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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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drang ein Keuchen aus der Finsternis.
    Was haust dort hinter dem Eingang?, fragte sich Mara.
    Das Fauchen wurde lauter, und längst hatte es die zarten Töne der Geige übertönt.
    Mara spürte eine wachsende Beklemmung. Sie wollte fliehen, aber hinter ihr ragten die steinernen Wände des Stephansdoms auf, und als sie sich suchend umdrehte, um einen Ausgang zu entdecken, sah sie sich einer großen Menschenmenge gegenüber. Die Leute waren dunkel gekleidet und standen in den Kirchenbänken. Stumm sahen sie Mara an, und obwohl sie kein Wort sagten, wurde Mara klar, dass sie etwas von ihr wollten.
    Sie verlangten, dass sie in den Tempel ging. Dass sie sich dem stellte, was darin hauste.
    Und immer lauter fauchte und wütete.
    Mara spürte einen Stoß in ihrer Seite und schlug die Augen auf. Während sie noch realisierte, wo sie war, begann das Bett zu wackeln. Jakob ächzte schlaftrunken neben ihr, und da kam ein Geräusch von weiter weg. Ron sagte: » Hello. «
    Mara fuhr auf und sah, wie Jakob zu Ron hinüberging.
    Hatte sie das Telefon nicht ausgeschaltet? Und jetzt hatte es wieder vibriert. Das Geräusch überlagerte sich immer noch mit den Bildern von dem Monster in dem Tempel, aber schon fiel die Erinnerung an den Traum in sich zusammen, sie schmolz dahin wie ein ehemals künstlerisch geformtes Stück Eis in der Sonne. Einen Moment lang konnte man seine Kontur noch erahnen, dann verschwand es im Nichts.
    »Wer hat da angerufen?«, rief Jakob, und Ron murmelte etwas.
    Sicher war er irgendwann wach geworden, vielleicht um aufs Klo zu gehen. Er hatte festgestellt, dass sein Handy ausgeschaltet war. Wahrscheinlich gehörte er zu den Leuten, die das Telefon auf Standby bereithielten. Und so hatte er es wieder eingeschaltet.
    Jakob kam zurück zum Bett. Er trug nur grüne Shorts, und Mara bemerkte, dass seine Unterschenkel stark behaart waren. Mit blonden Haaren. Sie schimmerten golden in dem schwachen Licht.
    »Wir müssen sofort weg«, sagte er.
    Mara sah auf die Uhr. Es war kurz vor acht.
    »Komm, steh auf!«
    »Was ist denn los?«, rief Ron. »Ihr wollt weg? Jetzt?«
    Jakob sah Mara an. »Es kann sein, dass er es war. Und da Ron an sein Telefon gegangen ist, weiß er, wo wir sind. Er kann es orten.«
    Mara schüttelte den Kopf. »Aber wie soll er denn überhaupt an Rons Nummer gekommen sein? Er weiß doch gar nicht, dass du Kontakt zu Ron hast. Geschweige denn, dass wir hier sind.«
    »Er war in meinem Haus. In meinem Laden. In meiner Wohnung. Er hat alle Daten runtergeladen. Er hat gesehen, dass ich Ron angerufen habe, bevor wir herkamen. Wir dürfen nichts riskieren. Los.« Er schlug die Decke zurück. Mara trug nur Slip und T-Shirt. Sie spürte Kälte an den Beinen. Ron glotzte sie an, aber sie wusste nicht, ob er es tat, weil sie in Unterwäsche dalag oder weil er einfach nur verwirrt war.
    » What the hell are you talking about? «, rief er. »Wer ist er ? Wer hat uns aufgespürt? Habt ihr gestern nicht noch irgendwas von einem Musikmanager erzählt, mit dem Mara Stress hat?«
    Jakob zog bereits seine Hose an. »Ich erkläre es dir später. Danke, dass wir bei dir übernachten durften.«
    Auch Mara griff nach ihrer Kleidung. Als sie fertig waren, saß Ron in seinem Sessel und drehte sich einen Joint.
    Vielleicht war das gar nicht so schlecht. Wenn es ihn dazu brachte, die Tür zuzulassen, sollte Quint hier auftauchen.
    »Lass keinen rein«, sagte Jakob. »Und noch mal danke.«
    Damit verließen sie die Wohnung und liefen die Treppe hinunter.
    Quint bewegte sich mit dem Strom im Meer der Menschen, die zur Arbeit fuhren. Routinemäßig nahm er die vielen Videokameras wahr, die die U-Bahnen überwachten. Er glaubte nicht, dass es jemals dazu kommen würde, dass jemand sein Gesicht in den Aufzeichnungen suchte, aber er bemühte sich trotzdem, nicht aufzufallen. Wie die Passanten um ihn herum blickte er schräg vor sich auf den Boden.
    Er eilte die Treppen hinunter und nahm sich noch nicht einmal die Zeit, genau nachzusehen, welche U-Bahn er nehmen musste. Er wirkte wie jemand, für den die Fahrt nur eine tägliche Pflicht darstellte.
    Er zog eine Karte. Der Zug fuhr an den Bahnsteig. Quint stieg ein, setzte sich nicht, sondern blieb stehen. Bevor die U-Bahn anfuhr, ertönte eine Durchsage, die Quint nicht verstand, deren Sinn er aber erahnte.
    Schließlich erreichte er die Station Karlsplatz. Der Menschenstrom spülte ihn nach oben, und während sich die anderen in irgendwelche Bürohäuser oder Geschäfte

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