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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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leere Saiten nicht vor, in den schnellen waren die Töne viel zu kurz, um isoliert werden zu können.
    Schließlich hatten sie alles durch: »Yearning«, »Horizons of Harmony« …
    »Eigentlich wäre es sowieso besser, wenn wir die Töne von der Geige ganz alleine hätten«, sagte Jakob. »Ohne Begleitung. Es darf nichts Störendes geben. Keine anderen Instrumente, keine andere Klangquelle. Kein Playback, kein Background. Daher ist der Ton, den wir hier gefunden haben, auch nicht gut geeignet.«
    Mara überlegte. »Ich habe viele Probeaufnahmen gemacht«, sagte sie. »Gleich nach der ersten Begegnung mit John. Aber die sind natürlich nie ins Internet gekommen.«
    »Aber dabei wirst du doch auch Stücke gespielt haben. Mit Begleitung oder Playback.«
    Sie versuchte, sich alles ins Gedächtnis zu rufen. Wie sie damals Björn verlassen hatte. Wie sie nach Köln gefahren war. Wie sie John angerufen hatte. Und wie sie dann irgendwo an einer Straße stadtauswärts in einem Kellerstudio gestanden hatte. In einem schallisolierten, mit grauem Schaumstoff ausgekleideten Raum. Um sie herum hingen Mikrofone von der Decke. Hinter einer großen Glasscheibe saß der Tontechniker am Mischpult. Hinter ihm stand John und lächelte ihr aufmunternd zu.
    »Er hat die Geige erst mal durchgemessen«, sagte sie.
    »Wen meinst du mit ›er‹?«
    »Der Tontechniker, der die Aufnahmen gemacht hat. Damals in Köln. Ich weiß noch genau, wie ich in dem Studio stand. Ich habe die Geige gestimmt, und dabei streicht man nacheinander die leeren Saiten an. Das Mikro war bereits offen. Er hat irgendwelche Regler verstellt, und dann hat er mich aufgefordert, etwas zu spielen. Ich habe einfach angefangen zu improvisieren …«
    »Das heißt, diese Aufnahmen enthalten das, was wir brauchen?«, fragte Jakob.
    »Da bin ich sicher.«
    »Und wo befinden sie sich?«
    »Wahrscheinlich gibt es eine Kopie in dem Studio in Köln. Aber frag mich nicht, wo das genau war. Irgendwo stadtauswärts. Aachener Straße oder so.«
    »Weißt du, wie der Besitzer des Studios hieß?«
    »Ich habe mich damals darum nicht gekümmert. Ich hatte nur Augen für Gritti. Er wollte mich fördern. Für mich war er derjenige, für den ich spielte. Er hat alle Aufnahmen bei sich archiviert. Das heißt, sein Bruder besitzt sie jetzt.«
    Jakob sah nachdenklich auf den Rechner. »Natürlich … Meine Güte, sind wir dämlich. Wir müssen nicht nach Köln fahren. Wir müssen ja nur …«
    »Was müssen wir?«
    »Auf Grittis Server. Dort liegt doch alles. Die ganze Geschichte deiner Karriere ist dort gespeichert.«
    »Aber wie kommen wir da ran?«
    »Es wird nicht leicht sein. Aber ich kann es versuchen. Wir brauchen nur etwas Zeit.«
    Zeit … Hatten sie Zeit? Deborah und Quint waren hinter demselben her wie sie. Und sie fragte sich, was den Amerikaner davon abhielt, hier aufzutauchen und sie unter Druck zu setzen.
    Unwillkürlich sah sie zu dem Vorhang, hinter dem das dunkle Ladenlokal lag. Es war sehr still um sie herum. Die große Stadt schien gar nicht mehr zu existieren. Es war, als wären sie hier in einer Art Luftblase gefangen, in der sie durch die Zeit trieben.
    Sie beobachtete, wie Jakob die Internetseite von Grittis Firma aufrief. Ein paar Klicks, und die bunten Farben, die Schriften und das ganze Layout der Seite waren einer schwarzen Fläche gewichen, auf der weiße Steuerzeichen erschienen. Jakob runzelte die Stirn und arbeitete sich durch den Zeichensalat, in dem Mara Computerbefehle erkannte, eingerahmt von spitzen Klammern, von Doppelpunkten und Schrägstrichen.
    Zeile für Zeile ging Jakob die Seite durch. Irgendwann nickte er. »Den Server habe ich. Jetzt kommt’s nur noch darauf an, wie er gesichert ist.«
    Mara hörte nur auf ihren Herzschlag und blickte wieder zu dem Vorhang. Dahinter liegt die gefährliche Welt, dachte sie.
    Und sie wünschte, Jakob käme schneller voran.
    Quint hatte der Musik gelauscht und hörte jetzt das verhaltene Gespräch der beiden. Er verstand zu wenig Deutsch, um zu begreifen, worum es ging. Aber ihm war klar, dass sie Maras Musikstücke nach irgendetwas durchsuchten.
    Als die Musik schwieg, fiel mehrmals das Wort »Studio« und der Name der Stadt Köln, von der Quint wusste, wie sie auf Deutsch hieß.
    Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen, bis er nahe an den Vorhang herangekommen war. Der Spalt, durch den das Licht fiel, war höchstens so breit wie ein Finger, aber wenn Quint die Augen zusammenkniff, konnte er den Monitor

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