unten beschrieb die Straße eine Kurve und führte ins Stadtzentrum. Die Rinder rannten mit voller Geschwindigkeit um die Ecke, dass die Hufe auf dem Pflaster widerhallten. Neben der Straße stand ein großer Baum; er wurde mitgerissen und stand noch einen Moment aufrecht wie die Standarte eines außer Rand und Band geratenen Rinderheeres.
Dann wurde die Straße wieder schmaler, und die Panik der Herde verstärkte sich noch. Außerdem waren in dieser Gegend die Straßen nicht mehr völlig verlassen. Orks rannten in alle Richtungen und stürzten sich in offene Türen, um Sicherheit zu finden, oder sprangen hoch und hielten sich in gefährlicher Lage an Fensterbänken fest. Einige ließen, als die Herde sich näherte, ihre Wagen im Stich, die kurzerhand in Kleinholz verwandelt wurden.
Glücklicherweise waren die Straßen nicht ganz so stark bevölkert wie sonst, was vor allem den Ereignissen
im Zentrum, aber auch den diskreten Warnungen des Widerstands zu verdanken war.
Die Rebellen hatten sich in der Zwischenzeit mit anderen Dingen beschäftigt. Unter Leitung von Haskeer, Alfray und anderen Vielfraßen hatten sie Wagen gekapert und mit ihnen einige Seitenstraßen blockiert. Zusätzlich, um das Chaos zu verstärken, hatten sie die Straßensperren in Brand gesteckt. Der Sinn der Sache war, die Herde auf einen bestimmten Weg zu treiben.
Die meisten Bürger und Besatzungstruppen hatten sich in einem anderen Stadtteil versammelt. Im Laufe der Nacht waren sechs Schiffe aus Peczan in die Gewässer von Acurial eingelaufen. Die Flottille war der Küste gefolgt und langsam in eine Bucht eingefahren, in die der Hauptstrom des Landes mündete. In der Morgendämmerung hatten sie schließlich den Hafen von Taress erreicht.
Beinahe fünfzehnhundert Soldaten waren von Bord gegangen, um die geplante Razzia zu unterstützen. Sie formierten sich auf dem Kai und marschierten zum Trommeln und Flöten einer Militärkapelle unter wehenden Bannern
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