Die Orks
Mauer aus scharfem Metall gegenüber, vereitelten aber jeden Versuch, Stryke und Alfray zu Hilfe zu eilen.
Wiederum ging der Rudelführer auf Alfray los. Seine Krallen bohrten sich in Alfrays Ärmel, und der alte Ork wurde von den Beinen geholt. Doch Stryke war zur Stelle und schlug mit dem Schwert zu. Die Spitze seiner Klinge traf die Flanke der Bestie. Eine rote Linie verdunkelte das sahnefarbene Fell, und der Schneeleopard sprang außer Reichweite. Stryke riskierte einen Blick. Der Rest des Kriegstrupps war zu weit entfernt, um ihm und Alfray von Nutzen zu sein.
»Alles in Ordnung, mein Alter?«, japste er.
»Ja. Aber Schluss jetzt mit ›mein Alter‹! Halte sie mir einen Augenblick vom Leib, ja?« Stryke blieb keine Zeit zu streiten. Die Schneeleoparden begannen ein tödliches Spiel, indem sie einer nach dem anderen immer wieder fintierten oder tatsächlich angriffen. Er wusste, dass er sie nicht ewig abwehren konnte, wagte aber nicht, den Blick von ihnen loszureißen, um herauszufinden, was Alfray tat. Der Gefreite verfluchte seine kalten, steifen Finger, als er an den Schnallen seiner Heilertasche herumfummelte. Endlich, schon fast verzweifelt, fand er die gesuchte große Steinflasche. Er goss etwas davon in den nassen Schnee und wich gerade noch rechtzeitig zurück. Türkisfarbene Flammen schossen mit lautem Zischen in die Höhe und versengten ihm die Augenbrauen. Die Raubkatzen sprangen geblendet und verwirrt zurück.
»Was ist das?«, staunte Stryke. Alfray antwortete nicht. Vielmehr durchtrennte er eine Rolle Verbandsstoff, spießte die eine Hälfte auf sein Schwert und hielt sie dann in die stechenden Flammen. Ein Ruck mit dem Handgelenk, und der Feuerball flog durch die Luft und landete auf dem Rücken des jüngeren Leoparden. Flammenzungen versengten sein Fell bis zur Fettschicht darunter. Dann stand plötzlich die gesamte Bestie in Flammen. Sie stieß einen unirdischen Schrei aus und rannte über die sich rasch verdunkelnde Ebene außer Sicht. Mittlerweile wurde das seltsame blaue Feuer kleiner, bis es schließlich in einer Pfütze aus Schneematsch vor Alfrays Knien erlosch. Die andere Bestie umkreiste sie und sprang dann den knienden Gefreiten an. Stryke ließ sich fallen und hielt die Klinge aufrecht. Als die Bestie über ihn flog, stieß er das Schwert mit aller Kraft aufwärts. Das rasiermesserscharfe Metall trennte den Bauch des Leoparden auf. Stinkende Eingeweide fielen auf den Ork darunter. Während er sich hastig mit einem Ärmel über die Augen wischte, sah Stryke den Anführer des Rudels gleich hinter sich in einem Haufen verstrickter Gliedmaßen zusammenbrechen. Er holte tief Luft und hustete wegen des Gestanks in seiner Nase. Alfray eilte auf Strykes dem Wind zugewandte Seite und keuchte mühsam:
»Danke, Stryke.«
»Kannst du das wiederholen?« Alfray schüttelte die Flasche. Flüssigkeit schwappte darin.
»Ein, vielleicht auch zwei Mal.«
»Dann los.« Ohne zu ahnen, dass die Rettung zurück zum Kriegstrupp trottete, schnauzte Coilla,
»gib mir das!«, und entriss einem Gemeinen dessen Schwert. Sie trat aus der schützenden Masse der Leiber vor und warf es auf den nächsten Leopard. Die Klinge durchschnitt das Rückgrat, und die Bestie lief noch einen Augenblick auf den Vorderpfoten weiter, bevor ihr aufging, dass ihre Hinterpfoten gelähmt waren. Coilla lief von hinten darauf zu und stieß dem Leopard ihr eigenes Schwert in den Nacken. Eine Blutfontäne spritzte in den Schnee. Blieben noch zwei. Während Stryke dem Heiler Deckung gab, mischte der wieder sein Feuergebräu. Sie schalteten einen der Leoparden damit aus, aber die restlichen Tropfen des Tranks reichten nicht mehr zur Selbstentzündung. Die verbliebene Bestie geriet in Panik. Sie entfernte sich mit weiten Sätzen vom brennenden Kadaver ihres Artgenossen und fand sich direkt vor Stryke wieder. Ihr blieb keine Zeit, den knochigen Schädel zu senken. Der Kopf war erhoben und damit die Kehle entblößt. Der Leopard lief geradewegs auf seine Klinge, und sein eigener Schwung trieb ihn bis zum Heft. Die riesigen Zähne waren nur eine Haaresbreite von Strykes Gesicht entfernt. Mit einem Ausdruck der Überraschung in den grünen Augen fiel er zur Seite, während ihm blutiger Schaum aus dem Hals quoll.
Sein Sturz riss Stryke das Schwert aus der Hand. Fluchend sprang er zurück und zog sein Messer, aber die Leoparden waren alle tot. Er setzte sich auf die Flanke desjenigen, der ihm das Schwert entrissen hatte, und
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