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Die Orks

Titel: Die Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Nicholls
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er nicht verstand und ganz gewiss nicht in Worte fassen konnte. Also versuchte er es erst gar nicht. Er lächelte einfach.
    »Bist du hier, um zu helfen?«, fragte sie. Seine Antwort bestand aus einem perplexen Blick. Sie setzte die Miene gutmütiger Stichelei auf, an die er sich langsam gewöhnte.
    »Komm mit«, sagte sie. Stryke ging mit ihr zum Meer. Sie marschierten in die milden, weißfleckigen Wellen, die auf den Strand schwappten, und wateten durch oberschenkeltiefes Wasser zum Schiff. An Seilen und Strickleitern kletterten die Orks am Schiff empor, um aufs Deck zu gelangen. Er sah bewundernd zu, wie die Frau, die sich mit athletischer Geschmeidigkeit bewegte, sich den Kletterern anschloss und die Seite erklomm. Dann hievte er sich selbst an Bord des sanft schaukelnden Gefährts. Eine Luke war mittschiffs geöffnet. Kisten, Fässer und Truhen wurden heraufgereicht. Die Orks trugen sie zur Reling und über die Bordwand, wo sich eine Kette zurück zum Strand bildete. Stryke und die Frau reihten sich in die Schlange ein und reichten Frachtstücke weiter. Er bewunderte die Anspannung der Muskeln an ihren Armen und Beinen, wenn sie eine Kiste nahm und ihm reichte.
    »Was ist in den Kisten?«, fragte er. Sie lachte.
    »Wie kannst du in der Welt zurechtkommen, wenn du so wenig weißt?« Er zuckte beschämt die Achseln.
    »Werden dort, wo du herkommst, keine Güter und Waren eingeführt?«, fragte sie.
    »Orks tun das nicht.«
    »Ach ja. Du sagtest, in deinem Land gibt es nicht nur Orks, sondern auch andere. Diese Zwerge und Gremlins und… wie hießen die anderen? Menschen.« Seine Miene verfinsterte sich.
    »Menschen stammen nicht aus meinem Land. Obwohl sie es zu ihrem machen wollen.« Sie reichte ihm ein weiteres Stück Frachtgut.
    »Ich will damit nur sagen, dass selbst dort, woher du stammst, nützliche Dinge herangeschafft werden müssen.«
    »Woher kommen diese Dinge?«
    »Von anderen Orks an anderen Orten, die Sachen haben, die wir entbehren.«
    »Von solchen Orten habe ich noch nie etwas gehört.«
    »Du willst mich ärgern.« Lächelnd wedelte sie in Richtung offenes Meer.
    »Ich meine die Länder jenseits des Ozeans.«
    »Ich wusste nicht, dass es jenseits des Ozeans noch etwas gibt. Ist nicht das Wasser alles, was es gibt?«
    »Offensichtlich nicht. Was glaubst du, woher diese Sachen stammen?« So gescholten, fing er die nächste Kiste, die sie ihm zuwarf. Mit etwas mehr Wucht als zuvor geworfen, dachte er. Er warf sie dem nächsten Ork in der Schlange zu, drehte sich wieder zu ihr um und sagte:
    »Dann sind das hier Reichtümer?«
    »Das könnte man sagen.« Sie trat aus der Reihe und nahm die Kiste in ihrer Hand mit.
    »Ich zeig's dir.« Er trat ebenfalls zur Seite. Die Reihe schloss sich sofort hinter ihnen. Es gab mehr als genug Orks, die helfen wollten. Sie stellte die Kiste auf das Schiffsdeck. Er kniete sich neben sie. Sie zog ein Messer aus ihrer Gürtelschärpe und stemmte die Kiste auf. Sie war mit einem rötlich pulverigen Zeug gefüllt, das wie getrocknete Blätter aussah. Offenbar wusste er nicht, was es war.
    »Kurkuma«, erklärte sie.
    »Ein Gewürz. Das Essen schmeckt köstlich damit.«
    »Das hat einen Wert?«
    »Wenn wir wollen, dass uns unser Essen schmeckt, ja! Das ist sein Wert. Nicht alle Reichtümer haben die Gestalt von Münzen oder Edelsteinen. Dein Schwert zum Beispiel.«
    »Mein Schwert?« Seine Hand fuhr hin.
    »Es ist eine gute Klinge, aber nichts Besonderes.«
    »An und für sich vielleicht nicht. Aber in geschickten Händen, in den Händen eines geborenen Kriegers, wird es gleich viel, viel besser.«
    »Ich verstehe. Ich verstehe tatsächlich.«
    »Und so ist es auch bei den Orks. Bei allen Lebewesen.« Sein zerfurchtes Gesicht legte sich in Falten.
    »Also da bin ich nicht so…«
    »Sie sind wie Klingen. Genauso scharf oder genauso stumpf.« Jetzt war es an ihm zu lachen.
    »Und alle haben einen Wert«, betonte sie.
    »Sogar meine Feinde?«
    »Es ist richtig, dass Orks Feinde haben. Selbst wenn sie sich ändern und aus dem Feind von heute der Freund von morgen wird.«
    »So ist meine Lage nicht«, erwiderte er kühl »Das wird nicht geschehen.«
    »Ob es geschieht oder nicht, selbst sterbliche Feinde haben ihren Wert.«
    »Wie könnten sie?«
    »Weil es möglich ist, ihr Kampfgeschick und ihre Entschlossenheit zu achten, sprich wertzuschätzen. Ihren Mut, wenn sie welchen haben. Nicht zuletzt sind sie deshalb kostbar, weil sie einfach da sind, sodass ein Ork ihnen

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