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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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treffen.«
    Jakob tippte etwas.
    »Ist das nicht ein bisschen kindisch?«
    »Mag sein«, sagte Mara. »Aber irgendwie habe ich das Gefühl gehabt, ich kann in Twinworld ich selbst sein. Als ich noch bei meinen sogenannten Eltern wohnte, war es so eine Art virtuelles Rückzugsgebiet. Eine Weile bin ich dann gar nicht mehr dort gewesen. Als die Zusammenarbeit mit Gritti losging, habe ich wieder damit angefangen.«
    »Du meinst, weil dich dort keiner kennt, während dich die Leute auf der Straße ansprechen, weil sie dich auf den Plakaten gesehen haben?«
    »Was ist Twinworld?«, fragte Wessely, der immer noch wie eine schwarze Statue an der Tür stand. »Ich dachte, wir nehmen mit Deborah Fleur über E-Mail Kontakt auf?«
    »Willst du es ihm erklären, oder soll ich es tun?«, fragte Jakob, der nun auf einen großen Button mit dem Wort »Download« klickte. Ein weiteres Fenster öffnete sich, und ein blauer Balken begann von links nach rechts zu wachsen, während darüber eine Zahl nach oben schnellte. Jakob war dabei, die Twinworld-Software zu installieren.
    »Es ist eine virtuelle, künstliche Welt, die nur im Netz existiert«, sagte Mara. »Eine Art Parallelwelt. Jeder, der sich anmeldet, die Software installiert und den Planeten betritt, ist dort als künstliches Wesen unterwegs. Als Avatar.«
    »Und warum tut man das?«, fragte Wessely. »Wäre es nicht einfacher, direkt über Mail oder im Chat in Kontakt zu treten?«
    »Man kann alle möglichen Gestalten annehmen«, sagte Jakob. »Es ist sozusagen ein Rollenspiel. Manche gehen als Ritter, manche als Prinzessinnen, andere nehmen die Gestalt eines Tiers an oder einer anderen Fantasiefigur. Die Ausstattung, mit der man seinen Avatar verändern kann, findet man in der Welt selbst vor. Twinworld ist aber gleichzeitig viel mehr als das. Diese Welt wird von ihren Bewohnern selbst gebaut und weiterentwickelt. Man kann einzelne Abschnitte kaufen oder mieten und sie nach eigenen Vorstellungen gestalten. Man kann sogar innerhalb der Welt Dinge programmieren und sie so beherrschen. Es ist eine Welt innerhalb des Internets.«
    »Seltsam, was die modernen Zeiten so hervorbringen«, sagte Wessely.
    »Mag sein. Aber es stecken auch großartige Möglichkeiten darin … So, fertig.« Jakob schob Mara das kabellose Keyboard hin. Sie nahm die Maus, startete das Programm und wurde aufgefordert, ihren Namen und ihr Passwort einzugeben. Sie tippte.
    »Tamara?«, fragte Wessely, der näher gekommen war. »Warum nennen Sie sich so? Wäre es nicht besser gewesen, Sie hätten sich einen ganz anderen Namen gegeben?«
    »Am Anfang war das auch so. Aber als Deborah herausgefunden hat, dass meine Mutter Tamara hieß, habe ich beschlossen, mich in Twinworld so zu nennen. Meine Violine nenne ich auch so.«
    Mara wollte auf »OK« klicken, um sich einzuloggen, doch da hielt Jakob ihre Hand fest.
    »Moment«, sagte er. »Habe ich das richtig verstanden? Deborah hat etwas über deine Familie erforscht?«
    »Ja, sicher. Das habe ich doch gesagt, oder nicht?«
    »Nein, das haben Sie nicht«, sagte Wessely, der nun hinter Mara stand. Von hier aus konnte er genau beobachten, was auf dem Bildschirm vor sich gehen würde. »Wir haben gedacht, Sie hätten Deborah Fleur über Gritti kennengelernt. Weil sie für ihn arbeitete.«
    »Nein, im Gegenteil. Dass sie etwas mit Gritti zu tun hatte, wurde mir erst viel später klar. Aber ist das denn so wichtig?«
    »Ist es«, sagte Jakob. »Erzähl es uns. Was hat sie über deine Familie in Erfahrung bringen können?«
    »Keine Angst«, sagte Mara. »Sie hat nicht den Beweis erbracht, dass ich in direkter Linie von Orpheus abstamme.« Es sollte ein Witz sein, doch Jakobs und Wesselys Mienen blieben ernst.
    »Sie hat den Namen meiner Mutter herausgefunden. Und wo ihr Grab liegt.«
    »Und über Ihren Vater?«, fragte Wessely.
    »Nichts. Aber das ist doch schon mal was. Die Frage, woher meine Familie stammt, beschäftigt mich schon lange. Es ist nicht so einfach, als Adoptivkind aufzuwachsen … Vor allem, wenn man sich mit seinen Pflegeeltern nicht versteht.« Sie unterbrach sich und blickte in die Gesichter von Jakob und Wessely. Ihr war klar, was sie von ihr erwarteten. So erzählte sie ihnen haarklein, wie sie Deborah kennengelernt hatte.
    »Sie hat sich in Ihr Vertrauen geschlichen«, sagte Wessely. »Sie hat Ihnen die Geschichte von dieser Tamara präsentiert, damit Sie ihr vertrauen. Damit sie irgendwann darauf bauen konnte, Sie auf ihrer Seite zu haben, wenn

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