Die Orks
gehalten zu werden und dass ein Minderwertiger
Hand an ihn legte. Er bedachte die Eltern aller Soldaten des Trupps mit ausgefallenen Schmähungen. Stryke kehrte der Szene den Rücken, um sich mit seinen Offizieren zu besprechen. Die Gemeinen brachen plötzlich in Geschrei und Verwünschungen aus. Tannar brüllte:
»Nein!« Stryke fuhr herum.
Tannar und Nep standen ein paar Schritte entfernt mit dem Gesicht zu ihm. Der Troll hatte dem Ork einen Arm um den Hals gelegt. Er hielt dem Gemeinen ein Messer an die Kehle.
»Verdammt!«, rief Jup.
»Niemand hat ihn durchsucht!«
»Nein!«, wiederholte der Troll.
»Ich werde mich dieser Demütigung nicht unterwerfen! Ich bin ein König!« Nep stand stocksteif da, aschfahl und die Augen weit aufgerissen.
»Tut mir Leid, Hauptmann«, formte er mit den Lippen.
»Nur die Ruhe«, rief Stryke.
»Bleib ruhig, Tannar, dann passiert keinem was.« Der Troll drückte fester zu und hielt dem Gemeinen das Messer noch näher an die Kehle.
»Zur Hölle mit der Ruhe! Ich nehme mir den Stern und die Freiheit.«
»Lass ihn los. Das ist alles völlig sinnlos.«
»Tu, was ich sage, sonst stirbt er!« Nep zuckte zusammen. Jup zog langsam sein Schwert. Alfray nahm einen Bogen und einen Pfeil. Überall ringsumher bewaffneten sich die Soldaten.
»Lasst die Waffen fallen!«, verlangte Tannar.
»Auf keinen Fall«, erwiderte Stryke.
»Wie, glaubst du, geht es wohl weiter, wenn du unseren Kameraden tötest?«
»Komm mir nicht so, Stryke. Du wirst das Leben eines deiner Männer nicht so einfach wegwerfen.«
»Wir kümmern uns umeinander, gewiss. Aber das ist nur die eine Seite des orkischen Lebensmottos. Die andere Seite lautet, eins gegen eins und alle gegen einen. Wenn wir nicht beschützen können, rächen wir.« Alfray legte den Pfeil auf die Bogensehne und zielte. Mehrere Soldaten folgten seinem Beispiel. Nep verkrampfte sich und versuchte sich so klein wie möglich zu machen. Tannar klammerte sich grimmig an ihn.
»Du kannst diese Sache immer noch lebend überstehen und die Krätze Wiedersehen«, sagte Stryke.
»Wirf einfach das Messer weg.«
»Und der Stern?«
»Du kennst meine Antwort.«
»Dann verfluche ich euer Augenlicht!« Er machte Anstalten, dem Gemeinen das Messer über den Hals zu ziehen. Nep riss den Kopf instinktiv nach vorn und herunter. Alfray schoss seinen Pfeil ab. Er kratzte die Wange des Trolls und flog weiter. Tannar brüllte und ließ Nep los. Der Gemeine fiel nach vorn und kroch mehr von ihm weg, als dass er lief, die Hand auf seinen blutenden Hals gepresst. Zwei weitere Pfeile trafen Tannars Brust. Er schwankte unter ihrem Anprall, ging aber nicht zu Boden. Es gelang ihm, ein paar Schritte in Richtung der Orks zu machen, wobei er wild mit dem Messer herumfuchtelte und unverständliches Zeug brüllte. Stryke riss sein Schwert aus der Scheide, eilte zu ihm und beendete die Sache mit einem wuchtigen Rückhandschlag in Tannars Brust. Mit offenem Mund brach der Trollherrscher zusammen. Stryke stieß ihn mit der Stiefelspitze an. Es gab keinen Zweifel. Alfray untersuchte Neps Wunde.
»Du hattest Glück«, verkündete er, während er einen Lappen auf die Wunde presste, um das Blut abzuwischen.
»Der Schnitt ist nicht tief. Drück das fest darauf.« Er und Jup gingen zu Stryke. Sie betrachteten die Leiche.
»Wie konnte er nur so dämlich sein und glauben, du würdest dich auf so einen Handel einlassen?«, wunderte sich Jup.
»Ich weiß es nicht. Aus Überheblichkeit? Er war es gewöhnt, unumschränkt zu herrschen, dass alles, was er sagte, als absolute Wahrheit betrachtet wurde. Das ist schlecht für jeden beliebigen Angehörigen einer älteren Rasse. Weicht das Hirn auf.«
»Du meinst, er hat sein ganzes Leben Scheiße geredet, und niemand hat ihm je widersprochen. Vielleicht konnte er die Gewohnheit bei uns einfach nicht ablegen.«
»Totale Macht scheint an und für sich eine Art Wahnsinn zu sein.«
»Je mehr ich von Herrschern sehe, desto mehr muss ich dir Recht geben. Gibt es denn keine wohlmeinenden Tyrannen mehr?«
»Jetzt haben wir also auch noch Regizid auf unserer Liste«, sagte Alfray. Stryke sah ihn an.
»Was?«
»Königsmord.«
»Das kann man kaum als Mord bezeichnen«, warf Jup ein.
»Wohl eher als Tyrannizid, würde ich meinen. Das bedeutet…«
»Ich kann mir schon denken, was es bedeutet«, informierte ihn Stryke.
»Jetzt haben wir uns also mit den Trollen neue Feinde gemacht«, fügte der Zwerg hinzu. Stryke schob sein Schwert
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