Die Orks
Antwort, Jup. Um ehrlich zu sein, ich befürchte allmählich, sie könnten in eine ganz andere Richtung abgebogen sein.« Alfray nickte.
»Darüber mache ich mir auch Gedanken. In diesem Fall könnten wir nämlich unser ganzes Leben damit zubringen, sie hier in dieser Gegend zu suchen, und würden sie trotzdem nicht finden. Und wenn sie eine ganz andere Richtung eingeschlagen haben…«
»Darüber lohnt es sich nicht nachzudenken«, sagte Stryke zu ihm.
»Aber wir sollten es trotzdem tun. Es sei denn, du willst, dass wir ewig unserem eigenen Schwanz hinterherjagen.«
»Hör mal, Alfray, ich weiß ebenso wenig wie du, was wir…«
Rechts von ihnen wurde es unruhig. Das Grün erbebte, Zweige knackten, Blätter fielen. Kleinere Bäume knickten weg. Etwas Massiges kam aus dem Wald gestürmt. Stryke zügelte sein Pferd. Die ganze Kolonne hielt an. Schwerter wurden gezogen. Ein Geschöpf tauchte auf. Sein grauer Leib ähnelte dem eines Pferdes, war aber sogar größer als der eines Streitrosses, und die Beine endeten nicht in Hufen, sondern in Krallenfüßen. Mächtige Muskeln bewegten sich unter dem Fell. Der Hals war lang und schlangenartig, und über den Rücken zog sich eine zottige schwarze Mähne. Der Kopf ähnelte mit seiner Katzennase, dem gelblichen Hornschnabel und aufgerichteten, fellbesetzten Ohren dem eines Greifen. Sie sahen auch, dass er jung war, nicht einmal annähernd ausgewachsen, und dass eine seiner sehnigen Schwingen gebrochen war und schlaff herabhing. Was auch der Grund dafür war, warum das Tier trotz seiner offensichtlichen Panik nicht fortflog. Ungeachtet seiner Masse bewegte es sich mit überraschender Geschwindigkeit. Als er ihren Weg kreuzte, schoss der Kopf des Hippogryphs herum, um sie zu betrachten. Sie erhaschten einen Blick auf riesige grüne Augen. Dann stürzte er sich auf der anderen Seite des Weges wieder in den Wald und war verschwunden. Mehrere Pferde der Orks bäumten sich auf und schnaubten.
»Seht euch an, wie er rennt!«, rief Jup.
»Ja, aber warum?«, warnte Alfray. Einen Herzschlag später brachen die beiden Kundschafter für die rechte Flanke aus dem Wald hervor. Sie riefen etwas, aber die Worte waren unverständlich. Einer von ihnen zeigte in die Richtung, aus der sie kamen. Alfray lugte zwischen den Bäumen hindurch.
»Stryke, ich glaube…« Dutzende von Gestalten sprangen aus dem Wald und auf den Weg. Die vordersten waren beritten, die zweite Reihe zu Fuß. Sie waren Menschen, und jeder einzelne war schwarz gekleidet und schwer bewaffnet.
»Scheiße«, keuchte Jup. Für eine ewig dauernde Sekunde gafften die beiden Seiten einander an. Dann war der Bann gebrochen. Die allgemeine Verblüffung legte sich. Die Menschen schwenkten auf den Weg ein, fingen an zu schreien und gingen zum Angriff über.
»Wir sind zwei zu eins unterlegen!«, rief Alfray. Stryke hob das Schwert.
»Also lasst uns das Kräfteverhältnis verbessern! Kein Pardon!« Die schwarz gekleideten Reiter griffen an. Stryke bohrte seinem Pferd die Fersen in die Weichen und führte den Trupp den Menschen entgegen. Orks und Menschen prallten mit lautem Gebrüll und klirrendem Stahl aufeinander. Stryke stürzte sich auf den vordersten Reiter. Der Mann schwang ein Breitschwert, das durch die Luft pfiff, als er sich vorbeugte, um die Klinge des Orks aufzuhalten. Ihre Schwerter prallten zwei Mal aufeinander, bevor Stryke die Deckung des anderen überwand und ihm in die Hüfte hieb. Der Mensch fiel aus dem Sattel. Sein reiterloses Pferd pflügte durch die feindlichen Reihen hinter ihm und trug zur allgemeinen Verwirrung bei. Der Mensch, der den Platz des Gefallenen einnahm, bestätigte Strykes Misstrauen gegenüber leichten Siegen. Dies war ein weitaus ernsthafterer Gegner. Er war mit einer doppelschneidigen Axt bewaffnet und handhabte sie mit geübtem Geschick. Sie wechselten ein, zwei Hiebe. Danach versuchte Stryke den Kontakt seiner Klinge mit der Axt zu vermeiden, damit die schwerere Waffe sie nicht zerbrach. Während sie einander belauerten, um sich einen Vorteil zu verschaffen, traf Strykes Schwert den Holzgriff der Axt, und ein Stück splitterte ab. Das machte ihren Besitzer nicht merklich langsamer. Doch die Anstrengung, die klobige Axt zu schwingen, schaffte es. Die Bewegungen des Mannes wurden bleierner, seine Reaktionen träger. Nicht viel, aber doch genug, um Stryke einen kostbaren Vorteil zu geben. Der winzige Geschwindigkeitsvorteil gestattete Stryke einen tief angesetzten Treffer, der den
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