Die Orks
in die Scheide zurück.
»Wir haben uns schon so viele gemacht, da kommt es auf ein paar mehr oder weniger auch nicht mehr an. Lass eine Grube für ihn ausheben, ja?« Jup nickte.
»Dann nach Norden?«
»Nach Norden.«
Es war ungewöhnlich, irgendwo in Adpars Domäne einen trockenen Fleck zu finden. Im Hinblick auf die Physiologie der Nyadd machte Wassermangel kaum mehr Sinn als die Abwesenheit von Luft. Für Wesen, die noch abhängiger von Flüssigkeit waren, wie zum Beispiel die Merz, führte die Abwesenheit von Wasser unvermeidlich zur Abwesenheit von Leben. Wenn auch langsam. Der einzige Ort in Adpars Zitadelle, wo wasserlose Bedingungen vorherrschten, war der Zellenbereich für Gefangene, der aufgrund der Natur ihrer Regentschaft nie lange besetzt war. Nicht, dass sie diese Tatsache als Grund betrachtete, den Aufenthalt darin weniger unangenehm zu machen. Vor allem dann, wenn die Insassen Informationen liefern sollten. Da sie bei diesen Dingen gern selbst Hand anlegte, begleitete sie die Aufseher zur Zelle zweier Merzmänner, die nach einem kürzlichen Überfall gefangen genommen worden waren. Sie lagen in ihrer trockenen Zelle angekettet auf staubigen Steinplatten und waren bereits geschlagen worden. Seit fast einem Tag enthielt man ihnen bereits jegliche Feuchtigkeit vor. Adpar entließ die Wachen und stellte sich so, dass die Gefangenen sie sehen konnten. Ihre entzündeten Augen weiteten sich bei ihrem Anblick, und ihre verkrusteten Lippen bebten.
»Ihr wisst, was wir wollen«, flötete sie mit weicher, ans Verführerische grenzender Stimme.
»Sagt mir nur, wo die anderen Festungen sind, dann könnt ihr eurem Leiden ein Ende bereiten.« Ihre Ablehnung, aus heiseren Kehlen gekrächzt, hatte sie nicht anders erwartet, in Wahrheit sogar erhofft. Diese Besuche mussten das Gefühl vermitteln, etwas vollbracht zu haben, sonst waren sie nicht der Mühe wert.
»Tapferkeit kann manchmal verfehlt sein«, argumentierte sie vernünftig.
»Früher oder später finden wir ohnehin heraus, was wir wissen wollen, ob ihr uns helft oder nicht. Warum sich also dieser Qual unterziehen?« Einer verfluchte sie heiser. Der andere schüttelte den Kopf, schmerzhaft langsam, während vertrocknete Haut abblätterte. Adpar zückte eine Wasserflasche und machte aus deren Entstöpselung so etwas wie eine erotische Darbietung.
»Seid ihr sicher?«, spottete sie. Sie trank, ausgiebig und mit Genuss, wobei sie die Flüssigkeit aus ihren Mundwinkeln rinnen ließ. Immer noch weigerten sie sich, mit ihr zu verhandeln, obgleich ihre Blicke noch gieriger wurden. Sie nahm einen weichen Schwamm, tränkte ihn mit Wasser und drückte ihn über ihrem Kopf und Körper aus, um sich sinnlich in der Nässe zu aalen. Silberne Tröpfchen glitzerten auf ihrer schuppigen Haut. Sie fuhren sich mit schwärzlicher Zunge über ausgedörrte Lippen und widersetzten sich ihr immer noch. Adpar tränkte den Schwamm erneut. Die zwei Stunden erwiesen sich als gewinnbringend angelegt, sowohl im Hinblick auf die Informationen, die sie preisgaben, als auch in Bezug auf das Vergnügen, das es ihr bereitete, sie ihnen zu entlocken. Als sie ging, machte sie eine Schau daraus, Flasche und Schwamm mitzunehmen. Ihre verzweifelten Mienen setzten ihrem Vergnügen noch so etwas wie die Krone eines abschließenden Wonneschauers auf. Die Wachen warteten vor der Zelle.
»Lasst sie vertrocknen«, sagte sie.
Der Trupp setzte seinen Weg vor Morgengrauen fort. Sie schwenkten nach Nordosten, immer noch von der Annahme ausgehend, dass Haskeer nach Grabhügelstein wollte. Und sie klammerten sich an die Hoffnung, dass Coilla irgendwo zwischen ihnen und Haskeer war. Sie befanden sich jetzt in der oberen Großen Prärie, einem Gebiet, wo es nur selten Deckung gab, sodass sie noch mehr Vorsicht walten lassen mussten. Aber hin und wieder stießen sie auf kleine Wäldchen oder Baumgruppen, und der Weg, dem sie gegenwärtig folgten, wand sich in einen Wald. Sich möglicher Gefahren mehr als bewusst, ordnete Stryke die Aussendung zweier Kundschafter an und ließ auch ihre Flanken durch je ein Kundschafterpaar abdecken. Als sie zwischen den Bäumen untertauchten, sagte Jup:
»Sollten wir nicht darüber nachdenken, was passiert, wenn wir Coilla und Haskeer nicht finden? Bevor wir in Sichtweite von Grabhügelstein gelangen, meine ich. Dort wird man uns kaum einen warmen Empfang bereiten, Stryke.«
»Ich glaube, er wäre sogar sehr warm. Aber auf deine Frage weiß ich auch keine
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