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Die Orks

Titel: Die Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Nicholls
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sagte müde:
    »Zerlegt die verdammten Biester und nehmt das Fell. Vielleicht brauchen wir es noch.« Die lang anhaltende Dämmerung des Nordens ging allmählich in Finsternis über. Der Schneeschauer zog vorüber, und im Norden über der Eisscholle funkelten Sterne. Als der Mond aufging, trottete der Trupp in den Windschutz des Gletschers zurück. Sein Eis reflektierte genug Licht, um ihre Schritte zu lenken. Jup, der die Führung übernommen hatte, blieb plötzlich stehen.
    »Seht ihr?«, krähte er.
    »Ich habe euch doch gesagt, ich hätte ein Licht gesehen!« Vor ihnen stand ein gigantischer Eispalast.
    Als sie näher kamen, wurden sie vor Ehrfurcht immer langsamer. Der Palast war immens, seine schlanken Türme glänzten im Mondlicht, und sein strahlendes Weiß ließ den Gletscher dahinter schmutzig aussehen. Frei schwebende Pfeiler rahmten den Palast in eleganten Kurven ein. Statuen standen in dunklen Nischen, die
    unter ihrem Überzug aus verkrustetem Schnee nicht näher auszumachen waren. Es hätte eine geisterhafte Erscheinung von unglaublicher Schönheit sein können, hätten nicht Lichter in den Turmfenstern gefunkelt. Kaum vom Glanz der Sterne zu unterscheiden, leuchtete der gelbe Schein von Kerzen passend hinter gewölbten Fensterflügeln.
    »Wären wir bei Tageslicht hierher gekommen, hätten wir das nie gesehen«, hauchte Coilla, die verzückt aufwärts starrte.
    »Nun, da wir es gesehen haben, lasst uns auch hineingehen«, schlug Jup vor.
    »Dieser Wind friert mir den Arsch ab.« Die Vielfraße marschierten darauf zu, da Jup im Zickzack voranging, aber der Palast schien nicht bewacht zu sein. Die riesigen Tore standen offen. Neben ihnen wirkten die Orks wie Zwerge, als sie in den Palasthof schlichen. In seiner Mitte stand ein zugefrorener Springbrunnen. Weiße Haufen erwiesen sich als Bäume, die in der tödlichen Kälte umgeknickt waren.
    »Hier muss es einmal wunderschön gewesen sein, bevor die Eisscholle gekommen ist«, sagte Coilla leise. Haskeer schlenderte vorbei.
    »Ja. Bevor die Menschen alles verdorben haben. Hat schon irgend jemand einen Weg hinein gefunden?« Niemand hatte. Jup und seine Gefährten sahen sich überall um, wobei sie sich dicht an den Mauern hielten, aber sie fanden keinen Eingang. Haskeer brüllte plötzlich:
    »Hallo? Ist da jemand?« Seine Stimme hallte zurück, und eine kleine Lawine fiel vom Dach. Doch er bekam keine Antwort. Dann fegte ihnen ein scharfer Wind Schnee ins Gesicht. Alles verschwand unter einer erstickenden weißen Decke. Sie saßen draußen in einem Schneesturm fest.
    Jennesta fluchte und wich von dem Fass mit geronnenem Blut zurück. Es schien nicht zu funktionieren. Ihre Gedanken irrten im Kreis herum wie in einer Tretmühle, und sie konnte sich nicht konzentrieren. Sie hatte den Verdacht, dass die Hohepriesterin von Ruffettsblick so eilig aufgebrochen war, um die Vielfraße zu verfolgen, aber sie hatte keine Ahnung, warum. Es war nur so, dass Krista Galby keinen anderen Grund gehabt haben konnte, der königlichen Audienz fernzubleiben. Was spielte es für eine Rolle? Sollte die Menschenfrau sich in einer schweißtreibenden Verfolgungsjagd aufreiben. Aber zuerst brauchte sie Informationen. Würde doch nur dieser Bottich mit Blut nicht so schnell gerinnen. Sie sah immer nur weiß. Sie schnippte mit den Fingern, und ein
    zusammengekauerter Lakai reichte ihr einen Becher Quellwasser. Dann seufzte die Königin und setzte ihre Arbeit fort. Zuerst glaubte sie, dass es immer noch nicht funktionierte. Dann hörte sie etwas. Jemanden. Es war eine Frauenstimme, schrill, die monoton leierte. Sanara führte wieder Selbstgespräche. Als sie sich weiter vorbeugte, sah Jennesta, wie die Vision sich ausdehnte. Sanara erhob sich und verdeckte dabei einen Teil eines Fensters. Jetzt begriff Jennesta, was passiert war. Ihr Bildausschnitt war zu klein gewesen. So hatte sie lediglich die Eiswüste draußen gesehen. Ihr ging auf, dass sie die ganze Zeit auf Schnee gestarrt hatte. Etwas – vielleicht eine Störung im Äther – hatte ihre Perspektive ein wenig verschoben. Jetzt senkte sie ihren Blickwinkel ein wenig, um das Gesicht ihrer Schwester sehen zu können. Jennesta wollte gerade etwas sagen, als sie plötzlich innehielt. Sie ignorierte Sanara völlig und starrte an ihr vorbei in die Nacht hinaus. Etwas bewegte sich dort draußen, etwas, das eine merkwürdige Anziehungskraft auf sie ausübte. Durch die wirbelnden Schneeflocken sah sie die Vielfraße in der Ecke

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